Wahrhaft meisterlich

Nürnberger Symphoniker begeistern in der Reichsstadthalle

ROTHENBURG – Das 28. Rothenburger Meisterkonzert war ein voller Erfolg. Vor ausverkauftem Hause präsentierten sich die Nürnberger Symphoniker unter der souveränen Leitung von Professor Gerd Wachowski in ausgezeichneter musikalischer Verfassung. Als Solist profilierte sich Benjamin Moser, ein junger Münchner Pianist, der international schon für enormes Aufsehen gesorgt hat. Das anspruchsvolle, sehr populäre Programm fand beim Publikum großen Anklang und die Künstler ernteten begeisterten Applaus.

Unter der Leitung von Gerd Wachowski brillierte das Orchester. Foto: Nitt

Mit dem Vorspiel zur Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck (1854 bis 1921) wurde das Konzertprogramm eröffnet. Bereits bei den ersten Solotönen der Hörner („Orchester-Pedal“), der Melodie des berühmten „Abendsegens“, verbreitete sich eine warme, zauberhafte, vorweihnachtliche Stimmung in der großen Reichsstadthalle. Während die Streicher mit einem satten, homogenen Sound beeindruckten, entfalteten die Bläser ein dynamisch abwechslungsreich schattiertes Zusammenspiel und die berühmten volksliedhaften Themen erklangen schlaglichtartig in der höchst kunstvollen, an Wagner erinnernden Orchestrierung Humperdincks.

Im Anschluss daran kam das einzige Klavierkonzert in a-moll opus 54 von Robert Schumann (1810 bis 1856) zur Aufführung. Es gilt heu-
te als das bedeutendste romanti-
sche Werk dieser Konzertgattung schlechthin. Mit verblüffender Virtuosität meisterte Benjamin Moser den immens schweren Solopart, glänzte in schwungvollen Passagen, glitzernden Läufen und Arabesken. Reizvolle „Unterhaltungen“ zwischen dem Klavier, den Streichern und den Holz- bzw. Blechbläsern fanden statt.
Auch im zweiten Satz, einem anmutigen, berührenden Dialog zwischen Orchester und Solisten entwickelte sich musikalische Poesie par excellence. Dieser gelöste Empfindungsreichtum kontrastierte im dritten Satz mit jähem, leiden-schaftlichem Überschwang. Alle abrupten Umbrüche und fein nuancierten dynamischen Übergänge, alle Tempowechsel und wunderbaren Melodien gestaltete und phrasierte Benjamin Moser wohl überlegt.
Leider entsprach der „überholte“ Steinway-Flügel nicht dem Niveau des exzellenten Solisten. Man hätte sich an manchen Stellen statt des „metallisch“ anmutenden Klangs einen romantisch vollen und abgerundeten Pianoklang gewünscht.
Gerd Wachowski und die Nürnberger Symphoniker begleiteten durchwegs sehr einfühlsam, setzten aber auch eruptive Kontraste im Wechselspiel zwischen Orchester und Solo. Das Publikum war hingerissen und erklatschte sich eine Zugabe: „Von fremden Ländern und Menschen“ aus den „Kinderszenen“, ebenfalls von Schumann.
Nach der Pause stand die Sinfonie Nr. 6 in F-Dur von Ludwig van Beethoven, die sogenannte „Pastorale“ auf dem Programm. Dieses Werk, dessen Sätze programmatische, vom Komponisten verfasste Überschriften tragen und Szenen des Landlebens beschreiben, steht etwa in der Mitte zwischen Programmmusik und absoluter Musik.
Die Nürnberger Symphoniker spielten routiniert ihr technisches Können und ihre musikalische Gestaltungskraft aus. Gerd Wachowski dirigierte mit präziser, ausdrucksstarker Schlagtechnik und brachte die vielen „Szenen des Landlebens“ in den fünf Sätzen wunderbar zum Klingen. Als Zugabe erhielten die enthusiastisch applaudierenden Zuhörer den berühmten „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms serviert. ni

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