Stadt und Natur

Mit Fachtagung in Themenjahre „Pittoresk“ gestartet

ROTHENBURG – Am gestrigen Freitag wurde mit der wissenschaftlichen Tagung „Rothenburg als Landschaftsgarten“ der Auftakt für die Themenjahre „Pittoreskes Rothenburg“ bereitet. Über 50 Teilnehmer hatten sich angemeldet, um im Wildbad über zwei Tage hinweg in kompetent besetzten Vorträgen mehr über diesen facettenreichen Themenkomplex zu erfahren.

Über 50 Teilnehmer und 15 Referenten beschäftigten sich zwei Tage lang im Wildbad mit dem Thema „Rothenburg als Landschaftsgarten“. Fotos: Scheuenstuhl

Ein malerisches Thema vor malerischer Kulisse – so könnte man kurz und treffend diese Veranstaltung bezeichnen. Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler begrüßte Zuhörer und Referenten und hielt anschließend den Eröffnungsvortrag. In insgesamt 15 Referaten – teilweise auf Englisch gehalten – stellen Experten aus Deutschland und Großbritannien an diesen zwei Tagen dar, warum die Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von zahlreichen Malern und Architekten aus Großbritannien besucht wurde.

Eröffnungsredner Dr. Jörg Christöphler

Bei der wissenschaftlichen Tagung steht vor allem der Einfluss von Rothenburgs Stadtanlage auf die englische und deutsche Gartenstadtbewegung im Fokus. Rothenburg-Inspirationen nahmen Architekten wie Raymond Unwin, Barry Parker, Theodor Fischer und Richard Riemerschmid von Besuchen an der Tauber mit. Die Vorträge werden aber nicht allein das malerische Rothenburg thematisieren: Liebhaber von Gärten, Literatur und Musik sowie Freunde philosophischer Spaziergänge werden ebenfalls vielfältige Anregungen finden und erfahren, was das alles mit dem Pittoresken zu tun hat.

Unterteilt ist die Tagung in vier Themengebiete. Der erste Tag steht ganz im Zeichen von „Vorgeschichte – Entstehung der Theorie des Pittoresken“ und „Pittoreskes Rothenburg ob der Tauber“. Am zweiten Tag der Tagung beziehen sich die Vorträge auf die Bereiche „Architektur/Stadtplanung“ sowie „Pittoreskes im Wechselspiel der Künste“.
Mit den Berliner Fachwissenschaftlern Prof. Dr. Adrian von Buttlar und Prof. Dr. Bernd Guggenberger rahmen zwei echte Koryphäen auf ihrem Fachgebiet als Höhepunkte das vielfältige Programm ein. Der Kunsthistoriker von Buttlar von der TU Berlin bereitet nach der Eröffnung mit „Das Pittoreske und der Landschaftsgarten im 18. Jahrhundert“ den thematischen Start der Tagung.
Beginn und Ende der Moderne
Der Soziologe Dr. Bernd Guggenberger von der Lessing-Hochschule zu Berlin setzt mit „Der Spaziergang am Beginn und Ende der Moderne“ den Schlusspunkt am Samstag. Kunstgeschichtler Prof. Dr. Hans Dickel (Erlangen) stellt „Turners Picturesque Views on Bavaria“ vor. Den Rothenburg-Bezug stellen dann Dr. Hellmut Möhring vom RothenburgMuseum („Rothenburger Stadtansichten vom 17. bis 20. Jahrhundert“), Rothenburgs Museumspfleger Dr. Karl-Heinz Schneider („Elias Bancroft und Arthur Wasse, zwei englische Maler in Rothenburg“), Dr. Bärbel Hedinger (Berlin; „Mary Hertz-Warburg und ihre Reiseskizzen des malerischen Rothenburg“), die in enger Verbindung zum bekannten Warburg-Institut in London steht, sowie Dr. Florian Huggenberger („Pittoreskes Rothenburg. Rothenburg als Gartenstadt – Eigen- und Außenwahrnehmung zu Beginn des 20. Jahrhunderts“) her.
Den zweiten Tag des Tagungswochenendes eröffnet der Londoner Architekt David Davidson mit „English Garden City Planning and the Picturesque“. Dr. Nils M. Schinker aus Dresden berichtet von der ersten deutschen Gartenstadt im sächsischen Hellerau. Vicky Axell stellt die Werke der britischen Architekten Barry Parker und Raymond Unwin vor. Der Rothenburger Architekt Eduard Knoll spricht über Rothenburgs Stadtplanung von 1900 bis Anfang der 20er Jahre und beleuchtet etwaige Einflüsse der Gartenstadtbewegung auf Rothenburg. Im abschließenden Themenblock geht Dr. Carina Jung auf die „Pittoreske Landschaft in der europäischen Literatur der Romantik“ ein.
Ein Heimspiel absolviert die Rothenburger Kunsthistorikerin Johanna Kätzel, die Motive der Stadt in Filmen und Animationsfilmen vorstellt. Zum Abschluss spricht neben Professor Guggenberger der Musikwissenschaftler Kilian Sprau aus München über das Anschauliche in der Musik.
An klaren Konturen gewinnen
Mit dieser Tagung soll das malerische Rothenburg über die Fachgrenzen hinweg klare Konturen gewinnen. Hauptverantwortlich für die Organisation der Tagung ist Kunsthistorikerin und Kulturkuratorin Edith von Weitzel-Mudersbach. Sie sorgte auch dafür, dass die Finanzierung der Veranstaltung gesichert ist. Mehr als die Hälfte der Kosten, nämlich 60 Prozent, wird im Rahmen eines Leader-Projekts (Lokale Aktionsgruppe Region an der Romantischen Straße) durch europäische Fördergelder gedeckt. Der Rest wird von der Stadt Rothenburg übernommen und über die Teilnahmegebühr hereingeholt. Die hochkarätig besetzte Fachtagung zieht auch ein erfreuliches Medieninteresse nach sich. An die zehn Pressevertreter hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Darüber hinaus werden die Vorträge auch filmisch festgehalten.   mes

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