Verein Masaya hat sein Ziel erreicht

Ehrenamtlich geleistete Bildungsarbeit „greifbar“ – Grundstein für eine weitere Entwicklung

ROTHENBURG – Zum letzten Mal lud der Vorsitzende des Vereins Masaya, Wolfgang Löschel, seine Vereinsmitglieder zur Jahreshauptversammlung ein und er blickte zurück auf die seit mehr als 20 Jahre engagiert geleistete Bildungsarbeit in Mittelamerika.

Mit Unterstützung des Vereins neu gestaltet: der Schulhof. Foto: wl

Mit Unterstützung des Vereins neu gestaltet: der Schulhof. Foto: wl

Seit der Gründung von „Masaya -Verein zur Förderung von Kindergärten und Schulen in Nicaragua e.V.“ im Jahr 1993 hatten die Mitglieder, allen voran Ursula und Wolfgang Löschel, erfolgreich gearbeitet, zwei Schulen und zwei Kindertagesstätten zunächst mit didaktischen Materialien, dann zusätzlich mit warmen Mahlzeiten versorgt. Seit einigen Monaten hat sich die Situation in Masaya erheblich gebessert, der Staat hat die Notwendigkeit von Bildung erkannt und die Versorgung der Vorzeigeschulen und der Kitas in San Juan de Oriente und in Catarina übernommen.

Zufällig war das Ehepaar Löschel 1993 während einer Urlaubsreise durch Mittelamerika auf die Bildungseinrichtungen in Masaya gestoßen. Die Lehrkräfte vor Ort baten Wolfgang Löschel um Unterstützung. Der Pädagoge entschloss sich zur Gründung eines Vereins und konnte im eigenen Lehrerkollegium der Berufsschule Rothenburg etliche Kolleginnen und Kollegen gewinnen, die bereit waren, mitzuarbeiten. Eine Reihe weiterer Rothenburger traten dem Verein ebenfalls bei, ein Kindergarten baute eine Partnerschaft auf und führte immer wieder Aktionen durch, deren Erlös dem Verein zugute kam.

In den zurückliegenden Jahren hatten auch die Rothenburger Sternsinger, die zunächst unter der Leitung von Bernhard Stumpner und später unter ihrer Leiterin Traude Schurz in der Adventszeit singend die Menschen begeisternd, einen großen Teil des gesammelten Geldes den Kindern in Masaya gespendet. Auf dem Schwanberg fand alljährlich ebenfalls ein Benefiz-Adventskonzert zugunsten von Masaya statt. Neben dem Lions-Club Rothenburg-Uffenheim sorgten viele weitere großzügige Spender dafür, dass der Verein effektive Hilfe vor Ort leisten konnte.

Wolfgang Löschel. Foto: sw

Wolfgang Löschel. Foto: sw

„Das Siebenfache der Höhe des Rothenburger Rathausturms“ habe der Verein den Kindern an Heften zur Verfügung gestellt, wenn man sie aufeinander gelegt hätte, so Löschel schmunzelnd, dazu jede Menge an Schreibgeräten.

Ungläubig habe er beobachtet, dass die Kinder auf dem Weg zur Schule alle einen Stuhl dabei hatten, den sie nach Beendigung des Unterrichts auch wieder nach Hause tragen muss­ten. Stühle gab es in der Schule nicht und so entschloss sich der Verein, die Herstellung von einfachen Holzstühlen vor Ort in Auftrag zu geben. Sobald etwas Geld übrig war, finanzierte der Verein schrittweise die Innenrenovierung der Schulgebäude, richtete die Klassenzimmer ein, sorgte für die Elektrifizierung der Räume und für die Errichtung weiterer Klassenzimmer.

Latrinen wurden neu gebaut, Speicherbehälter für Wasser angeschafft, Wasserleitungen gegraben, Schutzzäune errichtet. Dank großzügiger Spender konnte eine Schulspeisung für über 200 Kinder eingeführt werden: Alle Kinder erhielten ein einfaches warmes Mittagessen, das täglich frisch zubereitet wurde, meist bestehend aus Maismehltortillas, Reis und Bohnen, Obst und Gemüse aus dem schuleigenen Garten sorgte für den Vitaminschub. Allein für die Lebensmittel hat der Verein jährlich etwa 11000 Euro aufgewendet. Kochkisten und Industriegaskocher konnten, dank großzügiger Un­terstützung durch Spendengelder, angeschafft werden, so dass kein Holz gesammelt und verfeuert werden musste.

Der Schulhof wurde betoniert und überdacht, eine Bühne im Freien errichtet. Die Schule gewann immer wieder bei Wettbewerben, vor allem im Fach Mathematik, das Erziehungsministerium zeichnete die Schulen mit Zertifikaten aus. Mittlerweile verfügen die Schulen über einen Computerraum, auch ein Internetanschluss über Satellit ist vorhanden.

23 Jahre lang sind Ursula und Wolfgang Löschel nach Nicaragua gereist und haben die Entwicklung der Kindergärten und Schulen vorangebracht, waren privat in den Dörfern unterwegs, haben sich die Sorgen und Nöte der Familien angehört und gehandelt. „Irgendwie ist das mein zweites Leben“, so Wolfgang Löschel, doch eigentlich können wir froh sein, dass der Staat jetzt die Verantwortung für die Schulen übernimmt. Ziel sei es immer gewesen, unpolitisch und überkonfessionell zu arbeiten, um Abhängigkeiten zu vermeiden, so der Vorsitzende, diese Arbeitsweise habe sich bewährt.

Aufgrund der inzwischen guten Situation im Departement Masaya sei die Arbeit des Vereins nicht mehr nötig, wir hätten unser Ziel erreicht, resümierte Wolfgang Löschel. So entschlossen sich die anwesenden Mitglieder einstimmig, den Verein Masaya zum 31. Mai 2016 aufzulösen. Mitgliedsbeiträge werden bereits 2015 nicht mehr eingezogen. Die Rücklagen reichen, um die Gelder, die der Verein den Schulen und Kitas für 2015 bewilligt hat, auszuzahlen.

Mit einem bebilderten Rückblick ließ Wolfgang Löschel die Mitglieder des Vereins noch einmal an der gelungenen Bildungs- und Gesundheitsoffensive „Masaya“ teilhaben. Kinder und Eltern, Direktoren und Lehrer in Masaya sagen „Danke nach Rothenburg“ für 23 Jahre aktive Bildungsarbeit und die damit verbundene Chance auf eine gelingende und lebenswerte Zukunft. -sw-

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