Ein erbrechtliches Vermächtnis

Onkel und Neffe führen als Geschäftspartner aufwändige Altbau-Sanierung durch

ROTHENBURG – Wie sich die Dinge manchmal fügen und entwickeln. Ein Niederländer hat auf dem Weg in den Urlaub immer wieder einen Zwischenstopp in Rothenburg eingelegt. Die Stadt wurde ihm zur zweiten Heimat und zum interessanten Betätigungsfeld.

Im Alten Keller sanieren die beiden Niederländer ein altes Haus. Fotos: Schäfer

Harry Hermans war als Projektentwickler für Konzeption und Planung von größeren Projekten in der Immobilienbranche tätig, vorrangig in seiner niederländischen Heimat Amsterdam. Rothenburg lernte er als Urlauber kennen. Hier übernachtete er über viele Jahre in schöner Regelmäßigkeit mit der Familie als gewollte Unterbrechung auf der Fahrt in den Skiurlaub. Die Einkehr in der „Altfränkischen Weinstube“ wurde zur liebgewonnenen Tradition und aus der Bekanntschaft zum Wirt Mario Beckh entwickelte sich eine Freundschaft.

Mit der Zeit entdeckte der Niederländer in der Rothenburger Altstadt interessante Sanierungsobjekte. Am Klosterhof baute er eine ehemalige Scheune zum stilvollen und modern eingerichteten Gästehaus um. In der Nachbarschaft erwarb er weitere Altbauobjekte, die für eine Sanierung fällig waren. Bis sie der Niederländer aus dem Schattendasein holte. Nach und nach stellte er die Objekte fertig. Dann ging er Neues an – und scheute sich auch nicht vor „Problemfällen“ in einem desolaten Zustand.

Ein Haus im Alten Keller war sein letztes Objekt, das er noch angekauft hat, um es um- und auszubauen mit dem fachlich versierten Architekten Andreas Burkhart, der schon die anderen Objekte betreute. Für eine Denkmal-Sanierung ist große Fachkunde notwendig. Das Haus direkt neben dem heutigen Gasthaus „Alter Keller“ könnte einmal eine Brauerei gewesen sein. Untersuchungen deuten auf eine Bauzeit um das Jahr 1785 hin.

Hein Hermans und sein Onkel Hubertus.

Zuletzt gehörte das Haus einem Amerikaner und dessen Frau. Die Eheleute lebten nicht in Rothenburg und nutzten den Besitz nur zeitweise. Sie bauten noch eine neue Heizung ein. Aber dann ging die Beziehung in die Brüche und das Haus  stand verwaist. Es wurde nichts mehr investiert. Durch den jahrelangen Leerstand verschlechterte sich der allgemeine Zustand weiter.

Harry Hermans hatte bereits konkrete Pläne für die Wohnraumsanierung. Er wurde krank und erlag einem Krebsleiden. Sein älterer Bruder Hubertus Hermans, Jahrgang 1940, und Hein Hermans, der einzige Sohn des Verstorbenen, kümmern sich als Erben um das Vermächtnis. Vier moderne Wohnungen, zwischen 82 und 103 Quadratmeter groß, sollen in dem Haus entstehen. Die Fertigstellung ist bis Herbst nächsten Jahres geplant. Der Dachausbau wurde genehmigt. Denkmalamt und Stadtheimatpfleger hatten sich aus grundsätzlichen Erwägungen gegen den Ausbau von Dachräumen in historischen Gebäuden ausgesprochen.

Onkel und Neffe haben in der Zwischenzeit eine GmbH gegründet mit Eintragung in das Handelsregister, um weiter rechtssicher zusammenzuarbeiten. Die Gesellschaft bietet kraft ihrer Rechtsform den beiden Investoren auch steuerliche Vorteile dank Abschreibung.  Die Kosten für Renovierung und Restaurierung besonders schützenswerter Gebäude können durch Denkmaleigentümer über mehrere Jahre verteilt steuerlich abgesetzt werden.                                              sis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*