Die Hausaufgaben gemacht

Verblüffende Ergebnisse zum Brauhausgelände der breiten Öffentlichkeit vorgestellt

ROTHENBURG – Die rund dreihundert Interessierten der Informationsveranstaltung zum Brauhausgelände in der Reichsstadthalle kamen aus dem Staunen nicht heraus und sparten nicht mit Beifall als Zeichen der Anerkennung: Drei namhafte Architekturbüros, die sich am Investorenverfahren der Stadt beteiligt haben, legten individuell standortbezogene Lösungen vor – ausgerichtet an den hohen Anforderungen der Stadt. 

Hotelbetreiberin Dagmar Wagenpfahl-Lagrange und Bewerberteam Ruhl-Albert. Fotos: sis

Der Inhalt der Konzepte mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten ließ bei Bürgern und Stadträten die Hoffnung keimen, dass der Problemfall Brauhaus zur Chance der weiteren Stadtentwicklung wird. Durch zusätzliche Angebote bezüglich der Qualität und Leistungen für die Tourismuswirtschaft und Öffentlichkeit.

Im Rahmen des öffentlichen Angebotsverfahrens hatte es mehr als zehn Anfragen zur Teilnahme gegeben. Drei Bewerber beteiligten sich schließlich an dem aufwändigen Wettbewerb und investierten viel Zeit und Arbeit in das Nutzungskonzept des Brauhausgeländes als Hotelbetrieb im gehobenen 4-Sterne-Bereich und den daraus resultierenden Planungsanforderungen des Investoren-Betreiber-Modells.

Vorneweg lässt sich sagen: Die Erwartungen wurden übertroffen. Bei allen Beteiligten aus den verschiedenen Bereichen handelt es sich um potente Partner, die unternehmerischen Weitblick und ein großes Renommee haben. Sie sehen das urbane Potenzial der überschaubaren und international bekannten Kleinstadt Rothenburg mit kurzen Wegen, viel Natur, Erholung, Betätigungsmöglichkeiten und gelebter Kultur.

Die drei Architekturbüros stellten sich in einer bestimmten Reihenfolge vor. Architekt Cemal Isin ist geschäftsführender Gesellschafter mit Hauptsitz in Aalen und beschäftigt mehr als 50 Mitarbeiter. Die Ummantelung des Limes, der prämierte Neubau des „Forum Gold und Siber“ in Schwäbisch Gmünd, die Aalener Grünbaum-Brauerei als neuer Wohnraum im Baudenkmal sind nur einige seiner Prestige-Objekte.

Nach der erfolgreichen Eröffnung des Hotels am Remspark im Sommer letzten Jahres und der fortgeschrittenen Planung eines 4-Sterne-Projekts, wäre Rothenburg „eine perfekte Fortsetzung“ eines interessanten Konzepts aus historischen Bauten und neuen Gebäuden. Für seine Brauhaus-Konzeption konnte er eine der anerkanntesten und international bekannten Hotellerie-Gruppe gewinnen. Aus Gründen der Professionalität und wettbewerbsstrategischen Gründen wollte der Unternehmer seine Partner in diesem frühen Stadium des Auswahlverfahrens noch nicht öffentlich nennen. Gleiches galt für seine Investoren-Gruppe. Gegenüber dem Rothenburger Stadtrat werde er die Namen offenbaren.

Bewerber aus Aalen: Architekt Cemal Isin.

Als einen wichtigen Berater bei einer möglichen Realisierung des Rothenbuger Hotelbetriebes stellte Cemal Isin den Akademiedirektor und Geschäftsführer der Stiftung internationale Musikschulakademie sowie Schlossherr der Kapfenburg, Erich W. Hacker, vor. Der Experte mit einem breiten internationalen Netzwerk für kulturelle und musikalische Veranstaltungen würde Rothenburg in seine Kooperation und Vernetzung einbinden, erläuterte er bei einer Kurzvorstellung.

Aus Würzburg haben sich gleich zwei Architekturbüros beworben. Architekt Volker Ruhl und Diplom-
Kaufmann Thomas Albert sind seit 1997 Geschäftspartner. Gemeinsam mit elf Mitarbeitern planen sie Bauprojekte für die öffentliche Hand, die gewerbliche Nutzung und private Bauherren. Dabei entwickeln sie nicht nur den Entwurf, sondern übernehmen auch die Realisierung – bis hin zur Innenausstattung. Auch sie können prämierte Objekte vorweisen, für die sie mit dem „Peter-Rice-Award“ für Innovation und Design ausgezeichnet wurden. Mit dem „Wallpaper Arcitects Directory 2007“ wurden sie in die Liste der 101 innovativsten jungen Architekturbüros weltweit aufgenommen.

Die Freier-Besitzgesellschaft würde als Investor im Team mit dem Architekturbüro sowie der Hotelbetreiberin Dagmar Wagenpfahl-Lagrange, eine gebürtige Ochsenfurterin,  die Finanzierung des Brauhaus-Projektes sicherstellen. Hinter der Freier-Besitzgesellschaft steht die Familie Freier, die gleichzeitig auch Eigentümer des „s.Oliver“-Konzerns mit Hauptquartier in Rottendorf und entsprechend kapitalkräftig ist. Die Freier Besitzgesellschaft möchte auch zukünftig in der Region Franken investieren „und steht daher zu 100 Prozent zum Hotelprojekt in Rothenburg“, wie es heißt. Gemeinsam mit der Betreiberin Frau Wagenpfahl-Lagrange ist 2016 bereits das 4-Sterne-Hotel „Melchior Park“ nahe der Würzburger Innenstadt an dem ehemaligen Landesgartenschaugelände entstanden.

Bewerber aus Würzburg: Roland Breunig.

Auch das dritte Büro spielte seine Trümpfe aus. Architekt Roland Breunig von Archicult in Würzburg hat „Problem-Immobilien“ zu seiner Passion gemacht und mittlerweile einiges an historischen Strukturen aus dem Dornröschenschlaf erweckt.Darunter ein altes Kloster in Zell, in dem 28 individuelle Wohneinheiten entstanden sind. Schon vor einigen Jahren hat Roland Breunig zusammen mit zwei Partnern das Bürgerbräugelände in Würzburg erworben und zum Kultur- und Kreativzentrum entwickelt.

Im Falle eines Zuschlags seines Brauhaus-Entwurfs, beabsichtigt die  Brendal-Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin als Hotelbetreiber mit einer namhaften Hotelmarke einzusteigen. Man steht mit der neuen Hotelmarke „Maxx by Steigenberger“
in Verhandlung, sagte Brendal-Geschäftsführer Axel Jünke und würde sich um die Ansiedlung dieser Marke in Rothenburg als ein sogenannter „Prefered Partner“ bemühen.

Die geplanten Architekturprojekte der drei Büros zum Brauhaus-Areal sind höchst unterschiedlich gelagert und bieten eine wirkliche Alternative bei der Auswahl. Wir stellen die einzelnen Konzepte noch im Detail vor. Es handelt sich dabei um Entwürfe zu Geschossigkeit, Kubatur, Gebäudehöhen unter strengen Rahmenbedingungen und schwieriger Hanggelände-Situation. Die drei Bewerber sind diese Herausforderung professionell angegangen. Die Ergebnisse verblüfften in ihrer Klarheit und Konsequenz. Ans Eingemachte geht es, wenn die Bewerber vom Stadtrat ausgiebig auf Herz und Nieren geprüft werden.                        sis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*