Weltraum-Expedition

Abiturienten-Verabschiedung 2019 unter orbitalem Motto

ROTHENBURG – Gründlich durchgeprüft steht ihr da und wartet auf den Start – alles klar. Mit diesen Worten zur  Musik von „Major Tom“ hat Studiendirektor Thomas Knäulein am Freitag bei der Verabschiedung in der Aula des Reichsstadt-Gymnasiums „seine“ 67 Abiturientinnen und Abiturienten am Beispiel des Astronauten aus dem Song der Neuen Deutschen Welle von 1982 als Teil einer Weltraum-Mission dargestellt.

Engagiert und erfolgreich: vorn von links Julian Grüber, Mario Geier, Max Eberlein, Elisa Pehl und Lea Geißendörfer, hinten von links Tabea Wacker, Simon Rösch, Benjamin Wacker und Anna Stiegele. Foto: Weber

Passende Staffage war eine etwa einen Meter lange, aufblasbare  Rakete. Die hatte er mitgebracht und  zu Beginn seiner Ansprache am Orchester-Flügel deponiert. Eine wesentlich kleinere, ebenfalls aus Kunststoff, hob am Ende ab mit einem Plopp, setzte damit – wiederum zur Melodie von „Major Tom“ den illustren Schlusspunkt unter die Rede und machte deutlich, dass jetzt alles bereit ist zum Abheben und zum Beginn der großen Mission.

Der Schulleiter hatte nicht von ungefähr auf das Weltraum-Szenario abgestellt.   „Völlig losgelöst von der Schule“ ist in diesem Jahr der Song der Abiturienten. Ihr Weg sei in vieler Hinsicht mit dem des „Major Tom“ zu vergleichen.

Jener Protagonist sei ein Held. Auch er habe sich qualifizieren müssen und dann seine Mission entschlossen durchgeführt: „Auch ihr seid Helden, denn ihr habt eure Ausbildung erfolgreich zu Ende gebracht und habt das Abitur erworben, den höchsten erreichbaren Schulabschluss in Deutschland, und damit die allgemeine Hochschulreife. Darauf könnt ihr stolz sein. Wir – eure Lehrkräfte – sind stolz auf euch, freuen uns mit euch und gratulieren euch ganz herzlich zum bestandenen Abitur.“

Dass jenes, was hinter und vor allem auch vor den Absolventen liegt, in vieler Hinsicht Parallelen hat zu jener Expedition des Astronauten machte der Schulleiter mit einer ganzen Reihe begrifflicher Ausdeutungen deutlich: „Die letzten beiden Phasen dieser Ausbildung habt ihr hier absolviert, bei der Raumfahrt-Schulung-Germany, kurz RSG.“

Was sei ein solches Abenteuer schon ohne verlässliche Crew? Zu der für die Abi-Astronauten Weltraum-Betreuer „Major Korder“ und „Major Greve“, die beiden Oberstufenkoordinatoren, ebenso zählen wie „Major Mum“ und „Major Dad“ die Eltern, sowie  die vielen anderen, die ausbildeten, unterstützten und auch all jene, die künftig unter die Arme greifen,

Hinter der „Abikalypse“, die vom Abiturienten-Jahrgang 2019 zum Motto gemacht worden ist, sieht der Kommandeur von  Raumfahrt-Schulung-Germany die Offenbarung einer Zeitenwende. Neue Herausforderungen warten auf die Abgänger. Dabei gelte es auf das Erworbene zu vertrauen, aber nie aufzuhören, Lernende zu sein: „Habt Mut und Zuversicht, Neues anzugehen! Seid aber auch kritisch. Prüft vorgefasste Meinungen, glaubt nicht blind. Verfolgt eure Ziele mit Beharrlichkeit und großer Motivation und glaubt an eure Träume.“

Zur Verabschiedung der Abiturienten hatte sich die Schulfamilie, darunter auch Ex-Schulleiter Walter Först, in der Aula versammelt. Etliche Vertreter des öffentlichen Lebens kamen hinzu. Das Schulorchester unter der Leitung von Carolin Leyh stimmte nach der Begrüßung durch den Schulleiter mit einem Abba–Medley ein und ließ später beim „Cinema Paradiso“ von Enio Morricone bekannte Kinoklänge folgen.

Moritz Ehrlinger, Carolin Letter und Felix Wieland hatten als Sprecher der Abiturienten einiges auf Lager. Mit viel Charme, aber auch dem einen oder anderen kleinen Seitenhieb blickten sie auf die Zeit am RSG zurück. Ihr Dank galten besonders denen, die Geduld zeigten und ihnen immer wieder weiterhalfen, aber auch ihren stolzen Eltern. Es gab Präsente für Lehrer und Blumen für die Damen des Sekretariats.

Im Jahr 2011 war der Abschluss-Jahrgang 2019 gestartet – mit 102 Schülerinnen und Schülern. 67  von ihnen haben jetzt das Abitur geschafft. 450 Wochen Unterricht liegen hinter ihnen, rechnete der Schulleiter vor. Mit einem Schnitt von 2,34 ist in Rothenburg der Bayern-Durchschnitt von 2,29 beim Abi nicht ganz erreicht worden. Die Jungs am RSG liegen im Schnitt bei 2,51, die Mädchen bei 2,22. Sechs Schülerinnen und Schüler haben ihr Abitur mit „sehr gut“ abgelegt, 25 mit einer Eins vor dem Komma. Die besten Schüler sind Julian Grüber (1,3), Miriam Gleiß (1,3), Elisa Pehl (1,3) und Lea Geißendörfer (1,3).

Sich einbringen in unsere Gesellschaft

Den Preis der Stadt Rothenburg für den allerbesten Schüler überreichte Oberbürgermeister Walter Hartl an Julian Grüber. In seinem Grußwort forderte er die Absolventen auf, sich gesellschaftlich einzubringen und so zum lebendigen Teil unserer Demokratie zu werden.

Die Stadt Schillingsfürst hatte ihren Zweiten Bürgermeister entsandt, um dem aus ihrem Bereich kommenden Krösus unter den Abiturienten 2019 zu gratulieren. Herbert Seidel brachte dazu neben seinen herzlichen Glückwünschen auch ein vom großen Karikaturisten Horst Haitzinger mit persönlicher Widmung versehenes Buch mit  Werken des Künstlers. Zur Doerfler-Galerie in Schillingsfürst hat der Münchner eine besondere Beziehung. Dort gibt es eine Dauerausstellung mit seinen Werken.

Den Preis des Elternbeirats für soziales Engagement  an der  Schule konnten Simon Rösch und Benjamin Wacker entgegennehmen. Elternbeirats-Vorsitzende Defne Tuç sprach ein Grußwort.  Ihr Rat an die Abiturienten für alles, was an Aufgaben und Herausforderungen an sie in der Zukunft zukommt: „Tut‘s auf jeden Fall mit Freude.“

Julian Grüber holte sich auch den Geldpreis der Freunde des Gymnasiums für den besten Naturwissenschaftler ab, Elisa Pehl den für die Beste unter den Neusprachlern. „Heute ist ihr persönlicher Friday for future,“ sagte Vorsitzende Ute Kraus. Sie unterstrich damit in Anspielung auf die weltweite Umweltinitiative der Schüler die besondere Bedeutung dieses Moments. Wer studieren wolle, auf den warte ein riesiges Angebot, betonte sie anhand aktueller Angaben aus dem Internet. Deutschlandweit gebe es derzeit immerhin 20 823 Studienfächer und 671 Studienorte.

Für besondere Tätigkeiten im sozialen und kirchlichen Bereich hatte der Rotary-Club einen Preis ausgelobt. Anna Stiegele konnte ihn aus der Hand von Dr. Markus Hirte, Leiter des Rothenburger Kriminalmuseums, in Empfang nehmen.

Auch den Staudt-Preis für den besten Mathematiker holte sich Julian Grüber. Als Preis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung gingen Urkunde, Buchpreis und einjährige Mitgliedschaft an Tabea Wacker. Über den Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft mit Buchpräsent und einjähriger Mitgliedschaft  darf sich Max Eberlein freuen.

Den Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker, eine Urkunde und ein Buch, konnte ebenfalls Julian Grüber entgegennehmen. Er räumte damit gleich insgesamt fünf Preise ab bei der Abi-Verabschiedung 2019. Für die hervorragende Seminararbeit mit praktischer Ausrichtung lobt die Naturhistorische Gesellschaft einen Preis aus. Er ging an Mario Geier. Den Hinckeldey-Preis für besondere Leistungen im Bereich Wirtschaft/Recht hatte  sich Lea Geißendörfer verdient.

Dr. Markus Hirte unterstrich in seinem Grußwort die besondere Bedeutung von Zivilcourage und humanitärem Handeln in unseren Zeiten. Wenn hierzulande Verantwortliche wegen ihrer politischen Haltung erschossen werden und wenn Menschen auf der Flucht im Meer ertrinken, könne einem Angst werden. Aber Angst sei ein schlechter Ratgeber.

Mit dem anschließenden Umtrunk, zu dem die Abiturienten alle Gäste einluden, begann für die Absolventen ein Wochenende des Feierns. Das ging beim traditionellen Abiball in die zweite Runde und fand mit dem Abikonzert am gestrigen Sonntag auch noch einen musikalischen Höhepunkt. Dabei konnte sich der Abschluss-Jahrgang als Gemeinschaft mit dem einen oder anderen solistischen Trumpf einbringen und Zeichen setzen.                            -ww-

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