Noch mehr Grün

Brauhaus-Vorschlag 2: Planungsbüro Ruhl-Albert aus Würzburg

ROTHENBURG – Weitere qualitativ hochwertige Planung im Wettbewerb: Im Entwurfsvorschlag des Würzburger Achitekturbüros Ruhl-Albert für eine Hotelanlage auf dem ehemaligen Brauhausgelände, bleibt das Sudhausgebäude als Denkmalsolitär ohne störende, neue Anbauten frei für sich stehen. Ideenreich werden Themen des mittelalterlichen Rothenburgs und des Brauhauses gestalterisch aufgenommen und umgesetzt.

Senkrechte Unterteilungen und freitragende Stützen lockern die Gebäudestrukturen auf. Planentwurf Ruhl-Albert, Fotos: sis

Die vorgeschlagenen Lösungen setzen die von der Stadt vorgegebenen Anforderungen kreativ um. Die Konzeption beinhaltet ein gewünschtes 4-Sterne-Hotel und bestünde aus 150 Zimmern. Der Fokus liegt auf Tagungs- und Wellnessgästen, „um in keine direkte Konkurrenz zu den lokalen Hoteliers zu treten“. Sondern im Gegenteil, „um neue Geschäftsfelder für Rothenburg zu erschließen“ – mit 750 und 200 Quadratmeter Tagungsfläche und einem großzügigen Bereich für Wellness- und Gesundheitseinrichtungen. Die gesamte Anlage ist auf 1-, 2- oder maximal 3-geschossig ausgelegt. Damit bleiben die höchsten Neubauten um etwa 40 Zentimeter unter der bestehenden Traufhöhe des Sudhauses. Dadurch wird die Stadtsilhouette nicht durch mehrgeschossige Neubauten gestört. Es ist vorgesehen, dass das Sudhausgebäude  zentraler Fixpunkt der Hotelanlage bleibt, um den sich dann das Neue gruppiert und anlehnt.

Das Sud-haus soll vollständig saniert werden. Mit Restaurant, Steakhaus, Bar, Tagungsräumen und einer Kleinkunstbühne würde es der Öffentlichkeit erhalten und zugänglich bleiben. Es gäbe einen Biergarten und direkt vor dem Sudhausgebäude entstünde über die Treppenanlage ein öffentliches Auditorium für Veranstaltungen aller Art im Außenbereich.

Die neuen Gebäude nehmen in ihrer Architektur die individuelle und standortbezogene Situation auf. Die Reminiszenz an den alten Steinbruch, der sich auf dem Gelände befunden hat, ist die Schaffung einer Abbruchkante entlang der Mergentheimer Straße mit Natursteinquadern am Grundstücksrand. Es soll ein neuer Burggraben entstehen entlang dieser Kante, indem die neuen Gebäude in einigen Metern Entfernung errichtet werden. Eine reizvolle Idee ist es, den Burggraben mit einer Baumallee zu bestücken und vollständig zu begrünen. Eine Brücke über den Burggraben würde Fußgänger und Verkehr trennen.

Über eine Treppenanlage vor dem Sudhaus entstünde ein Veranstaltungsraum im Freien.

Ein moderner „Wehrgang“ entstünde durch das Zurücksetzen des dritten Geschosses mit Dachüberdeckung auf ganzer Gebäudelänge.  Weitere schöne Variante des Modells: Im dritten Geschoss gäbe es ein Pent-house mit Suiten und  herrlich weitem Blick von Balkon oder Dachterrasse.

Materialien und Farben für die modernen Fassaden der Hotelanlage  sind ebenfalls an Rothenburg angepasst: Naturstein, Ziegel oder Holz. Sehr wichtig in den Entwurfsüberlegungen war der unmittelbare Sichtbezug in den angrenzenden Wald und in das Taubertal. Aus diesem Grund wurden der Wellnessbereich und der Konferenzbereich des Hotels auf Stützen gesetzt, um so den Fußgängern einen freien Zugang und Blick in die Natur zu gewährleisten und den Innenhof so zu öffnen und offener zu gestalten.

Der vorhandene Park mit den alten Bäumen soll erhalten bleiben und teilweise mit Neupflanzungen ergänzt werden. Zusätzliche Grünanlagen werden in den entstehenden Innenbereichen der Hotelanlage geschaffen. Entlang des neuen Burggrabens ist eine Baumallee als neuer Grüngürtel an der Mergentheimer Straße vorgesehen. Die Zugänge zum Hotel verlaufen durch die Parkanlagen. „Das Ziel ist die Schaffung einer grünen Oase in Stadtnähe.“ Dazu gehört die Begrünung der neuen Gebäudedächer.  Menschen fühlen sich in einer grünen Umgebung, die Natur  erlebbar macht, einfach wohl. Erholung direkt vor der Tür in einer Stadt der kurzen Wege und traditionsreichen Geschichte.

Die vorgesehenen 121 Parkplätze werden in einer Tiefgarage platziert, die sich zum Burggraben hin öffnet. Damit ist für eine gute Belüftung gesorgt ohne Energieverschwendung. Ganz bewusst will man die alten und neu geschaffenen Grünbereiche nicht durch Parkplatzflächen und Fahrverkehr in ihrer Qualität mindern. Die Zu- und Abfahrt erfolgt nur von der Mergentheimer Straße aus, um die Nachbarschaft vom Bus- und Pkw-Verkehr zu entlasten.

Die Situation der Fledermauspopulation in den Gewölbekellern und unterirdischen Gängen hat das Planungsbüro „ausgiebig“ mit Fachstellen und Behörden behandelt. „Es handelt sich um eine Population von überregionaler Bedeutung“, so die Erkenntnis. Als Konsequenz daraus ergibt sich für das Planungsbüro, „dass die bestehenden Keller, Gewölbe und Stollen durch die geplanten Neubauten nicht berührt oder in irgendeiner Form in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Die durchdachte Konzeption und kreative Gestaltung erzielte eine starke  Wirkung. sis

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