Ausflug ins Flachgebiet

Kulturkritik: Komödie „Suche impotenten Mann fürs Leben“

ROTHENBURG –  Im Städtischen Musiksaal mussten kürzlich zusätzlich Stühle aufgestellt werden, um den Publikumsandrang beim Gastspiel des Landestheaters Dinkelsbühl beherbergen zu können. Der Titel der Komödie „Suche impotenten Mann fürs Leben“ versprach Amüsement für beide Geschlechter.  Bewährt gut gespielt vom vierköpfigen Ensemble in einer sujetgerechten Inszenierung von Mandy Röhr wurde der Abend mit kräftigem Beifall, aber relativ wenigen „Vorhängen“ bedacht.

Carmen (L. Mahrla) liest Freundin Laura (C. Roth) aus den Zuschriften vor. Foto: Hirschberg

Woran lag es, dass die Aufführung im ersten Drittel gut unterhielt, dann aber abfiel ins Seichte, allzu Vorhersehbare mit Hang zur kindischen Widersprüchlichkeit? Die Geschichte der jungen Frau mit Namen Carmen Legg, die ein gut gehendes Versicherungsbüro betreibt und per Kontaktanzeige nach einem Mann sucht, der kein sexuelles Interesse an ihr hat, sondern stattdessen mit ihr romantisch durchs Herbstlaub rascheln und dabei „gute Gespräche“ führen möchte, ist als professionell geschriebener Unterhaltungsroman (1995) der Bestsellerautorin Gaby Hauptmann facettenreicher als die unnötig verflachende Bühnenversion von Florian Battermann. Bespricht beispielsweise in der Buchfassung die von Männern frustrierte Hauptfigur Carmen Legg ihre Suche nach einem impotenten Partner mit einer lebens­erfahren klugen, alten Dame, so tut sie das im Theaterstück mit der gleichaltrigen Freundin Laura. Eine dramaturgisch gesehen interessante Figurenkonstellation fällt damit weg. Thematisch reduziert auf den Phallus und seine Härte- wie Größengrade wird von den Ex-Girlies beschwipst durch­­­­ge­kichert, was wünschenswert wäre in dieser Sache und was nicht. „Frau“ will also genau das vom Mann, was sie laut Kontaktanzeige nicht will – also alles nur Zickenalarm?
Hoch gejazzte Witzigkeit ab und an mit Sprüchen wie: „In jedem Mann steckt etwas Gutes – und wenn es ein Küchenmesser ist“ zündeten Lacher, doch waren sie allzu vereinzelt und letztlich zu platt, um das Stück stringent zu beflügeln.
Versöhnlich stimmte die durchweg  hohe schauspielerische Qualität des Ensembles. Gelungen ist auch die Effektivität des auf wenige Elemente reduzierten, farbschönen Bühnenbilds mit den Kostümen von Ursula Blüml. Laura Mahrla als Carmen Legg spielte mimisch variantenreich die genervte Karrierefrau, moderierte   mit viel Charme auch als Ich-Erzählerin zwischen den Szenen. Es fesselte auch die komische Begabung von Claudia Roth als obsessiv kaugummikauende Kellnerin Marlene. In wechselnden Rollen überzeugen vom Macho bis zum Traummann Andreas Gräbe und Maximilian Westphal. bhi

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