„Mehr als erfreulich“
Kriminalstatistik untermauert subjektives Sicherheitsgefühl
ROTHENBURG – „Viel Licht, aber auch ein wenig Schatten“ werfen Kriminal- und Verkehrsstatistik 2014 auf die Sicherheitslage im Schutzbereich der Polizeiinspektion Rothenburg. Dienststellenleiter Stefan Schuster und Stellvertreter Friedrich Stahl konnten eine Reihe positiver Zahlen vorstellen. Ihre Botschaft: „Wir leben in einer Region wo durchaus etwas passieren kann, aber die Gefahr Opfer zu werden ist im Altlandkreis deutlich geringer.“

Positive Jahresbilanz: Inspektionsleiter Stefan Schuster und sein Stellvertreter Friedrich Stahl. Fotos: Scheuenstuhl
Eine Straftat kann sich zwar im Einzelfall massiv auf den Betroffenen auswirken, betont Stefan Schuster. Dennoch sei es für das subjektive Sicherheitsempfinden „mehr als erfreulich“, dass mittelfristig die Straftaten abnehmen. Waren es 2013 noch 1322 Delikte im Schutzbereich, so wurden im vergangenen Jahr nur 1154 Taten begangen. Dies sind 12,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch mit 63,3 Prozent, was 730 Fällen entspricht, habe man weiterhin eine „ordentliche Aufklärungsquote“, trotz eines Rückgangs um 2,2 Prozentpunkte. Sie liegt damit dennoch im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Gerade Sachbeschädigungen wie etwa Farbschmierereien seien schwer aufzudecken und halten so diese Zahl niedrig. Umso bemerkenswerter ist es, dass die hiesigen Beamten vor Kurzem sechs Tatverdächtige für eine Serie von Graffiti-Sprühereien ermitteln konnten (wir berichteten). „Absolut zufriedenstellend“ seien laut Inspektionsleitung die Zahlen aus dem Altlandkreis wenn man sie mit denen für die Städte Ansbach und Nürnberg sowie für ganz Mittelfranken und den Freistaat vergleicht.
Natürlich tauchen in der Statistik nur Straftaten auf, die der Polizei auch bekannt werden. Das sogenannte Dunkelfeld ist aber beispielsweise bei Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz „enorm groß“. Außerdem beziehen sich die Zahlen auf den Tatort eines Delikts. Der Schutzbereich der Rothenburger Polizeiinspektion umfasst rund 27000 Einwohner. Wenn einer von ihnen außerhalb dieses Schutzbereiches Opfer einer Straftat wird, schlägt sich dies nicht in dem Zahlenwerk nieder.
Aus Statistik herausgefallen
Somit wird der Fall der in Jena zu Tode gekommenen Rothenburger Schülerin hier nicht berücksichtigt. Und auch die Messerattacke im hiesigen Jobcenter im vergangenen Dezember fällt (bislang) aus der Statistik heraus. Denn bei der sogenannten Auslaufstatistik werden auch jene Straftaten nicht aufgeführt, bei denen die Ermittlungen noch nach dem Stichtag andauerten.

Graffitis sind nicht nur optisch eine Zumutung, sondern stellen rechtlich auch eine Sachbeschädigung dar.
Bei den unterschiedlichen Deliktarten konnte festgestellt werden, dass auch in Rothenburg immer öfter gesellschaftliche (Fehl-)Entwicklungen den Taten zugrunde liegen. Jede vierte Straftat war ein Rohheitsdelikt, sprich es kam jemand körperlich zu Schaden. Die Zahl stieg von 244 Taten auf 288. Darunter finden sich unter anderem einige Fälle häuslicher Gewalt sowie massive Körperverletzungen im ersten Halbjahr 2014, die im Umfeld einer Rothenburger Diskothek begangen wurden. Bei einem der schwerwiegendsten Fällen wurde dem am Boden liegenden Opfer gegen den Kopf getreten. Der Täter bekam für diese Körperverletzung eine „deutliche“ Freiheitsstrafe.
Die Ermittlungserfolge in diesen Fällen sowie die offene Präsens der Beamten führten dazu, dass es im zweiten Halbjahr ruhiger wurde und derartige Taten in Zahl und Intensität abnahmen. „Das heißt aber nicht, dass nichts mehr passiert“, sagt der Inspektionsleiter, „das wäre blauäugig.“ Die Mehrzahl der Rohheitsdelikte fand zudem nicht im öffentlichen Raum statt und taucht deshalb nur teilweise bei dem Deliktbereich Straßenkriminalität (insgesamt 207 Taten) auf. Auch die neun gemeldeten Sexualdelikte (im Vorjahr: 13) wurden im privaten Umfeld begangen.
Einen deutlichen Rückgang von 364 auf 275 Vergehen kann die Polizeiinspektion bei Eigentumsdelikten vermelden. Wohnungseinbruchdiebstähle, die bundesweit stetig zunehmen, häufen sich hier nicht: 2013 und 2014 gab es jeweils fünf Fälle im Schutzbereich.
Auch die Zahl der Vermögensdelikte fällt kontinuierlich, von 174 (in 2012) auf 157 und schließlich auf 145. Zwar nehmen Betrügereien im Internet allgemein zu, aber wegen des Tatortprinzips kommen sie nicht in die hiesige Statistik. Auch die Zahlen für Verstöße gegen Nebengesetze sind zurückgegangen (von 125 auf 81). Darunter fallen auch Drogenvergehen. Es wäre schlicht falsch, Rothenburg als drogenfrei zu bezeichnen. Zwar stellt die Droge „Chrystal Meth“ kein Problem dar. Aber es gab teils „gravierende Fälle“ von Kräutermischungskonsum.
Ein „sehr gutes Miteinander“ von Polizei und Bevölkerung sieht der Inspektionsleiter bei der Aufklärung von Sachbeschädigungen (in 2014: von 174 auf 177 Fälle gestiegen). Fahrzeuge sind hier schwerpunktmäßig Gegenstand der Delikte. Neben der Spurensicherung und der Ermittlungen durch die Polizei tragen auch Hinweise aus der Bevölkerung (wie etwa von Autokennzeichen) dazu bei, dass die jeweils Geschädigten auch zu ihrem Recht kommen.
Bei der Verkehrsstatistik sind die Unfallzahlen gestiegen (von 1087 auf 1134). Rein rechnerisch kracht es also alle acht Stunden auf den Straßen in und um Rothenburg. Wie im Jahr 2013 kam es dabei zu einem tödlichen Unfall. Schwerwiegende Unfälle nahmen von 236 auf 266 und Kleinunfälle von 702 auf 720 zu. Auch bei den zur letztgenannten Klasse gehörenden Wildunfällen konnte man einen Anstieg verzeichnen: von 252 auf 269.
Ungenügender Sicherheitsabstand (258 Fälle), Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren (212 Fälle) sowie eine falsche Straßenbenutzung (89 Fälle) waren die häufigs-ten Unfallursachen. In 67 Fällen lag ein Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit und in 9 weiteren Fällen Alkoholeinfluss zugrunde, so Friedrich Stahl.
Eine zunehmende Herausforderung auf den Straßen werden Senioren, die sich zwar einerseits aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr hinter das Steuer setzen, aber andererseits dank eines motorunterstützten Fahrrads („E-Bike“) wieder am Straßenverkehr teilnehmen. Die Polizei appelliert an alle Fahrradfahrer einen Helm zu tragen, um schwere Kopfverletzungen bei einem Unfall zu verhindern.
Negativ wirkt sich ein weiterer gesellschaftlicher Trend aus: Verkehrsunfälle werden nicht mehr so abgewickelt, wie es gesetzlich Pflicht wäre, erklärt Friedrich Stahl. In insgesamt 191 Fällen (im Vergleich 2013: 144 Fälle) lag ein unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, sprich Fahrerflucht, vor. Davon konnten 133 im Nachhinein nicht geklärt werden. Stefan Schuster ergänzt, dass man in der Rothenburger Inspektion deshalb womöglich einen Schwerpunktsachbearbeiter für Verkehrsunfallfluchten abstellen wird. mes
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