Herrliche Idylle

Versteckte Gärten und Höfe in der Rothenburger Altstadt

ROTHENBURG – In der jährlich stattfindenden Bücherei-Veranstaltungsreihe „literarischer Gartenspaziergang“ kommt die Literatur in den Garten – in wunderschöner Atmosphäre. 

Sitzecke im Garten: Wer würde hier nicht gern als Gast auf der gepflasterten Terrasse oder auf der Wiese sitzen. Dieses schöne Fleckchen Erde befindet sich zwischen Klingengasse und Klingenschütt. Fotos: Schäfer

Die Möglichkeit eines Spaziergangs durch private Gärten, in die der normale Bürger sonst nicht reinkommt, sondern nur von den Eigentümern aufgemacht werden, weil sie einen besonderen persönlichen Bezug zur tüchtigen Büchereileiterin haben, lockt die Interessierten auch gern zuhauf. Initiatorin Hannelore Hochbauer hat die Teilnehmerzahl deshalb auf zwanzig Personen begrenzt. Ihr Angebot ist im Nu ausgebucht. Ein Rentner-Ehepaar aus Hannover, das seit 1977 regelmäßig Urlaub im Gästehaus Tauberstube in Detwang macht, meldete sich vorsorglich schon während der Zuganreise an. Das besondere ist, sich überraschen zu lassen, durch welche Gärten man flaniert und welche Autoren zu Wort kommen, die abwechselnd gelesen werden.

Hannelore Hochbauer, Ruth Baum und Peter Noack trugen Texte von Hartmut Brinkmann und Peter Wirth, Gedichte von Hermann Hesse, Josef Weinheber, Bertolt Brecht und Wilhelm Busch vor, die sich des Gartens oder einzelner Gewächse angenommen haben. Wilhelm Busch war ein großer Gartenfreund. Seine Freude am Gärtnern spiegeln sich in vielen Gedichten wider.

Der Garten in der Literatur ist ein weites Feld. Als Symbol des Paradieses, irdischen Glücks, Sehnsuchtsort, Abbild der Schöpfung, Mythos von der Naturwüchsigkeit und Vergänglichkeit.

Der Garten als Ort der Selbstverwirklichung boomt bis heute. In ihm offenbart sich der Kultur- und Gestaltungswille der Gärtnerin oder des Gärtners. Mauern oder Hecken um den Garten beschützen, man fühlt sich geborgen, genießt die Sonne, die Ruhe eines schattigen Plätzchens, das Gefühl, dass niemand weiß, wo man ist. Die Gruppe beging drei verschiedene Gärten. Einen kleinen Hinterhofgarten in der Spi-talgasse. Die Hausbesitzerin lebt bei  Frankfurt. Die Pflege der blühenden Oase teilen sich Mieter und ein Ehepaar aus Endsee, die Frau stammt aus Rothenburg und bewirtete die Besucher mit köstlichem Rosensirup und selbstgebackenen Muffins.

Lauschige Laube in der Herrngasse.

Zweite Anlaufstelle war ein Hinterhofgarten in der Herrngasse Auch hier spazierte man durch Blumen, Pflanzinseln und Arrangements. Der Rank- und Rosenpavillon mit seinem schlichten Design aus Metall sorgte für besondere Verzückung. Ein Geschäftsmann nutzt das Anwesen als Wohn- und Bürohaus und als ein Stück lebendiger Natur. Seine Liebe zur Königin der Blumen blüht recht üppig in Garten, Hof und vor dem Haus.

Der dritte Garten liegt hinter einem großen Tor in der Klingenschütt verborgen. Im Areal eines ehemaligen Stadtbauern hat die Nachfolgegeneration ein Gesamtkunstwerk geschaffen – edel naturnah. Garten-idyll mit uralten Eiben als Schattenspender, mit Sträuchern, Stauden, Gräsern, Blumen, hoch niedrig, üppig, schlank. Die Natur in Räume unterteilt, so entstehen Terrassen, Nischen, mittendrin eingebettet ein Gartenteich mit Steg   und eine Ecke mit Gemüsebeeten.

Jeder Gärtner kennt auch die Plage des wuchernden Unkrauts, Schädlingsbefalls und andere unliebsame Überraschungen. Aber die sinnliche Welt der kleinen Wunder entschädigt auch für Müh‘ und Plage. sis

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