„Die Politik muss handeln“

Stadtmarketingverein fordert auf Landesebene andere Sonntagsöffnungsregelung für Handel

ROTHENBURG – In einer Art Positionspapier zur Sonntagsöffnung des Handels in Rothenburg sieht der Stadtmarketing-Verein die Politik auf Landesebene gefordert. „Ganz besonders wichtig sei uns, dass das Thema dort diskutiert wird, wo maßgebliche Entscheidungsträger dafür Sorge tragen,“ dass es zukunftsorientiert behandelt werde, betont Geschäftsführerin Ariane Koziollek ergänzend. Es dürfe nicht darum gehen, den Gast oder Kunden zu verunsichern. Auch dürfe im Sinne einer positiven Imagegestaltung Rothenburgs für den Einheimischen und Gast nicht der Eindruck entstehen, dass sich die Aufenthaltsqualität in Rothenburg ändern könnte.

Rothenburg muss Anziehungspunkt bleiben, wie hier bei einer zurückliegenden Ausgabe der Stadtmosphäre. Foto: Weber

Die Verantwortung liege auf der politischen Ebene des Landes Bayern, betont der Stadtmarketingve-rein. Aufgabe müsse es sein, die Entscheidungsträger in diesem Thema zu sensibilisieren und allumfassende Debatten anzustrengen. Auf ein Land wie auch auf eine Stadt, so wird betont, wirkten viele Interessen ein. Die oft unterschiedlichen Belange seien alle zu gewichten: „Für uns stellt sich die Frage, welche Effekte langfristig erzielt werden, wenn man dem Kommerz durch strenge gesetzliche Regelungen auf einem begrenzten Gebiet Einhalt gebietet. Vor allem dann, wenn nur einseitig reguliert wird, machen den Umsatz halt die Anderen.“

Nicht umsonst sei schon heute der Sonntag der verkaufsstärk-ste Tag im Online-Handel. Die Idee, dass der Handel die Chance habe, sein Angebot selbst online anzubieten, sei in diesem Sinne die richtige Konsequenz. Stehe aber auch im Widerspruch zum Erhalt des Sonntags als Tag der seelischen Erhebung und der Arbeitsruhe. Denn auch der Händler müsse dann, neben seiner Tätigkeit an einem Werktag im Geschäft, zusätzlich an einem Sonntag fü̈r seinen Online-Shop-Umsatz arbeiten oder jemanden einstellen. Der Konsument habe „eine weitere Online-Möglichkeit, seine Freizeit an einem Sonntag zu gestalten.“
Fü̈r Fremdenverkehrsorte ergeben sich nach Auffassung des Stadtmarketings, je nach strukturellen Stärke der Orte, ein unterschiedlicher Handlungsbedarf und Erfordernisse fü̈r die jeweiligen Gemeinden und dort angesiedelten Akteure:  „Zum Beispiel sind fü̈r Fremdenverkehrs-orte mit hohem Anteil an ausländischen Gästen, oder in Wintersportorten, andere Konsumbedü̈rfnisse und Nachfrageverhalten zu berü̈cksichtigen, als z. B. an Kur- und Erholungsorten an einem See oder an der Kü̈ste. Badegegenstände sind in einer Region die von Ski- oder Wandertourismus geprägt ist, beispielsweise Nebensache. Hier sind Funktionsbekleidung, Wanderschuhe oder Skiausrü̈stung Kern des touristischen Reisebedarfs.“
Optimaler Weise wäre daher nach Ansicht des Stadtmarketings die Festlegung der privilegierten Sortimente mit entsprechendem Entscheidungsfreiraum bei den Gemeinden zu verorten: „Unser Anliegen ist es, die Debatte um die einzelnen Regelungen des Ladenschlussgesetzes bei den politischen Entscheidungsträgern des 18. Bayerischen Landtags erneut anzufachen. Fü̈r die Weiterentwicklung der Fremdenverkehrs-orte sehen wir eine Chance darin, wenn vor allem eine Überprü̈fung der deklarierten Sortimente, unter Berü̈cksichtigung der progressiven touristischen Bedü̈rfnisse, Priorität erhält.“ Dadurch werde dem Wirtschaftsfaktor Rothenburg Rechnung getragen.
In die Diskussion und Evaluierung der Sonntagsöffnung können noch viel mehr Argumente einfließen, betont das Stadtmarketing und liefert eine Reihe von Stichworten, die sich nach Überzeugung der Gemeinschaft beliebig verlängern lasse: Tankstellen, Flughäfen, Bahnhöfe, Reisebedarf, Branchen mit allgemeinen Ausnahmeregelungen, Wettbewerb der Länder, Verschiebung der Konsumausgaben zu Weihnachten und Magnetwirkung der Innenstädte.
„Als Gemeinschaftsorganisation setzen wir uns fü̈r die Aufenthaltsqualität und standortbedingten Inte-ressen unserer mehr als 100 Mitglieder aus Handel, Gastgewerbe, Handwerk, Dienstleistung, Industrie, aus  Hauseigentü̈mern und Privatleuten ein: „In diesem Sinne geht es uns um die wirtschaftlichen Interessen unserer Mitglieder genauso wie um die Aufenthaltsqualität und das Einkaufserlebnis fü̈r die Bü̈rger und Gäste in unserer Stadt.“
Ganz besonders wichtig sei es, das Thema dort zu platzieren, wo es entschieden werden kann. Der Gast und Kunde dürfe „indessen in keiner Weise verunsichert werden.“ Branchenverbände wie der Bayerische Handelsverband und auch verschiedene Industrie- und Handelskammern in Bayern setzten sich „bereits seit längerer Zeit fü̈r eine Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes ein.“
Bezüglich der Sonntagsöffnung in Fremdenverkehrsorten „sind wir mit dem Handelsverband im engen Austausch.“ Ende November letzten Jahres sei dem Stadtmarketing schriftlich bestätigt worden, dass sich die HBE-Hauptgeschäftsfü̈hrung in Mü̈nchen zusammen mit dem HBE-Präsidenten, Ernst Läuger, in Gesprächen mit Staatsminister Hubert Aiwanger, Staatsministerin Kerstin Schreyer vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, Ministerpräsident Dr. Markus Söder und den betreffenden Ausschussvorsitzenden fü̈r eine praktikablere Lösung einsetzen werden. HBE steht für Handelsverband Bayern.
„Auf eine Zusammenarbeit mit allen Interessierten, die gemeinsam mitwirken möchten, in diesem Thema die Weichen fü̈r die Zukunft, im Sinne attraktiver Innenstädte und einer Förderung des stationären Einzelhandels im Reiseland Bayern zu stellen, freuen wir uns,“ heißt es abschließend. -ww-

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