Stadt ist Nutznießer der Denkmalschutz-Stiftung
ROTHENBURG – Ob die städtische Bauverwaltung sich gegen das selbst auferlegte Spardiktat des Stadtrates durchsetzen kann, werden die spannenden Haushaltsberatungen zeigen. Ein satter Geldregen für die Restaurierung des mächtigen Treppenturms am Hauptzugang des Rathauses lässt vielleicht die Herzen erweichen und Prioritäten neu setzen.

Friedrich Staib (v.li), Elisabeth Balk, Michael Knappe, Franz Fisch, Dieter Kölle, Arnolf Hauber und Friedrich Müller.
Erneut hat die in Bonn ansässige private Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die sich unter anderem aus Mitteln der Glücksspirale mit dem Lottoglück speist, mit einer hohen finanziellen Förderung für strahlende Gesichter in Rothenburg gesorgt – und das innerhalb weniger Wochen. Ende letzten Jahres konnte sich die katholische Kirchengemeinde St. Johannis über eine stattliche Spende von 70000 Euro bei der aufwändigen Renovierung ihres altehrwürdigen Gotteshaues freuen. Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
Gleich zum neuen Jahr gab es eine gute Nachricht für die Stadt. Die Denkmalschutzstiftung stellt 50000 Euro für die Instandsetzung des Treppenturms am Rathaus zur Verfügung. Den symbolischen Scheck überbrachte Elisabeth Balk vom Ortskuratorium Stiftung Denkmalschutz. Dieser 14-köpfigen Arbeitsgemeinschaft gehört auch Rothenburgs Stadtbaudirektor Michael Knappe an.
Elisabeth Balk ist Leiterin des Stadtbauamtes Ellwangen und war vorher als Stadtbaumeisterin in Ochsenfurt tätig. Sie kam in Begleitung von Friedrich Müller, Bezirksstellenleiter von Lotto Bayern, und dem Ellwanger Stadtratsmitglied Arnolf Hauber, denn in der drittgrößten Stadt des Ostalbkreises soll auch ein eigenes Ortskuratorium gegründet werden.
Die Altstadt Ellwangen steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Die rund 170 Kulturdenkmale, von besonderer Bedeutung sind Basilika, Schloss, Palais Adelmann und viele Kapellen, verlangen eine große Verantwortung, dieses kulturelle Erbe zu schützen und zu pflegen.
Bürgermeister Dieter Kölle und Stadtkämmerer Franz Fisch empfingen die spendable Abordnung mit offenen Armen. Die Geldspende entlastet den städtischen Haushalt in einer weiter angespannten Situation. In den letzten Jahren ist die Stadt bereits einige Male von der Denkmalschutzstiftung mit einer Förderung für Erhalt historischer Bauwerke bedacht worden. Beim RothenburgMuseum, bei der Ratstrinkstube, beim alten Spital, das zum Schülerwohnheim umgenutzt wurde, und beim Sanieren der Altane am Rathaus, die 2013 mit 90000 Euro unterstützt wurde.

Was ist von Vorteil: angehen oder aufschieben? Der Treppenturm des Rathauses muss restauriert werden. Fotos: sis
Nun steht die rund 500000 Euro teure Restaurierung des Treppenturms an. Durch Haarrisse im Gestein dringt Feuchtigkeit ein. Der Sockel ist durch Salzkrusten beschädigt. Metallene Verbindungselemente sind korrodiert und haben bereits Teile der originalen Natursteine herausgesprengt. Außerdem steht eine Erneuerung der Kupfereindeckung an der aufwändig gestalteten Turmhaube an.
Stadtbaudirektor Michael Knappe will die Arbeiten an dem besonderen Bauwerk zu einem öffentlichkeitswirksamen Ereignis machen. Die Turmhaube soll mit einem Kran abgenommen und dann auf einer Arbeitsbühne am Marktplatz plaziert werden, so dass man den Handwerkern bei der Instandsetzung zuschauen kann. Auf diese Weise entfallen die Kosten für den Ab- und Rücktransport in eine Werkstatt. Michael Knappe rechnet mit einer Instandsetzungszeit von etwa zweieinhalb Monaten, die so terminiert werden soll, dass sie weder die Pfingstfestspiele, noch andere größere Veranstaltungen stört. Die nötigen Finanzmittel sind momentan noch im städischen Haushaltsentwurf enthalten. Mit Architekt Friedrich Staib aus Sommerhausen ist auch schon ein baubegleitender Fachmann ausgeguckt. Das letzte Wort bei der Entscheidung hat der Stadtrat. sis
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