Eine geballte Ladung Frühling
Konzert des Reichsstadt-Gymnasiums mit einem Riesenaufgebot
ROTHENBURG – Eigentlich hätte diese geballte Ladung musikalischen Frühlings locker reichen müssen, um den Winter zu vertreiben. Aber selbst noch so inbrünstiges Singen und Musizieren beim traditionellen Konzert im Reichsstadt-Gymnasium vor den Osterferien wollte diesmal nicht so recht helfen, wie wir derzeit feststellen.
Freilich sollten sich die sage und schreibe rund 300 Beteiligten in den Chören und Instrumental-Ensembles sowie die Solistinnen und Solisten nicht allzuviel Gedanken machen, dass der Winter einfach nicht mehr zu wissen scheint, was sich gehört. Der von ihnen gepflückte und mit einer vollendeten Verbeugung präsentierte Frühlingsstrauß machte jedenfalls so richtig Lust auf Sonne und mehr.
Außerdem wurde das Konzert zur eindrucksvollen Demonstration: In solch großer Formation, teils in der Aula sogar „um die große Aufgangstreppe“ herum spielend und singend, teils mit musikalischem Aufwand verbunden und das Publikum zu spontanem Applaus hinreißend, treten selbst in der bekannt umfassenden Riege an der Dinkelsbühler Straße Chöre und Orchester selten auf.
Auf Burg Rothenfels hatte sich die riesige junge Musiziergemeinde auf diesen Abend vorbereitet und da auch dieser dreitägige Ausflug mit über 260 Schülerinnen und Schülern der letzte unter der Leitung von Studiendirektor und Musikpädagoge Hans-Peter Nitt war, durfte ein kleiner musikalischer Schlenker in größtmöglicher Besetzung nicht fehlen. Das Reichsstadt-Gymnasium zeigte sich ein weiteres Mal von seiner ganz musikalischen und beschwingten Seite, mit einer überaus erstaunlichen Breite an singenden und musizierenden Schülerinnen und Schülern mit Talent und Freude am Zusammenwirken.

Julian Kaiser (r.) spielt bei der Uraufführung seines Stückes mit. Mit dabei: v.l. Michael Kaiser, Kerstin Stolze und Tamara Reu. Foto: Weber
Damit wurde das Konzert zur überzeugenden Verneigung vor der Lebensleistung von Hans-Peter Nitt und vor dessen letztem Dirigat. Große klassische Kompositionen wie „La Réjouissance“ aus Händels Feuerwerksmusik (Bläserchor unter Erich Korder) und die Ouvertüre von Rossinis „Barbier von Sevilla“ (Schulorchester, verstärkt durch zehn Ehemalige) durften vor vollbesetzter Aula mit vielen Zuhörern auch in den höheren Rängen nicht fehlen. Sie steckten zum besagten besonderen Anlass den festlichen Rahmen ab.
Flott und abwechslungsreich ging es sonst hin und her zwischen Ohrwürmern aus Klassik, Film, Musical und Pop. Die Sätze „He’s a Pirate“, „The Medallion Calls“, „The Black Pearl“ aus Badelts „Pirates of the Caribbean“ (Bläserchor) sorgten dabei zum Auf-takt für eine warme Südsee-Brise. „1-2-3-4“ von Plain White T’s zählte den frostigen Gesellen der Unterstufenchor unter Gehard Bauer an, begleitet von Hanna Müller am Klavier. Um ihn dann mit „Summer Paradise“ von „Simple Plan“, begleitet von Maike Oppelt (Klavier), Michael Kaiser und Felix Schott (beide Gitarre) und Katharina Fetz (Querflöte) in den musikalischen Schwitzkasten zu nehmen.
Mit „Hello Dolly“ aus dem gleichnamigen Musical führte das Schulorchester (geleitet von Hans-Peter Nitt) in die Welt des modernen und populären Singspiels der Neuzeit. Dem „Vivace e accanto“ aus der „Sonatine semplice“ des Zeitgenossen P. Eben verliehen Luisa Heindl an der Querflöte und Henrik Ströbel am Klavier in Zusammenspiel als Duo perlenden Glanz. Pop-Ohrwürmer ließ der von Gebhard Bauer geführte Chor der Größeren (8. bis 12. Jahrgangsstufe) folgen. „Mad World“ von „Tears for Fears“ und gesetzt von Hans-Peter Nitt war der erste. Julian und Michael Kaiser sorgten dabei an den E-Gitarren für mächtigen Groove. „Geboren um zu leben“ von „Unheilig“ (ebenfalls gesetzt von Hans-Peter Nitt) mit Anne Fließer am Klavier entführte in die Welt des Deutsch-Pop.
Marika Eger und Felix Schott durften sich beim „Looking in your eyes again“ von L. Maierhofer überzeugend als Gesangsduo mit einbringen. Eine ganz besondere Uraufführung folgte. „November Impressionen“ nennt Julian Kaiser, Violonist und Gitarrist aus dem Kreis der Schülerschaft, seine Komposition, die bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal gespielt wurde. Der Tonschöpfer selbst und sein Bruder Michael Kaiser an den E-Gitarren, Tamara Reu an der Violine und Kerstin Stolze am Violoncello machten die Premiere des freilich eher weniger Richtung Frühling getrimmten Stückes zum Erfolg und holten sich verdienten Applaus. Die Bigband unter Gebhard Bauer setzte mit „Don’t stop believin’“ von Perry/Schon/Cain und „I let a Songo out of my heart“ von L. Halle den umjubelten Schlusspunkt des Konzertprogramms.
Mit ihrem „Hossa“, dargeboten mit Texten auf Schule und Lehrer, mit viel mexikanischem Temperament und mit jeder Menge Sombreros, hängten die diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten eine Nummer dran und luden auf diesem Weg schon einmal zu ihrem Abschlusskonzert Ende Juni ein. Oberstudiendirektor Walter Först zeigte sich am Ende begeistert vom Frühlingskonzert 2013 und dankte allen Beteiligten und Mitwirkenden, darunter auch Felix Hörner (Technik), der inzwischen in Philipp Breiter schon einen Assistenten und Nachfolger aufgebaut hat. -ww-
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