Verbeugung vor Fontane

Zum Welttag des Buches wieder gelungener Gemeinschaftsabend

ROTHENBURG – „Leicht zu leben ohne Leichtsinn, heiter zu sein ohne Ausgelassenheit, Mut zu haben ohne Übermut, Vertrauen und freudige Ergebung zu zeigen ohne Fatalismus – das ist die Kunst des Lebens!“ (Theodor Fontane: Brief an seine Frau am 21. Oktober 1868).

Verdienter Beifall für die beteiligten Rezitatoren im Burgtor-Theater. Foto: Pohle

Bereits zum 14. Mal jährte sich die Veranstaltung, die die Stadtbücherei, das Kulturforum und die               Goethe-Gesellschaft gemeinsam zum Internationalen Welttag des Buches abhalten.

Für heuer hatten Hannelore Hochbauer und Erich Landgraf einen Querschnitt aus dem literarischen Werk von Theodor Fontane (1819 bis 1898) zu dessen 200. Geburtstag ausgesucht. Fontane, die meiste Zeit seines Lebens in Berlin ansässig, dort als Apotheker, dann als Journalist, Romanautor, Lyriker, Erzähler und Theaterkritiker tätig, ist heute vor allem noch bekannt durch seine Balladen.

Von seinen zahlreichen Romanen werden einige noch gerne gelesen, z.B. „Graf Petöfy“, „Unwiederbringlich“, „Frau Jenny Treibel“, „Irrungen, Wirrungen“, besonders aber „Der Stechlin“ und „Effi  Briest“. Alle beschwören eine Epoche herauf, die bereits zu Lebzeiten Fontanes im Vergehen war: das agrarische Zeitalter, das gerade im alten ländlichen Preußen geprägt war von Adelsherrschaft und dem Einfluss von Militär und Kirche.

Gefundene Liebesbriefe förderten alles zutage

So muss in „Effi Briest“ ein Major, der frühere, nur kurzzeitige Geliebte der Gattin des Landrats, im Duell sterben, weil der adlige Ehemann zehn Jahre alte Liebesbriefe in der verwahrten Post seiner Frau gefunden hat. Dieser Gesellschaftsroman gilt als Höhe- und Wendepunkt der Literatur des Deutschen Realismus im 19. Jahrhundert, Effi Briest selbst als eine der ergreifendsten Frauengestalten der deutschen Literatur.

Erich Landgraf sprach das Eröffnungswort, in dem er auch die Agierenden des Abends vorstellte: Hannelore Hochbauer als bewährte Moderatorin, Herbert Krämer-Niedt, Susanne Landgraf, Anna Mund, Peter Noack, Oliver Rapke und Claudie Schlottke. Sie trugen, meist im Wechsel, Texte vor aus „Effi Briest“ und der Erzählung „Grete Minde“; sie rezitierten die Balladen „Herr von Ribbeck“, „Die Brück‘ am Tay“ und „John Maynard“, dazu das balladeske Sinngedicht „In Hangen und Bangen“; ein paar kleinere Gedichte schob man dazwischen.

Größeren Zeitraum nahmen die Texte aus Fontanes berühmten Reisebeschreibungen „Wanderungen in der Mark Brandenburg“ ein mit den Ausschnitten „Lübbenau im Spreewald“, „Buckow und Märkische Schweiz“; dazu als Brief an seine  Frau ein Erlebnisbericht aus Thale im Harz.

Gute Resonanz belohnte alle Beteiligten für ihren Einsatz 

Großer Beifall der zahlreich im Burgtor-Theater erschienenen Gäste belohnten die Vortragenden wie auch die beiden Querflöten-Virtuosinnen Lea Schneider und Rebekka Rank mit ihrem Lehrer Jürgen Klatte am Klavier, die die Veranstalung durch ihr Spiel bereicherten.

Die freiwilligen Spenden der Gäste in Höhe von 285 Euro wurden an die Sammlung für die Opfer des großen Wirbelsturms in Mosambik überwiesen. hkn

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