Wille zur Solidarität?

Die Dinge beim Namen nennen und öffentlich machen

ROTHENBURG – Als Notarzt ist Dr. Joachim Gleiß  an die Weisungen der Rettungsleitstelle gebunden, als Hausarzt mit eigener Praxis ist er sein eigener Chef, der kein Blatt vor den Mund nimmt wegen der Entwicklung im Klinikverbund ANregio-med.

Hausarzt und Notarzt Dr. Joachim Gleiß spricht aus Erfahrung. Foto: Schäfer

Er hat jetzt aufgrund der aktuellen Situation einen Brandbrief geschrieben. Adressiert an den Verwaltungsrat des Verbundklinikums, an Klinikvorstand Dr. Gerhard Sontheimer, Oberbürgermeister Walter Hartl und dreißig niedergelassene Ärzte in der Region bis ins benachbarte Baden-Württemberg. Darin spricht er die Situation aus seiner eigenen Sicht offen an und spart nicht mit Kritik.

Der Umgang mit den in Rothenburg tätigen Kardiologen ist für den Mediziner als ärztlichem Kollegen, selbstständigen Arbeitgeber mit Verantwortung für die Gesundheit seines Personals und zuweisenden Arztes vor allem für das Krankenhaus Rothenburg „absolut inakzeptabel“.Seines Erachtens wurden die Klinik-Kollegen erst bis zum „Burn out“ überlastet, um neben dem Herzkatheter in Rothenburg auch den in Ansbach zu besetzen.

„Als dies völlig absehbar zum Ausfall mehrerer Ärzte führte, wurde in einer absolut inakzeptablen Art und Weise mit ihnen umgegangen“. Erst zu diesem Zeitpunkt habe man sich bemüht, anderweitig Hilfe für den Herzkatheter in Ansbach zu finden: „Was dann auch erstaunlich schnell gelang.“

Das Ergebnis dieses Vorgehens sei, „dass nach dem mehr als nachvollziehbaren Weggang von drei der vier in Rothenburg tätigen Kollegen eine hervorragend aufgestellte, hoch angesehene kardiologische Abteilung innerhalb kürzester Zeit grundlos zerschlagen wurde.“

Dr. Gleiß weiter: „Wenn ich dann gleichzeitig miterlebe, dass es bei Personalengpässen in Rothenburg nicht möglich ist, eine Röntgenassistentin aus Ansbach zur Unterstützung zu schicken und deshalb das CT und damit die Notfallaufnahme traumatisierter Patienten in Rothenburg abgemeldet werden musste, dann hinterlässt dies bei mir den Eindruck, dass die viel beschworene Solidarität zwischen den Häusern von ANregiomed nur in eine Richtung praktiziert wird: nämlich zugunsten des Standortes Ansbach und zulasten der Standorte Dinkelsbühl und Rothenburg.“

Wie weit die Solidarität mit den kleineren Standorten geht, zeigt seiner Meinung nach auch das Schicksal des Krankenhauses in Feuchtwangen, das bereits mehr oder weniger abgewickelt wurde.

„Das viel diskutierte Defizit von ANregiomed werde ausschließlich im Standort Ansbach generiert, während die anderen beiden Kliniken schwarze Zahlen schreiben“, ist dem Rothenburger Mediziner wichtig zu betonen.  „Die Zufriedenheit der Patienten mit den Kliniken in Rothenburg und Dinkelsbühl sei hoch, der Ruf des Krankenhauses Ansbach dagegen seines Erachtens, zu weiten Teilen berechtigt, katastrophal“.

Hinzu kommen Äußerungen, „für die Versorgung der Bürger des angrenzenden Baden-Württembergs sei man nicht verantwortlich. Dies ist für mich als Hausarzt, der zahlreiche Patienten aus diesem Bereich versorgt, absolut inakzeptabel.“ Eine Klinik, die sich für einen Teil seiner Patienten nicht zuständig fühle, könne er nicht hinnehmen. Aus all diesen Gründen könne er im Klinikum Ansbach keinen verlässlichen Partner für die Versorgung seiner Patienten mehr sehen. Glücklicherweise  gebe es im Umfeld genügend Alternativen in Bad Mergentheim, Schwäbisch Hall und Würzburg, die er in Zukunft für seine Patienten wählen werde, sofern diese nicht in Rothenburg oder Dinkelsbühl behandelt werden können. „Die Kliniken in Dinkelsbühl und Rothenburg genießen mein volles Vertrauen und ich werde diese weiterhin unverändert berücksichtigen.“                   sis

Ein Kommentar zu Wille zur Solidarität?

  1. Uwe Kellermann sagt:

    aldi gschichd

    als roedeburcher
    hasd a saugligg
    dasd ka anschbacher bisd

    Ich weiß nicht, von wem das Bonmot ist, aber dessen sollten wir uns immer bewusst sein 😉

    Schöne Pfingsten

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