„Botschafter fürs Handwerk“

Stolzes Vorzeige-Ergebnis bei der Schreinerinnung Rothenburg

ROTHENBURG – Neue Fachkräfte im Handwerk: Bei einer Freisprechungsfeier konnte die Schreinerinnung Rothenburg sechs jungen Männern zum Abschluss ihrer erfolgreichen Ausbildung die Gesellenbriefe überreichen.

Gesellenprüfung bestanden: Der Schreinernachwuchs arbeitet in einem angesehenen Beruf.Fotos: sis

Gesellenprüfung bestanden: Der Schreinernachwuchs arbeitet in einem angesehenen Beruf. Fotos: sis

Bei der Feierstunde in der Aula der Realschule wurde den Jung-Gesellen ans Herz gelegt, sich weiter fortzubilden. Denn das Handwerk als vielschichtiger Wirtschaftszweig habe großes Wachstumspotential und werde sich weiterentwickeln. Es sei wichtig, sich fortzubilden und zu spezialisieren, oder auch den Meisterbrief ins Visier zu nehmen, um einen Betrieb zu führen oder zu übernehmen. Handwerker genießen in der Öffentlichkeit ein hohes Ansehen.

Angehörige, Vertreter von Innung, Politik, Schule und sogar manch ein Lehrherr war gekommen, um bei dem feierlichen Abschluss der Ausbildungszeit dabei zu sein. Andreas Tschirne aus Colmberg, er hat in der Schreinerei Gundermann in Buch am Wald gelernt, lieferte das beste Ergebnis in Theorie und Praxis ab. Maximilian Pleil aus Nordenberg (Lehrherr Meißner Schweinsdorf) bekam für sein hervorragend gestaltetes Gesellenstück, ein Hängeregal aus Nussbaum mit Schubladen wie frei schwebend, den ersten Preis.

Über eine Belobigung freute sich Felix Mari aus Ergersheim für den von ihm selbst entworfenen Schreibtisch. Der junge Mann hat sich vom Holzmechaniker beim Arbeitsplattenhersteller Lechner zum Schreiner fortgebildet. Seine Ausbildung hat auch Florian Eichinger aus Ansbach bei der Schreinerei Schmidt in Adelshofen erfolgreich beendet, ebenso Felix Meier aus Leutershausen (Kneitschel, Binzwangen) und Kevin Barth aus Geslau (Korder, Lohr). Zu den herzlichen Glückwünschen gab es kräftigen Applaus.

„Seid hellwach, haltet Augen und Ohren offen und schaut wo die Trends sind im Beruf, die euch weiterbringen und einen sicheren Arbeitsplatz gewährleisten“, sagte Obermeister Reiner Meißner. „Wohnen bedeutet mehr als nur das Streichen der Wände und das Aufstellen von Möbeln.“ Die intelligente Heimvernetzung biete auch dem Schreinerhandwerk „weitreichende Entwicklungsmöglichkeiten.“ Denn wer entwickelt die neuen Möbel, wer baut die Sensoren und Antriebe in die Fenster und Türen, wer integriert die neuen Kühlschränke in die Küche? Der Innungschreiner biete als Arbeitgeber und Ausbilder faire Berufsbedingungen und Stundenlöhne.

Sein Kollege, Obermeister Rainer Korder, stellte heraus, dass Schreiner nicht nur Ehrenamtsträger, Sponsoren und verlässliche Steuerzahler sind, „sondern auch gerne Auftragnehmer in den Kommunen.“ Dies werde „leider sehr oft vergessen.“ Der Mangel an ausbildungswilligen Jugendlichen und qualifizierten Facharbeiten sei auch in Westmittelfranken angekommen, so Rainer Korder. Die Schreinerinnung werbe deshalb mit verschiedenen Maßnahmen um Nachwuchs und gesellschaftliches Ansehen im Beruf.

Bei Kreishandswerksmeister Kurt Held „keimt ein Hoffnungsschimmer auf“ im Handwerk durch junge Flüchtlinge bei der Besetzung offener Stellen. „Hier müsste die Politik Voraussetzungen schaffen, dass die jungen Menschen drei Lehrjahre und anschließend zwei Gesellenjahre absolvieren dürfen.“ Dafür müssten bürokratische Hürden abgebaut werden.

Lehrlingswart Martin Brand, er koordiniert die Belange des Prüfungsausschusses, der Betriebe und Lehrlinge während der praktischen Ausbildung, erläuterte in einem kurzen Rückblick den zeitlichen Ablauf der Gesellenprüfung mit ihren Anforderungen in Theorie und Praxis. Die Fertigung des Gesellenstücks trage fünfzig Prozent zur praktischen Note bei. Als besondere Botschafter für das Handwerk und die Betriebe“, nannte Lehrlingswart Martin Brand die frischgebackenen Schreinergesellen.

Mit guter Arbeit könne der talentierte Nachwuchs die Kunden für das Schreinerhandwerk begeistern. „Ihr beeinflusst das Berufsbild beim Auftraggeber mehr als jede Marketingkampagne“, betonte Martin Brand und fügte hinzu: „Das Schreinerhandwerk sei einer der schönsten Berufe.“ Mit Marketingmaßnahmen kann man nicht früh genug beginnen. Schüler trifft Schreiner, etwa beim Vogelhäus­chenbau, ist eines der Projekte der Schreinerinnung Rothenburg, Interesse am Handwerk bei der Jugend zu wecken.

Der Neustädter Berufsschullehrer Ludwig Memhardt verglich die Ausbildung der Schreinerlehrlinge mit der Entstehung eines Neubaus. Als Fundament diente die davor besuchte Schule und das Berufsgrundschuljahr. Es musste an der Pünktlichkeit, am Fleiß, an der Zuverlässigkeit, an der Sorgfalt, an der Einsatz- und Lernbereitschaft gearbeitet werden. Der Baufortschritt war bei jedem unterschiedlich. Es gab welche, die schnell vorwärts kamen oder auch mal einen Baustopp hatten. Die Kommunikation untereinander habe sehr gut geklappt.

Wie bei jedem Bau gab es auch immer wieder Kontrolltermine und Abnahmen. Sie zeigten auf, dass „noch nicht alles im Soll war.“ Bei einigen musste am Tempo, bei anderem am Schwerpunkt gearbeitet werden. Auf dem Weg zum Gesellenstück waren mehrere Kontrolltermine zu durchlaufen, der eine oder andere musste dabei auch mal einen Nachtermin oder einen Umweg in Kauf nehmen.

„Die Endabnahme habt ihr alle geschafft“, freute sich die Lehrkraft. Als Handwerker wisse man aber auch, dass diese Endabnahme nicht bedeutet, dass alles perfekt ist. „Es gibt Mängel, die übersehen oder geduldet wurden. Mit dem einen oder anderen Mangel lässt sich im Haus auch durchaus wohnen. Es gibt sogar solche, die sich hinterher als bessere Lösung entpuppen, als die Planung.“ Mit der Fertigstellung des Baus komme der Unterhalt des Gebäudes „Der ist genauso wichtig und auf Dauer sogar noch wichtiger.“ Den sechs jungen Männern wünschte er „Mut und Kraft neue Ziele umzusetzen.“

Zu den Gratulanten gehörten auch Realschulleiter Dieter Schulz als „Hausherr“ („mit Holz ist man nicht auf dem Holzweg“) und Bürgermeister Kurt Förster, dessen jüngster Sohn selbst als Schreiner tätig ist und glücklich über die Berufswahl sei. Mit Blick auf die ausgestellten Gesellenstücke gab es viel Lob für das handwerkliche Geschick und die cleveren Ideen, aber auch für die Qualität der Ausbildung. Die Arbeiten zeigen, wie engagiert mit den Auszubildenden in den Betrieben und der Berufsschule gearbeitet werde.

Verdiente Mitarbeiter wurden für Betriebstreue geehrt.

Verdiente Mitarbeiter wurden für Betriebstreue geehrt.

Ein Programmpunkt der Feierstunde war auch die Ehrung verdienter Mitarbeiter, die als wichtige Säulen für Wachstum in den Betrieben besonders wertgeschätzt werden. Seit zehn Jahren arbeitet Markus Strauß aus Schillingsfürst in der Schreinerei Schierer in Brunst. Für das gute Betriebsklima in der Schreinerei Korder spricht, dass gleich drei Mitarbeiter für ihre 25-jährige Betriebstreue geehrt wurden: Martin Büchler aus Preuntsfelden, Siegfried Schäff aus Schillingsfürst und der Insinger Manfred Schlund. sis

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