Jugendliche fördern und fordern

Auszubildende unterstützen Unternehmen bei Nachwuchskräfte-Gewinnung

ROTHENBURG – Der demografische Wandel hat die Wirtschaft eingeholt. Jahr für Jahr gibt es weniger Schulabgänger und mehr unbesetzte Lehrstellen. Die Unternehmen verstärken deshalb ihre Anstrengungen, um den Nachwuchs für sich zu be­geis­tern. Zum Beispiel durch eigene Auszubildende, die Feuer und Flamme für den Betrieb sind, in dem sie arbeiten. Jüngstes Beispiel: die Firma Lechner.

Vor einigen Jahren reichte es, eine Stellenanzeige in der Lokalzeitung zu schalten und der Personalleiter konnte aus zahlreichen Bewerbern auswählen. Doch diese Zeiten sind so gut wie vorbei. Mehr und mehr sehen sich Unternehmen deshalb in der Situation, für sich werben zu müssen, wenn sie qualifizierte Nachwuchskräfte gewinnen möchten. Das gilt für mittelständische Unternehmen und noch viel stärker für kleine Handwerksbetriebe. Selbst bei Arbeitgebern, die weit über die Branche hinaus bekannt sind, gibt es Engpässe, vor allem im technischen Bereich.

Es gibt inzwischen fast kein Unternehmen mehr, ohne eigenen Internet-Auftritt. Auch die sozialen Netzwerke sind als Werbekanäle erkannt worden, um junge Leute zu erreichen und auf unbekanntere oder neue Berufe aufmerksam zu machen.

Maschinenführer Walerian Koop stammt aus der Ukraine und arbeitet seit drei Jahren bei Lechner. Fotos: Schäfer

Maschinenführer Walerian Koop stammt aus der Ukraine und arbeitet seit drei Jahren bei Lechner. Fotos: Schäfer

Niemand kann die Ausbildung so nah und begeis­ternd vermitteln, wie die Auszubildenden selbst. Die Firma Neuberger veranstaltet schon seit 2008 – und als nächstes am Samstg, 26. Juli von 9 bis 13 Uhr – einen Ausbildungstag, an dem Lehrlinge einen Einblick in das Unternehmen geben und von eigenen Erfahrungen erzählen, etwa ein angehender Mechatroniker. Dann wird Schülerinnen und Schülern oft zum ersten Mal deutlich, warum es sich lohnt, den Dreisatz zu kapieren. Aufgrund ihres Alters mit Auszubildenden bewegen sie sich auf der gleichen Gesprächsebene und finden schnell einen Draht zueinander. Über die Auszubildenden werden Hemmschwellen abgebaut.

Zum ersten Mal veranstaltete der Küchenarbeitsplattenhersteller Lechner am vergangenen Samstag einen „Tag der Ausbildung“. Die Resonanz macht Lust auf Wiederholung, sagte Personalchef Dieter Reinhard. Als eines der größten Unternehmen in der Region bildet Lechner derzeit insgesamt 28 junge Menschen in einem Dutzend unterschiedlicher Berufe aus. Organisiert und durchgeführt wurde die Aktion von den technischen und kaufmännischen Lehrlingen unter Mitwirkung von Personalreferentin Barbara Selent, die seinerzeit die ers­te Auszubildende in dem 1991 von Forstinnung nach Rothenburg umgesiedelten Unternehmen war.

Beim „Tag der Ausbildung“ machte sich bemerkbar, dass sich das Engagement der jungen Leute auszahlt. Sie erläuterten die Voraussetzungen für die Ausbildung in den verschiedenen Berufen und gaben Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung. Außerdem konnten sich Besucher über Weiterbildungsmöglichkeiten informieren. So bietet das Unternehmen neben der Ausbildung zum Fachinformatiker beziehungsweise Industriekaufmann die Möglichkeit eines akademischen Abschlusses zum Bachelor of Arts an. Das duale Studium ist eine Kombination aus einer Berufsausbildung und einem Hochschulstudium.

Das Unternehmen besucht auch Messen oder Lehrstellenbörsen in der Region mit den eigenen Auszubildenden zur Kontaktaufnahme. Die Nachwuchskräfte und ihre Arbeitgeber profitieren beiderseits davon. Die Auszubildenden lernen Verantwortung zu übernehmen, arbeiten im Team zusammen und sind gleichzeitig sympathische Botschafter für die Öffentlichkeitsarbeit und Personalgewinnung der Betriebe. sis

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