Große soziale Aufgabe gemeinsam anpacken

Informationsabend für die Anwohner der Flüchtlingsunterkunft

ROTHENBURG – „Wir müssen uns der Aufgabe stellen“ sagt Oberbürgermeister Walter Hartl zu der wachsenden Zahl an Flüchtlingen, die nach Rothenburg kommen. Als nächstes sollen 15 Jugendliche und später deutlich mehr in der Jugendherberge einquartiert werden. Dazu informierte Ulrich Herrschner vom Jugendamt des Landratsamtes und zeigte sich aufgrund bisheriger Erfahrungen im Kreis sehr zuversichtlich: „Es dürfte keine Probleme in Rothenburg geben!”

Eine große Beteiligung gab es beim Anwohner-Informationsabend am Dienstag in der Jugendherberge „Roßmühle“.   Foto: diba

Eine große Beteiligung gab es beim Anwohner-Informationsabend am Dienstag in der Jugendherberge „Roßmühle“. Foto: diba

Die Nachrichten in den Medien von Flüchtlingsströmen, auf die das Land politisch und organisatorisch zunächst nicht vorbereitet war, sorgen verständlicherweise dort für Beunruhigung, wo plötzlich in der Nachbarschaft Asylbewerber-Unterkünfte eingerichtet werden. Die Stadtverwaltung kann das letztlich ebensowenig nennenswert beeinflussen wie das Landratsamt. Beiden werden Kontingente zugeteilt, der Kreis muss versuchen die Menschen in den Städten und Gemeinden unterzubringen, wobei öffentliche Gebäude ebenso wie angemietete Privatgebäude genutzt werden.

In Rothenburg wohnen bis heute 61 Asylbewerber, dazu gehören zwölf alleinstehende Jugendliche, die im Wildbad gut versorgt sind. Außerdem zehn Erwachsene in der Jugendherberge „Roßmühle“. Konkret handelt es sich um acht Syrer, einen Palästinenser und einen Schwarzen aus Eritrea. Das Erfreuliche dabei ist, dass nach Aussagen von Jugendherbergs-Mitarbeitern alle eine richtige Gemeinschaft bilden, sich bestens integrieren und ein gutes Miteinander entstanden ist. Ähnliches ist von den betreuten jungen Leuten aus dem Wildbad zu hören.

Die Stadt wird ihren Beitrag leisten, damit gerade im Winter die Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf haben, meinte Oberbürgermeister Hartl vor den rund sechzig Zuhörern im Saal der „Roßmühle“ . Ulrich Herrschner trug mit seinen fundierten Ausführungen viel zur Beruhigung bei, sollte jemand größere Sorgen gehabt haben. So verlief auch die Diskussion sehr sachlich. Die Botschaft lautete, es müsse niemand Ängste haben und es gebe immer Ansprechpartner, die sich kümmern, wenn Probleme auftauchen sollten.

Wesentlich ist die Unterstützung der Diakonie Neuendettelsau bei der Unterbringung und Betreuung. Nach Anlaufschwierigkeiten würde das Verfahren an den Grenzen und bei der weiteren Verteilung der Flüchtlinge nun besser. Man praktiziere „ein durchlässiges System, um Jugendliche möglichst schnell in die Selbständigkeit zu führen“, sagt Ulrich Herrschner. Einzelne seien sehr begabt und fast alle lernbegierig. Hier helfe in Rothenburg die Berufsschule entscheidend mit, denn einige besuchen dort den Unterricht.

Der Sachgebietsleiter des Amtes für Jugend und Familie kündigt an, dass bis zum Jahresende voraussichtlich bis zu hundert Jugendliche in den Landkreis kommen. Für Rothenburg stelle man sich auf etwa 50 Jugendliche bis Jahresende ein. Maximal könnten es 75 werden zum Jahresananfang, wenn man auch die Erwachsenen rechnet. Diese sollen dann zusammen mit den zehn vorhandenen Erwachsenen in der alten Jugendherberge Spitalhof unterkommen, da hier in der Winterzeit die Kapazität frei ist.

Bisher gute Erfahrungen

Ulrich Herrschner: „Die Vermittlung lief bisher wirklich gut, wir haben ein Riesenglück mit den jungen Menschen“. Auch Familien seien bereit einzelne Flüchtlinge aufzunehmen. Die Unterstützung der bayerischen Jugendherbergen landesweit sei eine gute Nachricht. Wertvoll seien natürlich die örtlichen Helferkreise und die ehrenamtlichen Unterstützer wie in Rothenburg zum Beispiel Kirchen (vor allem dank der Nachbar Heilig Geist-Gemeinde) und Asylanten-Arbeitskreis. Von Anfang an auf ein Miteinander aufzubauen sei der beste Weg. Die in Kürze ankommenden fünfzehn Jugendlichen stammen aus Syrien, dem Irak, dem Kosovo, aus Indien und Äthiopien.

Der Jugendamtsvertreter machte deutlich, dass die Asylbewerber zwar gut versorgt werden, aber sich auch an klare Vorgaben halten müssen. „Wenn jemand tüchtig ist, kann er ein Gewinn für unser Land werden”, meint Herrschner. Für die Jugendlichen gelten auch feste Zeiten und um 22 Uhr müssen sie im Haus sein. Ein Sicherheitsdienst werde bei allen Unterkünften eingesetzt, schon weil es hier um Aufsichtspflichten und die Verantwortung des Jugendamtes gehe.

In der Diskussion wurde gefragt, warum nur Männer kämen und keine Frauen. Herrschner betont, man steuere dies nicht, es sei einfach so. Auf Konfliktpotentiale durch die verschiedensten Religionen angesprochen hob er hervor, dass man „null Toleranz bei Auseinandersetzungen“ zeige. Man ermögliche jedem aber die friedliche Religionsausübung und erwarte allgemein den Willen zur Integration und Anerkennung unserer Gesetze und Regeln. In Rothenburg sieht man als Fremdenverkehrsstadt besonders gute Voraussetzungen, denn hier ist man den Umgang mit allen Nationalitäten gewohnt. Stadträtin Jutta Striffler erinerte an die guten Erfahrungen mit den Studenten des früheren Goethe-Institutes.

Pfarrer Winkler von Heilig Geist brachte bislang positive Erfahrungen mit Asylbewerbern ein. Wenn es trotzdem konkrete Beanstandungen gebe (angeblich seien Jugendliche auf ein Autodach gestiegen), so müsse man darauf sofort und direkt reagieren, um das abzustellen, empfahl Herrschner.

Erwachsene im Gästehaus?

Auch nach Kosten fragte ein Teilnehmer. Ulrich Herrschner sprach von 100 bis 125 Euro, die man für einen Asylbewerber pro Tag ausgebe. In Rothenburg ist bekanntlich das frühere Bären-Gästehaus als Unterkunft für bis zu 100 Erwachsene in der Prüfung durch das Landratsamt. Das würde dann vom Kreis dafür angemietet. Näheres wird man in den nächsten Wochen erfahren. Das Flüchtlingsthema dürfte Stadt und Altkreisgemeinden jedenfalls noch ausgiebig beschäftigen. OB Hartl meint dazu, es seien „die staatlichen Strukturen noch optimierbar!” diba

Ein Kommentar zu Große soziale Aufgabe gemeinsam anpacken

  1. iris oedewald-cruz sagt:

    eine kleine zusatzfrage:
    handelt es sich bei den palestinensern u. syrern um schwarze oder weiße ?

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