Große Bereicherung

Elisenstift und Mittelschule leben Nachbarschaft

SCHILLINGSFÜRST – Raus aus der Schulbank, rein in die Praxis, so das Motto des Projektes der Mittelschule Schillingsfürst. Lernen außerhalb der Schulbank auf ganz einfachem Weg und das in Schulnachbarschaft mit dem Seniorenheim „Elisenstift“. 

Engagiert und unter fachlicher Anleitung packen die Mittelschüler an, um für die Senioren eine Kräuterschnecke anzulegen. Foto: privat

Seit Schuljahresbeginn geht jeden Mittwochnachmittag eine Gruppe von Mittelschülern aus den 6. bis 8. Klassen der Mittelschule zum „Elisenstift“. Über die Wintermonate stand das Sich-gegenseitig-kennenlernen und Zeit miteinander verbringen im Vordergrund. Die Schüler bekamen die Möglichkeit, zu sehen, was es bedeutet auf Pflege und Hilfe angewiesen zu sein. Sie bekamen Einblicke zu den einzelnen Berufsbildern aus dem Bereich der Pflege.

Nachdem sich die erste Schüchternheit nach ein paar Treffen gelegt hatte, konnten die Jugendlichen bei gemeinsamen Spielenachmittagen den Senioren zur Hand gehen und mit Empathie, Rücksicht und Verständnis den Senioren begegnen. Man gewöhnte sich schnell aneinander und vermisste sich, wenn jemand mal nicht dabei sein konnte.

Eine Schülerin der 8. Klasse berichtet ganz stolz, dass sie einer gehandicapten Frau in die Jacke geholfen hat, diese habe ihr einen dankbaren Blick geschenkt und nun wisse sie, welchen Beruf sie erlernen möchte – nämlich Altenpflegerin. Sie habe schon einige Praktika gemacht und nicht genau herausfinden können, was ihr wirklich gefällt.

Im Frühjahr entstand die Idee, gemeinsam eine Kräuterschnecke zu bauen. Mit Unterstützung von Chef und Mitarbeiter der Firma „Brinkmann & Hirsch“ konnten die Jugendlichen nicht nur eine Anleitung zum Bau bekommen, sie hatten dabei auch die Möglichkeit ein weiteres Berufsbild kennenzulernen.  Ein Senior führte ehemals einen Baubetrieb und hatte Ratschläge für ein perfektes Mauerwerk.

Ratschläge und Erzählungen über frühere Zeiten

Viele der Elisenstift-Bewohner hatten früher auch einen Garten Zuhause und konnten mit vielen guten Ratschlägen nicht nur zur Seite stehen, sondern auch den Kindern erzählen, wie es früher einmal war. Welche Pflanzen wichtig für die Ernährung waren, wie sie angebaut und verarbeitet wurden.

Der Rothenburger Gartenbau-
Fachmann gab viel Wissen über verschiedenste Kräuter, ihren bevorzugten Standort und die Verwendung in der Küche an die Kinder weiter. Vielen Kindern fehlt heutzutage die typische Großfamilie wie man es von früher kennt. Soziale Kontakte werden oft über Medien geknüpft. Die Kinder erfahren kaum mehr, was es bedeutet einen Menschen, der in bestimmten Bereichen eingeschränkt beziehungsweise erkrankt ist, in der Familie zu haben.

Sie lernen auch nicht, wie bereichernd ein Zusammenleben mit Senioren ist. Der Tod ist häufig ein Tabuthema. Natürlich haben die Kinder in der Zeit ihrer Besuche leider auch schon den ein oder anderen Senior nicht mehr sehen können. Ein Thema, das die Jugendlichen bewegt und trotzdem steht allem Voran ein wunderbarer Austausch zwischen Jung und Alt von dem beide Seiten profitieren, sind sich die Ergotherapeutin Rebekka Pfister vom „Elisenstift“ und die Erzieherin Elke Rohmer von der Mittelschule einig. „Wir wollen noch mehr miteinander organisieren und unsere uns anvertrauten Menschen zusammenbringen.“

Alle lieben diese Mittwochnachmittage, betonen sie. Nathalie Weidle-Rosen, Leiterin des Seniorenzentrums und Schulleiter Andreas Pyczak sind begeistert. Obwohl viele Lebensjahre die Jugendlichen von den Senioren trennen, so ist dieser Mittwochnachmittag für beide Seiten eine große Bereicherung. Beide ermöglichten die Zusammenarbeit und sind überzeugt, dass Nachbarschaft ganz schön viel mehr ist und sein kann als nur nebenan zu wohnen. eb

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