„Er denkt, sie spürt“

Tanzen ist nicht nur körperliche Betätigung, sondern Ausdruck von Gefühlen

ROTHENBURG – Es ist ein Jahrhunderte altes Kulturgut, doch leider hat es mit einem etwas angestaubten Image zu kämpfen. Tanzen bringen viele Leute vor allem mit nachmittäglichen Veranstaltungen für Senioren in Verbindung. Wieviel sportliche Leistung, modernes Lebensgefühl und emotionale Ausdrucksstärke aber eigentlich dahinter steckt, zeigt nicht nur eine sehr erfolgreiche Tanz-Sendung im Privatfernsehen. Man kann es auch direkt vor Ort in Rothenburg bei der Tanzsportabteilung des TSV erleben. 

Mit Freude und in geselliger Runde werden die neuen Schrittfolgen verinnerlicht. Fotos: Scheuenstuhl

Derzeit sind es 40 Mitglieder, die regelmäßig in den Trainingsstunden über das Tanzparkett gleiten. „Die Tendenz ist steigend“, sagt Abteilungsleiter Georg Schallner. Egal ob man noch überhaupt keine Ahnung vom Tanzen hat oder schon die eine oder andere Schrittfolge kennt, bei der Tanzsportabteilung ist jeder gut aufgehoben und kann sich ausgehend von seinem Wissensstand weiterentwickeln.

„Bei uns wird alles im Welttanzprogramm angeboten“, erklärt Georg Schallner – also sowohl Standard- als auch Lateintänze. Es gibt allerdings keine Zielvorgabe. Was Neues gelernt und eingeübt wird, richte sich nach den Bedürfnissen und Wünschen der Paare. Folglich ist ein Einstieg sowie ein „Schnuppern“ jederzeit möglich. Im Grunde sollen die Mitglieder durch das Training dazu befähigt werden, auf dem Tanzparkett bei öffentlichen Veranstaltungen „eine gute Figur zu machen“. Georg Schallner ist wichtig zu unterstreichen, dass der TSV nicht die Tanzschule ersetzen möchte.

Von der Abteilungsleitung gebe es regelmäßig Tipps, wo man das im Training Gelernte in die Tat umsetzen kann, man veranstalte aber keine „Klassenfahrten“, betont der 50-Jährige. Gemeinsam mit Karin Schmidt ist er als Tanztrainer beim TSV tätig. Neben den Technikgrundlagen wie Haltung, Gewichtsverlagerung und dergleichen werden in den beiden wöchentlichen Trainingseinheiten ebenso die einzelnen Schrittfolgen (Figuren) erklärt.

Kassier Thomas Feuerlein und Schriftführerin Karin Schmidt.

Derzeit gebe es in den Reihen der Mitglieder niemanden, der in den Turniersport möchte. Der Verein hätte aber durchaus die Kapazitäten an Stunden und Trainern, um dies zu ermöglichen, dank des Rückhalts von Seiten der TSV-Spitze um Dieter Kölle. Ab und an werden auch externe Trainer oder Turniertänzer in die TSV-Stunden eingeladen, um „frisches Blut von außen“ zu bekommen, so Georg Schallner.

Auch seine Trainerlizenz muss regelmäßig beim Landestanzsportverband Bayern aufgefrischt werden, um sich etwaige neue Erkenntnisse  anzueignen und ebenso,  um eingeschlichene Fehler auszumerzen. Auch Tanzen beinhaltet kontinuierliches Lernen, denn ein fertiger Tänzer sei man nie, sagt Georg Schallner. Auch wenn natürlich die Schrittfolgen im Laufe der Zeit mit der Übung in Fleisch und Blut übergehen.

Das Tanzen zählt mit dem Schwimmen  zu den gesündesten Sportarten. Es ist zwar körperlich anstrengend, aber ungefährlich, da es keine Sportgeräte gibt, die zur Gefahrenquelle werden könnten. Es ist ein „super Kardio-Training“, sagt der gebürtige Österreicher, und wird deshalb oft als Therapie bei Herzerkrankungen eingesetzt. Auch Problemen mit dem Rücken kann man dadurch vorbeugen, da man beim Tanzen auf die Haltung achtet und das Gewicht anders auf die Beine verlagert wird.

Tanzen ist nicht nur körperliche Bewegung, sondern ein Ausdruck von allen möglichen Emotionen, angefangen bei Freude bis hin zu Schmerz, erklärt Georg Schallner. Tanzen ist auch „Kommunikation ohne Strom“ – gerade im heutigen Zeitalter der digitalen Vernetztheit ist diese Verständigung durch „feinen körperlichen Einsatz“ eine Besonderheit.

Hohes Tanzen bedeutet laut Georg Schallner nicht etwa die Durchführung komplizierter Figuren oder Schrittfolgen, sondern „wenn der Herr anfängt zu führen“. Auf der Tanzfläche habe der Mann das Sagen und immer Recht. „Er führt, denkt voraus. leitet ein und sie spürt“ wie es als nächstes weitergeht.

Tanzen hat heutzutage einen höheren Stellenwert  – auch dank der auf dem Privatsender RTL ausgestrahlten Sendung „Let‘s Dance“. Allerdings steht es nicht so hoch im Kurs wie in den Epochen, als ein gesellschaftliches Ereignis ohne Tanzen überhaupt nicht denkbar gewesen war. So waren Bälle in früheren Jahrhunderten die einzige legitime Möglichkeit, dass sich Mann und Frau überhaupt nahe kommen und kennenlernen konnten.

Und in der Nachkriegszeit hatte jedes gute Restaurant, das etwas auf sich hielt, eine Tanzfläche samt Liveband. In Georg Schallners Heimatland Österreich ist eine Tanzausbildung fester Bestandteil für all jene, die Offizier werden möchten. Damit der durch „Let‘s Dance“ ausgelöste Hype nicht sang- und klanglos verpufft, sieht Georg Schallner Schulen, Sportvereine, Tanzschulen und Veranstalter in der Pflicht, Möglichkeiten zu gewähren, Tanzen zu erlernen und es auch auszuüben.

„Am Anfang macht man schnell große Fortschritte“, ermutigt Georg Schallner auch komplette Neueinsteiger, mit dem Tanzen zu beginnen. Für das Training – jeden Dienstag und Donnerstag ab 19.30 Uhr in der Aula der Realschule – sind lediglich bequeme Kleidung und festes Schuhwerk erforderlich, dessen Sohle „nicht am Boden klebt“. Die Stunden finden selbst an Feiertagen und während der Ferienzeit – mit Ausnahme der Weihnachts- und Sommerferien – statt.  mes

Nähere Informationen zu der Tanzsportabteilung des TSV erhält man bei Abteilungsleiter Georg Schallner unter Telefonnummer 0175/202 03 63 oder per Email unter georg@schallner.de.

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