Spaziergang mit Tiefgang

Kleiner Kreis „erlief“ sich die Freundschaft von Franz Liszt zum Fürstenhaus

SCHILLINGSFÜRST – Es war eine kleine, aber überaus interessierte Gruppe, die sich im Rahmen der Liszt-Akademie zu dem historischen Liszt-Spaziergang ausgehend vom Schlosshof zum Denkmal im Kardinalsgarten einfand. Begleitet von Ani­ta Biehl erfuhren die Spaziergänger allerlei über die Beziehung von Franz Liszt zu seiner Lebensgefährtin, Carolyne zu Sayn-Wittgenstein, und der Freundschaft mit dem römischen Kurienkardinal Gustav Adolf, Prinz zu Hohenlohe Schillingsfürst (1823-1896).

Die Gruppe beim Liszt-Spaziergang im lauschigen Schillingsfürster Kardinalsgarten. Foto: Schwandt

Die Gruppe beim Liszt-Spaziergang im lauschigen Schillingsfürster Kardinalsgarten. Foto: Schwandt

Marie zu Sayn-Wittgenstein (1837-1920), Tochter von Carolyne zu Sayn-Wittgenstein (1819-1887) und Gattin von Constantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1828-1896), verwaltete den Nachlass von Franz von Liszt und gründete in Weimar die erste Liszt-Stiftung – mit einem Stiftungskapital von 70000 Reichsmark. Ziel war es nach dem Willen von Franz von Liszt, „junge Talente auf dem Klavier zu fördern“.

Um an das Lisztsche Erbe in Schillingsfürst zu erinnern, wurden die Meisterkurse von Weimar in die Schloss-Stadt ausgelagert. Mittlerweile ist im Schloss ein Liszt-Raum eingerichtet, der die Beziehung des Komponisten zum Haus Hohenlohe sichtbar macht. Rund 20 Kompositionen hat Franz von Liszt einzelnen Mitgliedern des Hauses Hohenlohe gewidmet.

Zum Kleriker geworden

Zielpunkt der Führung war das Liszt-Denkmal im Kardinalsgarten, das am 10. Juli 1884 enthüllt wurde, also noch zu Liszts Lebzeiten. Franz Liszt wurde übrigens vom österreichischen Kaiser geadelt, daher die „Franz-von-Liszt-Straße“ in Schillingsfürst. Diesen Titel verschenkte er jedoch an seinen Cousin, als er im Alter von 54 Jahren in Rom die „niederen Weihen“ von Kardinal Gustav Adolf empfangen hatte. Als Kleriker trug er fortan ein priesterliches Gewand und wurde als „Abbé“ angesprochen.

Anita Biehl ging auch der Frage nach, warum die geplante Hochzeit von Carolyne zu Sayn-Wittgenstein mit Franz von Liszt, die am 50. Geburtstag des Komponisten hätte stattfinden sollen, nicht zustande kam.

Theorien gäbe es viele, so Biehl. Um eine katholische Ehe eingehen zu können, hätte die erste Ehe von Carolyn zu Sayn-Wittgenstein in Rom annulliert werden müssen, dadurch wäre jedoch Marie zu Sayn-Wittgenstein zu einer unehelichen Tochter geworden. Auch der verlassene Ehemann, Nikolaus zu Sayn-Wittgenstein, wollte wohl eine neue Verbindung Carolynes verhindern.

Entlang des Kanals im Kardinalsgarten ging die Führung weiter und endete am Fürstlichen Mausoleum mit der neugotischen Kapelle inmitten des Friedhofs derer zu Hohenlohe-Schillingsfürst. -sw-

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