Doerfler kooperiert mit Klause
Künstlerverein aus Nürnberg stellt in Doerfler-Galerie in Schillingsfürst Werke aus
SCHILLINGSFÜRST – Zum ersten Mal in der Geschichte der Doerfler-Galerie kooperiert das Museum mit einem auswärtigen Künstlerbund und veranstaltet eine Gemeinschaftsausstellung. Zu Beginn zeigen acht Künstler der Nürnberger Künstlerklause ihre Werke in einer fünfwöchigen Schau. Das Spektrum reicht von Aquarellen, Kugelschreiberportraits bis hin zu Porzellan und Fotografie.
Der Kontakt zu den Nürnbergern entstand durch Christl Hennig, zweite Vorsitzende des Künstlerbundes. Sie besuchte einen Portraitzeichenkurs von Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang. Für die Klause stellt sich der künstlerische Austausch als besonders reizvoll dar. Nun könne man auch außerhalb Nürnbergs seine Werke präsentieren. „Wir haben uns die Doerfler-Galerie nicht selbst ausgesucht, eher wurden wir zum Glück ausgewählt.“, so Christl Hennig zur Frage wie man auf das 80 Kilometer entfernte Schillingsfürst kommt. Die Künstlerklause, gegründet 1858 von jungen bildenden Künstlern, hat ihren Sitz seit Jahrzehnten im Turm am Tiergärtnertor an der Nürnberger Stadtmauer.

Die acht Vertreter der Nürnberger Künstlerklause mit Hannes Seebauer (dritter von rechts). Foto: clk
Jedes Mitglied der Klause, im Moment sind es 28 an der Zahl, hat dort jederzeit die Möglichkeit sein künstlerisches Schaffen zu präsentieren. Der Turm fungierte bereits 1835 erstmals als Ausstellungsraum für das Germanische Nationalmuseum, das später in das Kartäuserkloster umzog. Seit 1882 hat die Künstlerklause den Turm ununterbrochen von der Stadt Nürnberg gemietet. Der Grundgedanke der Klause, ebenso vom Mitgliederschwund betroffen wie viele andere Vereine, sah vor, unbekannten Künstlern einen Raum zu geben, um ihr Werk von Publikum bewerten zu lassen.
Der „Künstler ist Individualist“, sagte Schauspieler Hannes Seebauer, langjähriger Darsteller am Staatstheater in Nürnberg und Mitglied der Künstlerklause, in seiner Laudatio zur Eröffnung am letzten Samstag. Obwohl das Menschliche, die, wie er es nannte, „gesellige Zweckgemeinschaft“, im Tiergärtnertorturm nicht zu kurz komme, werde „nicht nur geredet, es wird auch etwas getan“.
Seinen Anriss der wechselhaften Geschichte der Klause schloss er mit einem Zitat aus Goethe´s Faust: Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein. Doerfler-Kuratorin Hai Yan Waldmann-Wang betonte in ihrer kurzen Ansprache den Stellenwert, den der künstlerische Austausch für sie innehat, und dankte unter anderem den Schillingsfürster Stadträten, die gleichzeitig auch als Stiftungsräte fungieren, und Bürgermeister Friedrich Wieth für die Unterstützung. Dieser überreichte dem ersten Vorsitzenden der Klause, Fritz Lang, als Geschenk ein Buch über Schillingsfürst. Fritz Lang selbst ist mit sechzehn Werken vertreten. Darunter befinden sich Ölgemälde und ganze Reihen von Aquarellen, die auf den ersten Blick wie Comiczeichnungen wirken.
Das Ehepaar Christine Hagner und Philipp Wieder malt und fotografiert auf seinen vielen Reisen. In der Ausstellung zeigen sie einige Impressionen aus Laos in Südostasien. Während sie malte, fotografierte er die Menschen, die ihr dabei neugierig zusahen. Im Rahmen der Ausstellung findet am Samstag, 20. April, eine gesonderte Veranstaltung statt. Um 19 Uhr zeigen Wieder und Hagner eine Multivisionsschau. Der Diavortrag mit persönlichen Reiseerlebnissen ergänzt die Portraitfotos und skizzenhaften Aquarelle und beleuchtet die Geschichte des Landes. Christl Hennig lebt einen Teil ihrer Kreativität vor dem Fernsehgerät aus und skizziert die Menschen ihrer Lieblingssendungen, jedoch „nur Gesichter, die etwas aussagen.“
Alle Kugelschreiberskizzen, festgehalten in einer Art Tagebuch, wurden abfotografiert und werden nun in geballter Form gezeigt. Die ausstellenden Künstler sehen in sich selbst nicht nur den „Freizeitmaler“, sonder vielmehr den „Künstler mit Anspruchsdenken an sich selbst und andere“. Die „Künstler aus Berufung“, so Hennig, betonen den Unterschied zwischen ihrem Schaffen und einer reinen Freizeitbeschäftigung. Ihre Passion ginge weit darüber hinaus, vor allem da jedes einzelne Mitglied aus einem künstlerischen Beruf, meist Graphikdesign oder im Lehrberuf, käme. „Nürnberg in Schillingsfürst“ läuft bis zum Sonntag, 5. Mai. Die Schau ist mittwochs bis sonntags und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr zu sehen. Gemessen an der erfolgreichen und vielversprechenden Eröffnung der Vernissage dürfte einer längerfristigen Kooperation der Doerfler-Galerie und der Nürnberger Künstlerklause nichts im Wege stehen. clk
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