Sicher und mit neuem Glanz

Kirchenrenovierung findet volle Unterstützung bei den Gemeindegliedern

WEISSENKIRCHBERG – Recht still ist es zur Zeit im Ort. Das Läuten der Glocken wird schmerzlich vermisst von den Weißenkirchbergern. Weil seit April ihre Kirche renoviert wird, müssen die Glocken seither stumm bleiben. Bis November sollen die Renovierungsmaßnahmen noch andauern. Die ganze Gemeinde leistet dabei wertvolle finanzielle und vor allem tatkräftige Unterstützung.

Von links: Richard Vogel, Pfarrerin Heimtraud Walz und Richard Fragner. Foto: Scheuenstuhl

Von links: Richard Vogel, Pfarrerin Heimtraud Walz und Richard Fragner. Foto: Scheuenstuhl

Ohne störende Baugerüste kann das bunte Turmdach der St. Wenzeslaus Kirche in Weißenkirchberg jetzt wieder bewundert werden. Und in Kürze werden auch wieder die beiden Uhren an der Süd- und Nordseite des Turmes angebracht, so dass die Glocke wieder ein Teil des Alltags der 890 Gemeindeglieder sein wird. „Diese Zeit überstehen wir auch noch“, meint Richard Fragner, der als Mitglied des Bauausschusses des Kirchenvorstandes mit viel Sachverstand die Bauarbeiten begleitete. Für die Abschlussfeier der Renovierung plant Pfarrerin Heimtraud Walz einen festlichen Gottesdienst am Sonntag, 3. November.

Das Gerüst am Längshaus wird voraussichtlich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht vollständig abgebaut sein. Die beanstandeten Mängel stellten sich als umfassender heraus, als vorher eingeschätzt wurde. Die Hauptarbeiten betrafen den Kirchturm, dessen Gebälk schon seit einigen Jahren morsch war. 2007 kam es zu großen Sturmschäden, wodurch das Turmdach undicht wurde. Beim Einsetzen der neuen Ziegel entdeckte man dann das brüchige Gebälk. Pfarrerin Heimtraud Walz trat im Februar 2009 die Stelle in der Kirchengemeinde Weißenkirchberg mit Aurach an. Im folgenden Herbst wurde ihr eröffnet, dass noch Renovierungsarbeiten an der Kirche anstehen. Der Schock darüber währte nur kurz und zusammen mit einem sehr engagierten Kirchenvorstand und ebenso aktiven Gemeindegliedern stellte man sich dieser Aufgabe.

Großes Engagement

Im selben Jahr noch machte man eine Eingabe bei der Landeskirche, die dieses Jahr schließlich die Genehmigung zu der Renovierung gab. Die Gesamtkosten wurden mit 368000 Euro angesetzt, von denen 200000 Euro von der Landeskirche kommen. Da es hierfür keine staatlichen Zuschüsse gibt, muss der restliche Betrag von der Kirchengemeinde selbst aufgebracht werden. Bislang konnten schon 150000 Euro von den Gemeindemitgliedern zusammen getragen werden. „Dies ist eine ganz besondere Leistung für eine so kleine Gemeinde und zeigt, dass die Kirche den Menschen viel wert ist“, erklärt Pfarrerin Heimtraud Walz stolz. Neben der Erhebung von Kirchgeld für diesen konkreten Zweck und zahlreichen Privatpersonen, die bei besonderen Anlässen höhere Summen spendeten, beteiligten sich auch alle örtlichen Vereine mit beachtlichen Geldbeträgen.

Über den finanziellen Beitrag hinaus, haben viele Gemeindeglieder auch tatkräftig bei den Renovierungsmaßnahmen mitgeholfen. Pfarrerin Heimtraud Walz schätzt die Eigenleistung auf insgesamt 300 Arbeitsstunden. So hieß es für die 40 bis 50 Helfer rund um die Kirche auskoffern, sauber machen, Ziegel vom Dachboden des Längshauses herunter holen und die Dachrinne reinigen. Die anspruchsvollen und nicht ganz ungefährlichen Aufgaben wurden dann jedoch von den Profis übernommen.

Aufwendige Konstruktion: Gebälk innen im Kirchturm.           Foto: Knoll und Konopatzki

Aufwendige Konstruktion: Gebälk innen im Kirchturm. Foto: Knoll und Konopatzki

In der Turmspitze musste die Holzkonstruktion, der sogenannte Kaiserstiel an dem Kugel, Kreuz und Wetterhahn befestigt sind, ausgewechselt werden. Die dafür abgenommene Kugel wurde auch neu vergoldet. Sie barg einen besonderen „Schatz“ in sich: eine Zeitkapsel mit verschiedenen Dokumenten aus den Jahren 1898, 1927, 1969 und 1984. Alte Geldstücke, ein Sonntagsblatt, Ausschnitte aus der Tageszeitung und Gemeindebriefe kamen zum Vorschein. Die Gemeinde hatte großes Interesse an den Zeugnissen vergangener Tage, so dass die Dokumente als Kopie in der Kirche ausgelegt wurden. Um die momentane Situation der Gemeinde ebenfalls für nachfolgende Generationen festzuhalten wurden auch dieses Mal verschiedene Zeitdokumente und Euro-Münzen in einer zweiten Zeitkapsel in der goldenen Kugel verwahrt. Die Pfarrerin hofft, dass während ihrer Amtszeit die Kugel mit der Zeitkapsel nicht ein zweites Mal wegen Baumaßnahmen heruntergeholt werden muss.

Kleinere Reparaturen könnten aber durchaus nötig werden, denn das Turmdach ist wegen seiner achteckigen Form sehr anfällig für Wassereintritt. Die hauptsächlichen Arbeiten fanden am Kirchturm statt. Daneben nutzte man die Gelegenheit für weitere kleine Ausbesserungen. So bekam das Längsdach neue Firstziegel und die Fassade am Turm und an der Westseite erstrahlt nun dank eines frischen Anstrichs. Darüber hinaus wurden jetzt nur die notwendigsten Fenster ausgetauscht und der Rest wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgebessert.

Handwerklich weitergebildet

Von außen deutlich zu erkennen sind die neuen leicht hervortretenden Verstärkungen der Wand, im Bauwesen „Lisenen“ genannt. Pfarrerin Heimtraud Walz gibt zu, dass sie vor Beginn der Arbeiten wenig über die konkreten, handwerklichen Maßnahmen wusste. „Aber sie weiß immer was sie will“, schmunzelt Richard Vogel, ebenfalls Mitglied des Bauausschusses des Weißenkirchberger Kirchenvorstandes. Auch die beiden Herren geben zu, dass sie während der Bauphase noch viel dazu gelernt haben.

Mittlerweile wurde auch verschmerzt, dass der Turm mit seinen neuen Ziegeln nicht wie geplant bereits zur Kirchweih Ende September ohne Gerüst dastand. Die Mehrarbeiten haben den Zeitplan etwas durcheinander geworfen. Aber es hat sich gelohnt, denn man kann jetzt schon erkennen, dass man bald „ein Stück hat, auf das man wieder richtig stolz sein kann.“ mes

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