Genießen ob der Tauber ist gefragt

Neuer Verein setzt auf Qualität und Regionalität

ROTHENBURG – Das „Genießen ob der Tauber“ soll zu einem neuen Qualitätsbegriff werden. Dazu haben jetzt acht Gastronomen einen gleichnamigen Verein gegründet und sich zu regionalen Angeboten verpflichtet. Tourismuschef Dr. Jörg Christöphler begleitet das Vorhaben als wirksame „Stärkung der Wein-Kulinarik”, wie er betont.

Vorsitzender wurde Klaus Sackenreuther, Stellvertreterin Stefanie Schlag (von links), hier bei der Gründungsversammlung.  Fotos: diba

Vorsitzender wurde Klaus Sackenreuther, Stellvertreterin Stefanie Schlag (von links), hier bei der Gründungsversammlung. Fotos: diba

Als frisch gewählter Gründungsvorsitzender kündigte Klaus Sackenreuther (Gasthof zur Sonne) für nächstes Jahr gemeinsame Aktionen an. Zur Selbstverpflichtung der Betriebe gehört, dass sich mindestens ein regionales Gericht mit einer ausformulierten Weinempfehlung auf der Speisekarte findet. Der Begriff soll zu einem „Qualitätssiegel” für den Gast werden, das entsprechende Logo wird in Kürze die Häuser zieren.

Auch die in der „Glocke” im kleinen Gründungskreis anwesende Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, Marion Beugler, betrachtet den neuen aus der Weindorf-Gemeinschaft heraus entstandenen Verein als Bereicherung für das örtliche Restaurantangebot. Zum Vorstand gehören Stefanie Schlag (Hotel Eisenhut) als die 2. Vorsitzende, ferner Marco Moretti (Restaurant Italia) als Kassier und Stefan Teutscher (Restaurant Rödertor) als Schriftführer. Weitere Mitgliedsbetriebe sind außerdem das Weingut und Hotel „Glocke”, das Hotel „Roter Hahn”, das Hotel „Schranne“ und das „Culinaro” („Eventküche“).

Zum erstenmal wurde damit neben anderen Hotelvereinigungen (örtlich „Pro Gast” und überörtlichen Qualitätszusammenschlüssen, denen mehrere hiesige Häuser angehören) eine Gruppierung aus der Taufe gehoben, der es gezielt um Wein und Kulinarik geht. Dabei steht die Kochkunst in Verbindung mit regionalen Erzeugnissen und bei den Getränken erlesenen Weinen aus Tauberfranken einschließlich des württembergischen und badischen Teils, wie Winzer Albert Thür­auf herausstellt.

Die Gerichte, auf die man abhebt, stammen aus dem fränkisch-hohenlohischen Raum, denn schließlich ist gerade das baden-württembergische Nachbargebiet reich gesegnet mit natürlichen Produkten. Das Hällische Schwein zum Beispiel hat schon landesweite Berühmtheit erlangt, Direktvermarktung wird vielerorts gepflegt. Fritz Gempel, der sich mit um das Marketing kümmert, verweist auf Stichworte wie Gans und Ente, Reh und Hirsch „von unseren Jägern“, auf Produkte aus den Taubermühlen oder den Wettringer Tauberapfel sowie fränkischen Grünkern. Manches sei „so einfach wie die Fastengerichte der Jakobsweg-Pilger, manches ist speziell wie die Tauberschnecken oder das Würzen mit fränkischem Safran!”

Erlesene Tauberweine

Schafe und Ziege spielen natürlich eine Rolle und sind zugleich für den Naturschutz und die Beweidung wichtig. Auf Besonderheiten wie die Rebsorte „Tauberschwarz”, die fruchtige Rotweine liefert, wird ebenso verwiesen – und den Reichtum der individuellen Bewirtschaftung von Weinberghängen wie sie beispielhaft der hiesige Winzer durchführt.

Tourismuschef Christöphler, Glocken-Wirt und Winzer Thürauf.

Tourismuschef Christöphler, Glocken-Wirt und Winzer Thürauf.

Als das Weindorf vor etlichen Jahren als sommerliches mehrtägiges Ereignis startete, war die äußerst erfolgreiche Entwicklung nicht absehbar. Nun hat sich ein Stamm an Beschickern herauskristallisiert, die das Fest auch in seinen Standards prägen. Wenn nun die meisten der Vereins­mitglieder zugleich Weindorf-Wirte sind, ist das nur naheliegend. Als ein Ziel sieht es der Tourismuschef an, „stolz auf die Regionalität des Angebots zu sein!” Fritz Gempel wird mit seinem Marketingbüro den Start des Vereins noch begleiten, ebenso wie das Verkehrsamt. Christöphler dazu: „Sehen Sie das vor allem als weitere Geburtshilfe”.

Gäste suchen Regionales

Vorsitzender Klaus Sackenreuther unterstreicht, dass man auch für „den kleinen Geldbeutel“ in allen Kate­gorien leistungsfähige Betriebe habe. Die Frage der Presse, ob nicht manchesmal der einheimische Gast zu wenig beachtet wird, wiesen alle mit Vehemenz zurück. Das sei leider ein „nicht ausrottbares Vorurteil“ wie es immer wieder verbreitet werde. Auch die Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes ist der Überzeugung, dass Rothenburgs Gastronomie sich um alle Gäste gleichermaßen sehr engagiert bemüht. Der Gast wisse auch, was er wolle und verlange durchaus nach lokalen oder regionalen Produkten.

Die erfolgreiche Aktion mehrerer Gasthäuser des Umlandes mit den beliebten Schlemmerwochen begrüßt man, hält auch, wie Christöphler auf Nachfrage betont, viel von Kooperation dort, wo sie sinnvoll scheint – allderings gehe es hier um ein rein Rothenburger Angebot und seine Aufgabe bei der Stadt sei es sich darum zu kümmern.

Bislang hat es zwar den mehrjährigen Versuch zu einem kulinarischen Rundgang unter Pro-Gast-Häusern in Rothenburg gegeben, aber wie Stefan Teutscher sagt wurde dies mangels Nachfrage jetzt wieder eingestellt. Umso wichtiger wird es sein, dass die neue Gruppe ihre Leistungsfähigkeit wirksam an den Gast bringt, wozu nicht nur das qualitativ besondere Angebot, sondern auch die entsprechende Vermarktung gehört. Die Weichen dafür sind jedenfalls gestellt.

Für den Verein wird die Gemeinnützigkeit beantragt. Wer mitmachen will muß derzeit einen einmaligen Aufnahmebeitrag in Höhe von tausend Euro berappen, der dann jährlich steigt und ab Januar 2018 bei 1500 Euro liegt. Damit will man einen Anreiz schaffen nicht allzulange mit dem Aufnahmeantrag zu warten. Hinzu kommen die Mitgliedsbeiträge in Höhe von monatlich 50 Euro. Allerdings hat man die Gründungsmitglieder von der Aufnahmegebühr befreit, da sie schon die entsprechende Vorarbeit geleistet haben, wie man unterstreicht.

Das Problem bei solchen an Qualität orientierten Zusammenschlüssen ist in der Praxis oft die Einhaltung eines Standards bei allen Mitgliedern, so dass es keine allzu großen Leistungsschwankungen gibt. Dazu sind zwar satzungsgemäß keine näheren Kriterien festgelegt, aber die acht Gründungsmitglieder sehen sich als Garanten dafür, dass nur „die dazu passenden Bewerber“ aufgenommen werden. Darüber können die Mitglieder dann mit einfacher Mehrheit beschließen.

Dass man einen ordentlichen Gastronomiebetrieb führen muss und eine entsprechende Küche hat versteht sich von selbst. Da müsse noch selbst gekocht werden. Albert Thürauf drückt es mit trefflichen Worten so aus: „Wir sind die Leute, die Messer in den Schubladen haben und keine Scheren”. Damit spielt er auf die manchmal sogar in anspruchsvoller Gastronomie eingesetzte verpackte Tiefkühl-Fertigware an.

Umso mehr möchte man den Gast wieder auf den Geschmack bringen, wobei es nicht immer ums Geld geht, denn einfache natürliche und regionaltypische Gerichte müssen preislich nicht abheben. Neben Küchenqualität und Wein-Auswahl kommt es ebenso auf das Ambiente des Lokals und nicht zuletzt die Freundlichkeit des Personals an. diba

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