Ohne Frankenwein verpasst man was

Befragte Besucher sind begeistert – Rothenburger wie internationale Gäste fühlen sich wohl

ROTHENBURG – Auf die Schulter klopfen können sich die Initiatoren des mittlerweile fünften Weindorfes. Schon am Eröffnungsabend am Mittwoch traf sich scheinbar ganz Rothenburg auf dem Kirchplatz und dem Grünen Markt. Die Bierbänke waren bis zum letzten Platz gefüllt, vor den Buden bildeten sich teilweise lange Schlangen. Ein italienisches „Dolce Vita“ mitten in der Tauberstadt.

Schon nachmittags füllten sich die Bänke schnell. So wie Dieter Wiedner und Marion Hufnagel nutzten viele das gute Wetter und statteten dem Weindorf gleich nach Feierabend einen Besuch ab. Die beiden deckten sich am Wochenmarkt auf dem Markplatz mit Käse und Baguette ein. Auf dem Weindorf kauften die beiden Rothenburger dann einen „Hugo“ (Sekt mit Minze und Holundersirup) und „Aperol Spritz“ (Sekt, Likör und Orange) und genossen die Stimmung auf dem Kirchplatz. „Das Weindorf ist immer ein Höhepunkt im Jahr. Man sieht viele Rothenburger sonst das ganze Jahr nicht,“ freut sich Dieter Wiedner.

Das findet auch ein Rothenburger Trio, das sich auf dem Grünen Markt eine Flasche fränkischen Silvaner teilt. „Der Frankenwein ist der beste. Trinkt man den nicht, verpasst man was“, erzählen die drei Freunde lachend, während sie überlegen welcher Wein als nächstes versucht wird. Beim Gang durch die Reihen sieht man Weinfreunde aller Altersklassen. Von den ganz Jungen, die neben ihren Eltern sitzen und Nudeln oder Antipasti essen, über Jugendliche, die mit ihren Freunden ein Glas trinken bis hin zu Rentnern, die ein „italienisches Rothenburg“ zum Sommerende hin genießen.

Wo findet man schon eine solch schöne historische Kulisse für ein Weinfest? Die Besucher wissen es zu schätzen. Foto: diba

Wo findet man schon eine solch schöne historische Kulisse für ein Weinfest? Die Besucher wissen es zu schätzen. Foto: diba

Auch Touristen zeigen sich begeis­tert vom Dorf inmitten der Stadt. Ein Ehepaar aus Adelaide in Südaustralien war bereits in den 1980er Jahren zu Besuch in Rothenburg. Damals erlebten sie die Pfingstfestspiele im Juni. Nun, während sie zu Besuch in Koblenz bei ihrem Sohn sind, machten sie einen Abstecher nach Rothenburg und erlebten zum ersten Mal das Weindorf. „Der Wein ist unglaublich gut, er hat uns sogar dazu gebracht einen neuen Sohn zu adoptieren,“ erzählt der Rentner Bill Donaldson augenzwinkernd.

Neben Bill und seiner Frau Gail sitzt Jeffrey Timmons. Den 23-jährigen Kanadier haben die beiden Australier erst eine Stunde zuvor bei einem Glas Wein kennengelernt und sich gleich gut verstanden. „Die englische Sprache verbindet eben, der Wein ebenso,“ so der Student aus Ottawa, der gerade für drei Monate durch Europa reist. „Italien könnte ich mir nach diesem Wochenende in Rothenburg vielleicht sogar sparen“.

Die drei wollen sich am nächsten Abend wieder auf dem Weindorf treffen und das kulinarische Angebot testen. „Wir kommen jetzt jeden Abend bis zu unserer Weiterreise“, so Gail Donaldson, die deutsche Wurzeln hat und in Australien mit ihrem Mann in einem Strandhaus wohnt. Das Rezept des Sekt-Gemisches „Hugo“ nimmt sie mit nach Hause und kredenzt es beim nächsten Treffen mit ihren Freundinnen, denn „so etwas gutes, erfrischendes gibt es in ganz Australien nicht.“

Donnerstagabend fand eine Trachtenmodenschau auf dem Laufsteg am Kirchplatz statt. Das Weindorf öffnet heute seine Stände von 16 bis 24 Uhr, am Samstag von 11 bis 24 Uhr und am Sonntag, 18. August, von 11 bis 23 Uhr. Donnerstagabend sorgt das Duo „Frodo und Wigbert“ für musikalische Untermalung, am Samstag spielt die Akustikgruppe „Phillie and the Beersteins“ und anschließend das Thomas Lang-Duo. Am Sonntag gibt es zum Abschluss dann „feurige Latin-Saxophon-Rhytmen“ mit dem Werner-Leidig-Duo. Nicht wenige genießen täglich das schöne Fest. clk

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