Und die eigenen Anliegen?

Nach 75 Minuten Vortrag sind die Zuhörer bei der Bürgerversammlung etwas müde

ROTHENBURG/DETWANG – Eher in Grenzen gehalten hat sich zum Auftakt der 2015er Reihe das Interesse der Bevölkerung an den Bürgerversammlungen in der Stadt und in den Ortsteilen. Dabei gab es diesmal eine interessante Premiere. Zum ers­ten Mal fand der Start nicht im Musiksaal statt, weil der derzeit umfangreich umgestaltet wird, sondern in der Mensa des neuen Grundschul-Erweiterungsbaus am Topplerweg.

Donnerstagabend im Detwanger Gemeindehaus: Die Bürgerversammlung läuft.  Foto: Weber

Donnerstagabend im Detwanger Gemeindehaus: Die Bürgerversammlung läuft. Foto: Weber

Aber auch dieses Novum vermochte nicht genug Reiz zu versprühen, um anregend auf den in den letzten Jahren stetig nachlassenden Besuch zu wirken und am Dienstagabend die Massen zu locken. Auch bei Bürgerversammlung Nummer zwei am Donnerstagabend im evangelischen Gemeindehaus Detwang blieben viele Stühle unbesetzt. Zieht man die Vertreter von Stadtverwaltung und Stadt-rat ab, kam dort gerade mal ein Häuflein von anderthalb Dutzend wirklichen Besuchern zusammen.

Als Unterkunft ausgeschieden

Nach rund 75 Minuten computergestützten Vorträgen mit einer Unzahl von Zahlen und Angaben zu aktuellen und relevanten Themen aus der Stadt und der Stadtverwaltung (siehe Beitrag unten) hatten die anwesenden Detwanger nur noch begrenztes Bedürfnis, dem Abend eigene Akzente zu geben. Was nicht bedeutet, dass die von ihnen angesprochenen Themen und Anliegen uninteressant gewesen wären.

Angesichts des weiteren Zugangs an Flüchtlingen rückte unversehens das große Hotel-Projekt auf dem Brauhaus-Gelände in den Mittelpunkt. Nicht etwa, weil man in den Ruinen oder Katakomben im dortigen Bereich Menschen unterbringen möchte. Nein, ein Detwanger empfahl den nur noch von zwei Mietern genutzten Wohnblock in der Mergentheimer Straße als mögliche Unterkunft für Asylsuchende.

Das scheide schon deshalb aus, weil das Gebäude wegen einer bis 2018 laufenden vertraglichen Vereinbarung mit der Brauhaus-Projektgruppe nicht mehr neu als Wohnraum vergeben werden dürfe, sagte Oberbürgermeister Walter Hartl dazu.

„Starkes Stück“

Woraufhin in der Versammlung kaum einer übrigblieb, der auch nur einen einzigen Cent auf das Zustandekommen dieses ehrgeizigen Projektes gewettet hätte. Immerhin sei das Premium-Hotel in spe jetzt schon seit der Jahrtausendwende im Schwange und es werde je nach Lust und Laune mehr oder weniger heiß aufgekocht ohne dass unter dem Strich wirklich etwas passiere.

Das sei und bleibe doch ein Papiertiger. Die Überzeugung, dass das Projekt noch irgendwann Wirklichkeit werde, gehe gegen Null. So lauteten teils hinter vorgehaltener Hand, teils auch unverhohlene Äußerungen aus der Versammlung.

Er habe sich angesichts des sich abzeichnenden Bedarfs schon im vergangenen Jahr bei der Projektgruppe erkundigt, ob im Gebäude Flüchtlinge untergebracht werden dürften und sei dann auf die bestehende Option verwiesen worden, berichtete der Oberbürgermeister. „Ein starkes Stück,“ fand der Detwanger, der das Thema ins Rollen gebracht hatte: „Harte Aussage, oder?“

In Detwang selbst drückt an einer anderen Stelle der Schuh. Vor allem die über die Hindenburg-Steige bis hinunter ins Dorf reichende „Motorrad-Übungsstrecke“ macht zu schaffen. „Im Sommer ist bei uns die Hölle los,“ klagte ein Bewohner des Ortsteiles über den Lärm und die damit verbundene Verkehrsgefährdung: Solle etwa gewartet werden, bis beim Überqueren der Staatsstraße auf dem Weg zur Stadt hinauf oder von dort hinunter jemand überfahren wird?

Warum die schon bei der Bürgerversammlung im letzten Jahr versprochene Verkehrsschau im Sommer bisher nicht durchgeführt wurde? Das ließ sich in der Versammlung nicht klären. Er könne sich vorstellen, dass das mit der Sperrung der Taubertal-Straße wegen der dort laufenden Bauarbeiten zusammenhänge. Schließlich wolle man sich bei einem solchen einen möglichst unverfälschten Eindruck verschaffen. Das sei unter den gegebenen Vorzeichen nicht möglich gewesen, sagte der Oberbürgermeister.

Weitere Wünsche, die in Detwang beziehungsweise im dortigen Bereich am Herzen liegen: ein eigener Spielplatz für das nach Angaben eines Versammlungsteilnehmer mit Geburten aufwartende und in dieser Hinsicht weiter am Ball bleibende Steinbach, Fortbestand der öffentlichen Toiletten im zum Verkauf stehenden früheren Schulhaus und etwas Kultivierung des dortigen Gartens, außerdem die Ausbesserung des nach Überschwemmung beschädigten Wanderwegs im Steinbachtal. -ww-

Ein Kommentar zu Und die eigenen Anliegen?

  1. Wagner,Herrngasse sagt:

    Warum soll man zu einer Bürgerversammlung gehen,wenn nicht wirklich auf die Belange der Bürger eingegangen wird,sondern in erster Linie Politik für die vom Tourismus lebenden Unternehmer gemacht wird.

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