Knappes Ergebnis

Qual der Wahl unter drei interessanten Angeboten

ROTHENBURG – Glück und Pech liegen oft nah beieinander, denn der Stadtrat kann es nicht jedem recht machen. Diesmal sorgte er bei dem gastronomischen Familienbetrieb „Schranne“ für freudige Gesichter.

Ehemaliges Volksbad von der Stadt veräußert: auf eingemietete Gesundheitspraxis folgt jetzt die gastronomische Nutzung.  Foto: sis

Ehemaliges Volksbad von der Stadt veräußert: auf eingemietete Gesundheitspraxis folgt jetzt die gastronomische Nutzung. Foto: sis

Das Traditionshaus am Schrannenplatz bekam kürzlich in nicht-öffentlicher Sitzung vom Stadtrat den Zuschlag für das ehemalige Volksbad-Anwesen, das die Stadt zum Kauf angeboten hat. Fünf ernsthafte Interessenten befanden sich in der engen Auswahl. Darunter der benachbarte Gastronomiebetrieb, ein Rothenburger Architekturbüro und eine auswärtige Bildungseinrichtung in freier Trägerschaft eines eingetragenen Vereins, der Abendgymnasien in Nürnberg und Würzburg betreibt und sich auch Rothenburg als weiteren Standort vorstellen kann.

Ebenso gab es Anfragen zur reinen Wohnnutzung des Besitzes mit 1285 Quadratmeter Grundstücksfläche und 400 Quadratmeter Wohnfläche. Das prägnante Areal ist von einer hohen Steinmauer eingesäumt Zu den Vorzügen gehören eine reizvolle Architektur, ein großzügiger Garten mit schönem alten Baumbestand, ein gepflasterter Innenhof mit mehreren Stellplätzen und ein behindertengerechter Zugang im rückwärtigen Teil des Hauses, das voll unterkellert ist. Ein Manko stellte der hohe Modernisierungs- und Sanierungsbedarf dar, der wohl im sechsstelligen Bereich liegen dürfte.

Die letzten 26 Jahre war eine Gesundheitspraxis in dem Gebäude eingemietet, das 1930 als öffentliche Badeanstalt errichtet wurde, als es in den Häusern und Wohnungen noch keine Badewanne, geschweige denn eine Dusche gab. Seit ihrem Auszug stand das Objekt leer und wurde von der Stadt zum Verkauf auf dem freien Markt angeboten.

Nach den Vergabekriterien sollte nicht allein der Preis den Ausschlag geben. Kaufinteressenten waren angehalten, neben Aussagen über den Erhalt des Ensembles ein überzeugendes Nutzungskonzept einzureichen, das mit seiner publikumsintensiven Ausrichtung zur Innenstadtentwicklung beiträgt. Mit knapper Stadtratsmehrheit fiel die Entscheidung zugunsten des Hotelbetriebes „Schranne“.

Das Schul- und das Architektenkonzept fielen damit unter den Tisch. Bei letzterem Kaufinteressenten handelt es sich um ein einheimisches Architekturbüro, das in ganz Bayern und Baden-Württemberg tätig ist und aufgrund seiner positiven Entwicklung die räumlichen und personellen Gegebenheiten erweitern möchte. Für den Garten gab es die Idee, ihn für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen als gemütliche Ruheoase oder auch als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst, etwa für eine Skulpturenschau. Die Absage der Stadt kam telefonisch. Der Rothenburger Architekt reagierte gelassen: „Wir können mit der Entscheidung leben. Einen Versuch war es wert.“

Zum Preis der Immobilie gab es keine offiziellen Angaben. Es wird allerlei gemunkelt. Von 330000 Euro ist die Rede. Es herrscht die Vorstellung vor, das Objekt in zentraler Altstadtlage sei sein Geld wert und müsse der Stadt um die 500000 Euro einbringen. Das sind allerdings mehr Spekulationen als Fakten.

Der „Schrannenwirt“ will sich gegenüber der Öffentlichkeit erst später zum Vorhaben äußern. „In trockenen Tüchern ist der Kauf erst dann, wenn die endgültigen Konditionen mit der Stadt ausgehandelt sind“, hieß es gestern auf Anfrage. „Wir haben uns den Zuschlag erhofft, hatten aber eher nicht damit gerechnet.“ sis

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