Echt malerisch

Martin Monnickendams Rothenburg-Kompositionen

ROTHENBURG – In der zweiten Liga ziemlich weit vorn – so lässt sich der Maler Martin Monnickendam hinsichtlich seiner Bedeutung in die Riege der niederländischen Maler einordnen.

Motiv aus dem Bildband: Der Maler Martin Monnickendam zeigt den „Eselsteig“ in der Lukas-Röder-Mühle noch in Funktion. Foto: sis

Knapp hinter van Gogh, Rembrandt und Vermeer ist dies als Auszeichnung zu verstehen. Gewirkt hat der gebürtige Amsterdamer Künstler auch in Rothenburg und mehrere pittoreske Landschaftsbilder und Stadtansichten auf Aquarellen, Pastellen und Zeichnungen verewigt, die vom kommenden Samstag bis  15. September zusammen mit Ölbildern Monnickendams im RothenburgMuseum zu sehen sein werden.  Offiziell eröffnet wird die Ausstellung an diesem Samstag im geladenen Gästekreis.

Die 46 Kunstwerke verbleiben im Anschluss an die Sonderausstellung als Schenkungen der Stiftung „Verein der Freunde des Malers Martin Monnickendam“ im Museum und werden zum Teil in die Dauerausstellung integriert. Die Arbeiten zeigen Blicke über das Taubertal auf den Landschaftsgarten an der Kobolzeller Kirche oder Darstellungen des St. Georgsbrunnen am Marktplatz. Vor Ort war Monnickendam an der Tauber 1922. Einer konkreten Schule lassen sich seine Bilder nicht zuordnen, erkennbar sind Bezüge zum Jugendstil, aber auch zum Impressionismus und Expressionismus. Auf seinen Ölgemälden – 22 Leihgaben ergänzen die Sonderausstellung – findet man Motive aus dem Alltag von Monnickendams Heimat Amsterdam und Bezüge auf das Jüdische Leben.

Monnickendam war selbst Jude, seine künstlerische Wirkung wurde durch die Besetzung der Niederlande in den 1940er Jahren und die Stigmatisierung der Nationalsozia-lis-ten auch langfristig beschädigt. Monnickendam selbst überlebte die NS-Verfolgung, er starb 1943 an einer Lungenentzündung.

Der Verein der Freunde des Malers Martin Monnickendam, der die Kooperation mit dem Rothenburger Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring ins Leben rief, hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung dieses Ausnahmemalers in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit zu bringen. Unterstützt wird die Ausstellung auf digitaler Seite durch den Einsatz der Technologie Augmented Art, um den Besucher direkt am Gemälde mit spannenden Fakten zu begleiten und dabei gleichzeitig eine Brücke in die heutige Szenerie der Stadt zu schlagen – ein Novum in Rothenburgs Museumslandschaft. Zudem ist die Ausstellung der Auftakt zu den Themenjahren „Pittoresk“. Bis 2021 werden weitere Ausstellungen im RothenburgMuseum, im Kriminalmuseum sowie Veranstaltungen im Wildbad, Sonderführungen, Einblicke in Privatgärten und Konzerte folgen.

Zur aktuellen Sonderausstellung erscheint ein anspruchsvoller Katalog mit farbigen Abbildungen von Rothenburg und seiner Umgebung. Ein inhaltlich wie künstlerisch wertvoller Bildband, der malerische Ecken und Winkel zeigt. Das Grün ist üppig, die Sonne gleißend, die Farben leuchten, werden durch Licht verstärkt oder verschluckt. Hell-Dunkel-Kontraste sowie kalte und warme Töne beeinflussen die Atmosphäre und lassen die Bilder und den Maler lebendig werden. Mit einem puristisch dargestellten Selbstbildnis lernt man auch den Künstler kennen, seine Töchter Rose und Ruth – auch seinen Amsterdamer Kunsthändler und das gesellschaftliche Leben in der niederländischen Hauptstadt zu Lebzeiten Martin Monnickendams. sis

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