Eins sein mit Pfeil und Bogen

„Diebacher Edelknechte“ setzen sich auf besondere Weise für Artenvielfalt ein

DIEBACH – Sich auf das Wesentliche konzentrieren, zur Ruhe kommen, die eigene Mitte finden: Bogenschießen dient schon lange nicht mehr dem Zweck der Jagd zur Nahrungssicherung. Vielmehr ist heute diese dahinterstehende Lebenseinstellung der Hauptantrieb den Sport auszuüben. Die „Edelknechte“ der Sportgemeinschaft Diebach wollen ihn noch abwechslungsreicher machen. Hierfür haben sie einen 3D-Parcours angelegt, der am morgigen Samstag eingeweiht wird.

Der 3D-Parcour bietet auch besondere Tiere und anspruchsvolle Schießszenarien. Foto: Grözinger

Der 3D-Parcour bietet auch besondere Tiere und anspruchsvolle Schießszenarien. Foto: Grözinger

Endlich geht ein Wunsch in Erfüllung, den die Diebacher Bogenschützen schon seit ihrer Gründung 2007 insgeheim hegten. Ein 3D-Parcours, also eine ausgewiesene Strecke entlang derer auf Schaumstofftiere geschossen wird, ist für sogenannte „intuitive Bogenschützen“ die reinste Spielwiese. Der Spaß gründet dabei nicht darin ein Tier zu erlegen – das ist gegen den Ethos dieses Sports –, sondern in den anspruchsvollen Schießszenarien.

Im Gegensatz zu der technologisch hoch ausgetüftelten Variante, wie sie etwa bei Olympischen Spielen ausgeführt wird (ohne genaue Distanzangabe zum Ziel ist der Schütze hier aufgeschmissen), ist das traditionelle Bogenschießen darauf ausgerichtet, dass der Schütze auf Instinkt und Erfahrung vertraut. Dementsprechend werden hierbei keine technischen Hilfsmittel, wie etwa Visiereinrichtungen, verwendet. Das Ziel wird lediglich mit den Augen – und zwar allen beiden – fokussiert.

Spaß steht im Vordergrund

Diese ursprüngliche Art des Schießens erfreut sich in Diebach großer Beliebtheit. Momentan hat die Abteilung 60 Mitglieder, davon sind 35 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren. Es ist der ideale Sport, um zur Ruhe zu kommen und Stress abzubauen, erklärt Trainer Mario Grözinger. Außerdem stehe der Spaß im Vordergrund. An Wettbewerben, die es beim intuitiven Bogenschießen ebenfalls bis zu Weltmeisterschaften gibt, nehme man nur ab und zu teil.

Trainer Mario Grözinger und Dietmar Hofacker (am Bogen) freuen sich auf die Eröffnung des mit viel Herzblut ausgetüftelten 3D-Parcours. Fotos: Scheuenstuhl

Trainer Mario Grözinger und Dietmar Hofacker (am Bogen) freuen sich auf die Eröffnung des mit viel Herzblut ausgetüftelten 3D-Parcours. Fotos: Scheuenstuhl

Auf ihre Kosten sind einige der „Diebacher Edelknechte“ kürzlich auf dem 3D-Parcours bei dem finalen Schuss­test vor dessen Einweihung gekommen. Etwa 800 Arbeitsstunden stecken in dem Parcours, den man so vielseitig wie möglich gestaltet hat. Ein harter Kern von acht Personen, „hat sich der Sache verschrieben und stand immer parat, wenn es etwas zu erledigen gab“, hebt Trainer Dietmar Hofacker hervor.

Insgesamt investierte man 8000 Euro. Davon kamen 3500 Euro von der VR-Bank im Rahmen ihres regelmäßigen „Sponsoring“-Engagements, der Rest von der Sportgemeinschaft Diebach. Ein Kostenfaktor waren dabei die 44 Tiere aus Polyethylen-Schaum, durch den sich die Löcher nach dem Pfeileziehen schnell wieder schließen. Bei der Auswahl der Tiere, die sie aus Deutschland, Österreich und Frankreich bezogen haben, legten die „Edelknechte“ Wert darauf, regional und naturgemäß zu bleiben.

Einzige Ausnahme: Die überdimensionierte Spinne, für deren Netz sich Mario Grözinger dafür umso mehr ins Zeug legte, um sie lebensecht aussehen zu lassen. Auch der Parcours selbst sollte sich so natürlich wie möglich in die Umgebung einfügen. Er verläuft in kleinen Waldstücken, über Wiesen und entlang Sträucher. Festes Schuhwerk ist auf den 4,5 Kilometern deshalb unerlässlich.

Die Strecke führt teilweise über privaten und teilweise über gemeindlichen Grund und wurde von der Naturschutzbehörde genehmigt. An jeder der 28 Stationen warten besondere Herausforderungen auf den Schützen, für die er jeweils drei Pfeile zur Verfügung hat. Sei es, dass das Ziel sich im dichten Wald „versteckt“ oder die Schussbahn entlang einer Hecke verläuft, der Schütze nach oben oder unten zielen muss, die Lichtverhältnisse nicht optimal sind oder einfach das Tier ziemlich klein ist. Zudem gilt es unterschiedliche Entfernungen von acht bis 50 Meter zu überwinden. Hinter manchen Zielen sind schwarze Bretter, sogenannte „Backstops“, angebracht, die ein Wegfliegen der Pfeile ins Unterholz verhindern sollen.

Originelles Szenario: Wildkatze beim Klettern.

Originelles Szenario: Wildkatze beim Klettern.

Von März bis Ende Oktober wird der Parcours geöffnet sein. Über den Winter sind die Tiere dann abmontiert, um ihre Haltbarkeit zu verlängern. Was als öffentlicher, gebührenpflichtiger Parcours konzipiert ist, wird zumindest zu Beginn jedoch nur denjenigen vorbehalten sein, die eine eigene Bogenausrüstung besitzen.

Im Moment sei es einfach noch nicht möglich, die ganzen nötigen unterschiedlichen Bögen und Pfeile vorhalten zu können, so die Verantwortlichen. Wobei man dies durchaus anbieten möchte, wenn sich das Ganze eingespielt hat. Wer es Robin Hood, dem berühmtesten Bogenschützen aller Zeiten, einmal versuchsweise nachmachen möchte, hat am morgigen Samstag ab 11 Uhr bei einem Übungsschießen im Rahmen der Parcours-Einweihung die Gelegenheit dazu.

Mit Technik vertraut machen

Auf dem Diebacher Schießplatz, der 13 verschiedene Schussstationen mit Entfernungen von fünf bis 50 Metern hat, beantworten die Trainer alle Fragen zum Bogensport und machen Neulinge mit der Technik des traditionellen Bogenschießens vertraut. Bereits um 10 Uhr beginnen die Feierlichkeiten mit einem zünftigen Weißwurstfrühstück. Ab 11 Uhr gibt es außerdem Gegrilltes. Offiziell wird der Parcours mit dem ersten Schuss von 2. Bürgermeister Robert Bock eröffnet. Anschließend kann der Parcours begangen werden. mes

2 Kommentare zu Eins sein mit Pfeil und Bogen

  1. Achim Peters sagt:

    Einen herzlichen Glückwunsch an die Diebacher Edelknechte, die es sich zur Aufgabe gemacht haben eine jahrtausende alte Tradition, die einstmals zum Überleben der Menschheit beigetragen hat,gemäß dem heutigen Zeitgeist mit Zielscheiben und Punkten fortzuführen und anderen Bürgern zugänglich zu machen. Denn die Prinzessin führt heute nicht mehr heim wer den größten Hirsch dem König bringt, sondern der, der die höchste Punktzahl erreicht.

    Über verschiedene Hilfsziele, vom einfachen Wurzelstock bis hin zum Tierbild im Mittelalter, haben Bogenschützen trainiert um ihre Fertigkeiten zu bewahren. Seinerzeit um den Teller zu füllen, heute für die Ehre und Anerkennung, so dass konsequenterweise unter den Bogenschützen viele Vegetarier und Veganer zu finden sind.
    Nicht umsonst wurde der Feldbogenbereich vom Bundesamt für Umwelt- und Naturschutz als naturnahe Sportart eingestuft. Kaum eine andere Outdoorsportart greift weniger in das natürliche Gefüge ein, und schützt zeitgleich durch seine Sicherheitsbereiche große Teile der Landschaft.

    Auch die therapeutischen Möglichkeiten (sehr erfolgreiche Ansätze bei ADHS) haben die Diebacher Edelknechte erkannt, und stellen Spaß, Ruhe und Selbstfindung auf eine hohe Stufe.

    Ich wünschen viel Erfolg mit ihrer Erweiterung des bereits bestehenden Angebotes.

    Achim Peters

    • Reinhard Markus sagt:

      Auch wir durften bei der Eröffnung dabei sein und möchten den Diebachern Edelknechten zu dieser Veranstaltung gratulieren . Bogenschießen erfordert Konzentration und fördert den Umgang in einer Gruppe. Gerade in der heutigen Zeit wo Computer und Fernseher die Freizeit unserer Kinder regiert ist es schön zu sehen wenn das Bogenschießen es geschafft hat Kinder zu begeistern. Bogenschießen wird von vielen Kliniken zur Therapie eingesetzt und fördert Körper und Geist. Es ist schön das so etwas in der Region angeboten wird.
      Reinhard Markus

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*