Schotte und Brite in Franken

Der Laden ist sein Lebenselixier – Mit 80 Jahren denkt er noch nicht an Ruhestand

ROTHENBURG – Keine Lust auf Ruhestand. Achtzig Jahre alt und noch immer leben, was man liebt. Peter J. Hughes ist einer der Menschen, die das von sich behaupten können. Der Wahl-Rothenburger hat Freude an der Arbeit.

Kam als Ausflügler und blieb: Peter J. Hughes steht noch täglich in seinem Schottenladen.     Foto: Götz

Kam als Ausflügler und blieb: Peter J. Hughes steht noch täglich in seinem Schottenladen. Foto: Götz

Peter J. Hughes ist Inhaber und Gründer des Rothenburger Schottenladens in der Spitalgasse und sucht seit über acht­undzwanzig Jahren nach ausgefallenen und hochwertigen Produkten aus England, Schottland, Wales und Irland. Bei der Auswahl seines Angebots legt er viel Wert auf Qualität, fährt dazu mehrmals jährlich in besagte Länder, sucht dort selbst und aktiv nach der besten Ware. Immer wieder entdeckt er neue Möglichkeiten seine Produktpalette britischer und irischer Waren zu verbreitern. Diese reicht vom schottischen Edel-Whiskey über original englischen Tee bis hin zum selbstgestrickten Pullover aus irischer Schafswolle. Leicester, Donegal, Edinburgh oder die schottischen Inseln.

Hughes bezieht seine Ware aus den verschiedensten Regionen. Und hat mit seinem Rezept der Qualität und Originalität Erfolg. Seit 1987 ist der gebürtige Engländer mit seiner Frau in der Tauberstadt. Es war eine Art Liebe auf den ersten Blick. Rothenburg kann Hughes bis heute nicht loslassen. Genau wie seinen Laden. „Es ist fast ein wenig so, als wäre man mit ihm verheiratet“, sagt er.

Bevor es so weit kam, war Hughes zehn Jahre bei den Royal Marines. Anschließend arbeitete er bei einem Londoner Landwirtschaftsunternehmen, ehe er einen ersten Versuch wagte, sich seinen Wunsch vom eigenen Laden zu erfüllen. Das war noch in Kaiserslautern, seiner ersten Station in Deutschland. Doch dort lief es nicht recht.

Zufällig kam er dann durch einen Ausflug nach Rothenburg. Ihm gefielen die Stadt und die Gegend und so kam es so spontan wie zufällig zum zweiten Versuch in der fränkischen Kleinstadt. Ein Laden in der Spitalgasse stand leer und war zum Verkauf ausgeschrieben. Hughes schlug zu. Und diesmal klappte es besser. Natürlich nicht reibungslos. Anfangs liefen die Geschäfte gut, vor allem mit in Schottland gefertigten Wappen. Die in deutschen Kasernen, wie Illesheim, stationierten amerikanischen Soldaten, kauften auf ihren Besuchen in Rothenburg gerne im Schottenladen ein. Mit deren über die Jahre stufenweise erfolgendem Abzug, brach ein Teil des Umsatzes aber erstmal weg.

Genauso verlor er immer mehr ausgesuchte Produzenten, weil sich die Waren nicht mehr rentabel herstellen ließen. Heute verdient Hughes vor allem am deutschen Binnentourismus, aber auch viele Rothenburger sind seine Kunden. Sehr gut verkaufe sich bei den Einheimischen der englische Tee, sagt er.

Besonders stolz ist der Wahl-Rothenburger auf seine Schach­figuren aus Speckstein. Ein Set ist an den 30-jährigen Krieg angelehnt. Die Figuren sind allesamt Einzelfertigungen und handbemalt. Mehr ein Kunstwerk, als ein Spiel. Die Idee dazu hatte Hughes selbst, gefertigt wurden sie in Großbritannien.

Hughes ist jung geblieben, was seine Ideen und seinen Unternehmergeist betrifft. Dass er mit seinem Schottenladen in Rothenburg überleben kann, liegt mit Sicherheit auch daran, dass er sich 2002 dazu entschloss, seine Ware im Internet anzubieten. Das zahlt sich jetzt aus. Immer mehr Kunden bestellen inzwischen per Mausklick. All das macht aber natürlich auch Arbeit. Mit 80 Jahren ist so ein Geschäft Tag für Tag eine neue Herausforderung. Dementsprechend ist er zurzeit auf der Suche nach einer neuen Mitarbeiterin. Aber der Laden gehöre zu seinem Leben, sagt Hughes. Er ist Beruf und Leidenschaft zugleich.

Und so kommt es, dass sich Hughes auf seinen Reisen durch Großbritannien von seiner Frau bisweilen immer wieder den Satz „Wir besuchen ständig nur Spinnereien.“ anhören muss. Viel Zeit für Urlaub und den Genuss der Landschaft seiner Heimat bleibt nicht, bei all den Besuchen, die bei den dortigen Betrieben und Herstellern seiner Ware anstehen. Nur frischen, englischen Fisch, den genieße er auf seinen Reisen. Dafür sei immer Zeit, sagt er. Möglich aber, dass er mit dem letzten Bissen schon wieder an handgewebte Schals denkt. og

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