Außergewöhnliches Fest für Auge und Ohr

Formation „Singer pur“ begeisterte mit „Klangbilder – Bilderklang“ beim „Fränkischen Sommer“

ROTHENBURG – Mit einem außergewöhnlichen Konzert machte der „Fränkische Sommer 2019“ zum zweiten Mal Station in Rothenburg.Unter dem Titel „Klangbilder – Bilderklang“ gastierte das wohl bekannteste und schon mit vielen Preisen bedachte deutsche Vokalensemble „Singer pur“ in der farbig illuminierten Reichsstadthalle. Die vielen Zuhörer aus nah und fern erlebten ein Gesangskonzert der Extraklasse und waren grenzenlos begeistert.

„Singer pur“ beim begeisternden Auftritt in der Reichsstadthalle.Foto: Nitt

„Singer pur“ mit Claudia Reinhard (Sopran), Christian Meister (Tenor), Markus Zapp (Tenor), Manuel Warwitz (Tenor) Reiner Schneider-Waterberg (Bariton) und Marcus Schmidl (Bass) eröffneten das erle-sene Programm mit Kompositionen der Vokalpolyphonie der Renais-sance. Es erklangen italienische Madrigale und lateinische Motetten von Luca Marenzio (1553 – 1599), Giaches de Wert (1535 – 1596), Thomas Crequillon (um 1520 – 1557) und Orlando di Lasso (1532 – 1594).

Lupenreine Intonation, traumhafte Interaktion, d.h. Abstimmung untereinander und absolute rhythmische Präzision und Artikulation bildeten die breite Basis eines perfekten Vokalklangs. Zu den einzelnen Werken wurden per Leinwand berühmte Bilder wie z. B. die „Venus“ von Sandro Botticelli oder „Im Aostatal“ von William Turner gezeigt, Bilder, die inhaltlich mit den Texten der Gesänge abgestimmt waren. Musik und Bildende Kunst beflügelten sich gegenseitig und steigerten die Imagination.

Nun folgte die Vertonung des dritten und letzten Streichs von „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch, dessen Originalzeichnungen eingeblendet wurden. Der Komponist, der diese sehr anspruchsvollen, tech-nisch schwierigen Gesänge für „Singer pur“ komponiert hat, ist Wolf Kerschek (geb. 1969).

Die kauzig-witzige, durchkomponierte Musik geizt nicht mit komplexen Harmoniefolgen, überraschenden harmonischen Wendungen und lautmalerischen Effekten. „Singer pur“ meisterte alle Schwierigkeiten mühelos und bravourös. Dies gilt auch für die sich anschließenden „modern songs“ wie „Summertime“ (George Gershwin, 1898 – 1937), „Liquid Days“ von Philip Glass (geb. 1937), „Herbstlied“ bzw. „Höstvisa“ von Erna Tauro (1916 – 1993), „London by night (von Carroll Coates (geb. 1929) und „Fields of Gold“ von Sting (geb. 1951), die alle in herausragender musikalischer und interpretatorischer Qualität dargeboten wurden. Analog dazu sah man kontrastreiche Meisterwerke von Egon Schielle („Die Umarmung“), Paul Klee („Rote Brücke“), Vincent van Gogh („die Ernte“) u.a.

Im zweiten Teil des phantastischen Konzerts nach der Pause standen zunächst vier Vokalsätze aus der Romantik auf dem Programm: „All meine Herzgedanken“ von Johannes Brahms (1833 – 1897), „Es war ein König in Thule“ von Wenzel Heinrich Veit (1806 – 1864), „Darthulas Grabgesang“ und Nachtwache II, ebenfalls von J. Brahms. Hier beeindruckten vor allem die feinen dynamischen Abstufungen, die vom kernigen Fortissimo bis zum „Pianissimo aus dem Nichts“ reichten. Als Bilder erschienen „Mädchen mit Kappe“ (Paula Modersohn-Becker), „der Dichter Alexander Puschkin“ von Leonid Pasternak und „Nachtwächter in der Gasse einer alten Stadt“ von Carl Spitzweg.

Das Finale des Konzerts bildeten „tanzaffine“ Chorsätze. Zum Auftakt das berühmte „Tanzen und Springen“ von Hans-Leo Hassler (1564 – 1612), danach „Cheek to Cheek“ von Irving Berlin (1888 – 1989), „They Dance Alone“ von Sting, „Fascinating Rhythm von G. Gershwin und „When we Dance“ von Sting. Tanzfeeling, jazziger Rhythmus und Sound von „Singer Pur“ waren überragend.

Besonders eindrucksvoll ist der Formation  das aufrüttelnde „They Dance Alone“ als politische Botschaft gegen General Pinochet in Chile gelungen.

Fazit: „Singer Pur“ erhielt langen, frenetischen Beifall und dankte mit zwei Zugaben, dem „Crystal silence“ von Chick Corea (geb. 1941) und „Erlaube mir feins Mädchen“ von Johannes Brahms. ni

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