Erfolgreiche Offensive

Ziel der Nominierungsversammlung auch erreicht – Wahlkampf in Geslau

GESLAU – Mit neunzehn „Ja“- und einer „Nein“-Stimme hat der 41-jährige Polizeibeamte Hermann Rösch bei der Nominierungsversammlung am Mittwochabend in der „Kleinen Seekneipe“ im Ortsteil Lauterbach die erste Hürde mit den Formalitäten als Bürgermeisterkandidat der neuen Gruppierung „Freie Wähler Ges­lau“ genommen und muss nun bis zum Stichtag 3. Februar die notwendigen fünfzig Unterstützungsunterschriften vorlegen. Der Wahlkampf bringt eine neue Dynamik in die Diskussion. Weitere Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.

Bis Donnerstag war der zweifache Familienvater aus Gunzendorf, der federführend mithalf, das Bürgerbegehren zur Beibehaltung des ehrenamtlichen Bürgermeisters in die Wege zu leiten, der einzig offiziell nominierte Bürgermeisterkandidat in der 1400-Einwohner-Gemeinde mit ihren dreizehn Ortsteilen. Die kurzfristig innerhalb von drei Tagen einberufene Nominierungsversammlung in Lauterbach war die Reaktion der Gruppierung um Hermann Rösch auf den merkwürdigen Verlauf der Hauptnominierungsversammlung der Liste „Geslau und Umgebung“ am Sonntagabend im Sportheim, als er und die drei Mitbewerber Robert Nicklaus, Wolfgang Nölp und Uwe Schmid unverrichteter Dinge nach Hause geschickt wurden. „Wir waren von der Situation total überrascht. Damit hat keiner gerechnet.“

Hermann Rösch (re) dankt für die Unterstützung.

Hermann Rösch (re) dankt für die Unterstützung.

Alle Vier fühlten sich an der Nase herumgeführt. Auch das engagierte CSU-Vorstandsmitglied Wolfgang Nölp, das mit der kräftigen Unterstützung seiner Partei bei der Kandidatur gerechnet hatte und sich auch gute Chancen bei der Abstimmung ausmalen konnte. Beobachter wurden den Eindruck nicht los, dass er von den eigenen Parteifreunden wie eine heiße Kartoffel fallengelassen wurde, um andere Ziele zu verfolgen.

Wie berichtet, fand der überraschende Antrag von Gemeindebürger Detlef Neumann eine breite Mehrheit, die Nominierung nicht durchzuführen, um eine gewisse Neutralität zu wahren. Es gibt jedoch Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieses Ansinnens. Bei den Wählern herrscht erhebliche Verunsicherung durch die Diskussionen in den politischen Lagern – auch aus Unkenntnis der diffizilen Rechtslage beim Wahlprozedere. Die ganze Situation um das Bürgermeisteramt ist vertrakt und hat die Gemeinde inzwischen in zwei Lager gespalten. In der neuerlichen Personaldebatte wird weiter Porzellan zerschlagen. Man hätte einiges an Geschirr retten können. Aber die persönlichen Befindlichkeiten dominieren und blockieren die Sachpolitik.

Die Gemeinderats-Mehrheit nagt noch an ihrer Niederlage des Bürgerentscheids, der den Beschluss zum hauptamtlichen Bürgermeister gekippt hat. Zentrale Figur in dieser Geschichte ist das amtierende Gemeindeoberhaupt Dieter Mohr, der sich nur noch als Berufs-Bürgermeister für eine weitere Kandidatur zur Verfügung stellen wollte. Der Gemeinderat bestärkte ihn mit seiner Entscheidung bei diesem Vorhaben. Die Bürger machten den gewählten Gemeindevertretern einen Strich durch die Rechnung und wollten die erhebliche Kostensteigerung nicht klaglos hinnehmen, Über die Höhe der Summe schweigt sich der Rat gern aus. „Ein hauptamtlicher Bürgermeister kostet mehr, aber er bringt der Gemeinde auch mehr“, lautet die lapidare Antwort.

Die CSU hegte nach dem verlorenen Bürgerentscheid insgeheim offenbar die Hoffnung, dass sich kein Kandidat für die Fortführung des verantwortungsvollen und arbeitsreichen Ehrenamts im Rathaus findet und wurde eines Besseren belehrt. Gleich vier potenzielle Bewerber aus der Gemeinde meldeten ihre Bereitschaft für eine Kandidatur an. Damit hatte niemand gerechnet. Die Überraschung war perfekt.

Die Bürger lassen sich von der Politik nicht mehr alles gefallen – und handeln. Fotos: Schäfer

Die Bürger lassen sich von der Politik nicht mehr alles gefallen – und handeln. Fotos: Schäfer

Es blieb nicht bei den vier Namen. Im Verlauf der letzten Tage machten Gerüchte von einer Kehrtwende des Bürgermeisters die Runde. Vertrauenswürdige Personen erzählen von Gesprächen mit Dieter Mohr, in denen er anklingen ließ, einer Fortführung als ehrenamtlicher Bürgermeister nicht mehr ganz so ablehnend gegenüberzustehen. Eine klare Aussage dazu gibt es nicht. Bei der Hauptnominierungsversammlung in Geslau darauf angesprochen, berief sich Dieter Mohr auf seine Neutralitätspflicht als Gemeindewahlleiter und blieb die Antwort auf die Frage schuldig.

Die Bürger wünschen konkret Klarheit über die offizielle Position des Amts­inhabers und forderten Transparenz. Ihr Ruf nach Aufklärung verhallte auch in der jüngsten Nominierungsversammlung, bei der ein Großteil der Gemeinderäte anwesend war, aber nicht das Gemeindeoberhaupt. Die Bürgerinitiative mutmaßt, Dieter Mohr wolle „durch die Hintertür“ doch wieder kandidieren und kritisiert die abgesagte Nominierung als „abgekartetes Spiel“.

Zwischen den beiden Lagern wurde heftig diskutiert über Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Jede Seite warf der anderen politische Taktiererei vor. Versammlungsleiter Hans Henninger, Bürgermeister von Flachslanden und Kreisvorsitzender der Freien Wähler, sowie sein Parteifreund Ernst Wachmeier aus Leutershausen, die sich aus dem Geslauer Wahlkampf heraushielten und ihrerseits die Möglichkeiten nutzten, in eigener Sache zu werben, gelang es, zur Sachlichkeit zurückzukehren und die Nominierung von Hermann Rösch über die Bühne zu bringen.

Von den rund fünfzig Anwesenden beteiligten sich nur zwanzig Bürgerinnen und Bürger an der geheimen Abstimmung. Die anderen verweigerten ihre Unterstützung oder wollten sich die Option offenlassen, falls in den nächsten Tagen ein weiterer Wahlvorschlag zur Abstimmung steht. Sollte Hermann Rösch alle formalen Anforderungen erfüllen im vorgegeben Zeitrahmen und bliebe er der einzige Kandidat, dann würde auf dem Stimmzettel bei der Wahl am 16. März sein Name stehen und es gäbe eine vorgedruckte Linie für weitere wählbare Kandidaten. Da bisher nur ein Kandidat nominiert wurde, verlängert sich die Frist zur Einreichung von Wahlvorschlägen um eine Woche. Sollte ein zweiter Kandidat antreten, gibt es auf dem Stimmzettel hinter jedem der beiden Namen ein Kästchen zum Ankreuzen. Das handschriftliche Hinzufügen einer weiteren Person würde in diesem Fall den Stimmzettel ungültig machen.

Hinter den Kulissen wird kräftig gearbeitet und die Strippen gezogen. Die Bürgerinitiative bereitet bereits ihre nächsten Schritte vor und bringt die CSU mit Dieter Mohr damit noch stärker in die Bredouille. „Wir wollen sie aus der Deckung holen“, hieß es. Es werden Signale gestreut, dass aus dem Kreis der vier Bewerber vom Sonntagabend ein zweiter an die Öffentlichkeit geht und sich zur Wahl stellt. Auch er müsste dann noch eine Nominierungsversammlung abhalten und fünfzig Unterstützungsunterschriften bis zum 3. Februar nachweisen.

Auch Spekulationen um ein bevorstehendes Comeback von Dieter Mohr wurde gestern neue Nahrung gegeben. Ob sie falsch oder richtig sind, wird sich bald herausstellen. Die Bürgerinitiative gibt sich selbstbewusst und ist vor weiteren Winkelzügen gewappnet, wie sie versichert. Der Wahlkampf in Geslau wird noch richtig spannend. sis

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