Regentin mit kreativer Ader

Selina Wehr wird im Dezember zur 31. Tauberzeller Weinprinzessin gekrönt

TAUBERZELL – Die Postkarte aus den 2000er Jahren beweist es: Selina Wehr hat einfach das Zeug dazu, ihre Gemeinde auf äußerst charmante Weise zu repräsentieren. Und somit wird es wohl niemanden wundern, dass das Kindergartenkind von einst, das beim Weinfest-Umzug mit in der Vorhut der Weinprinzessin mitlief, ab Dezember selbst das schmucke wie auch ehrwürdige Krönchen auf ihrem Haupt tragen wird.

Die Weinprinzessin mit ihren Insignien Dirndl, Krönchen und dem guten Tauberzeller Rebensaft. Foto: Götz

Als Selina I. wird sie dann ein Jahr lang dem Weinbauort und dessen Rebensaft in nah und fern ein Gesicht geben. Zwar liegen zwischen damals und heute ein paar Jahre, doch eines hat sich nicht verändert: das passende Outfit ist für sie ein Muss. „Ich bin ein Dirndl-Junkie“, gibt die 20-Jährige lachend zu. Zwar habe sie schon recht viele dieser feschen Trachtenkleider. Doch die anstehende Krönung in der Hirtenscheune war eine willkommene Gelegenheit, ihre Garderobe um ein zusätzliches Exemplar zu erweitern.

„Schon als kleines Kind war ich ganz fasziniert von den schönen Weinprinzessinnen“, erinnert sie sich. Einmal selbst in den zeitweiligen Adelsstand erhoben zu werden, sei der Kindheitstraum von so ziemlich jedem Tauberzeller Mädchen, sagt sie. Ihrer hat sich nun erfüllt.
Nachdem die royale Tätigkeit im Mitteilungsblatt der Gemeinde ausgeschrieben war, meldete sich Selina Wehr beim Bürgermeister – und wurde genommen. „Ich habe mich sehr darüber gefreut“, so ihre Reaktion auf die Zusage. Auch Verwandte und Freunde  waren begeistert. Der Rückhalt und die Unterstützung ihrer Familie ist ihr sowieso gewiss. Nicht nur weil Vater Roland Wehr zweiter Vorsitzender des Heimat- und Weinbauvereins ist. „Man muss als Familie dahinter stehen, sonst wird es schwierig“, ist auch ihre Mutter, Petra Wehr überzeugt. So ist man als Weinprinzessin beispielsweise oft da­rauf angewiesen, einen Fahrer zu haben, um Termine überhaupt wahrnehmen zu können.
Akribisch informiert
Kaum hatten sie die frohe Botschaft erhalten, haben sich Mutter und Tochter anhand der Berichterstattung über die bisherigen Weinprinzessinnen akribisch darüber informiert, was im kommenden Jahr auf Selina Wehr zukommen könnte. Darüber hinaus ist sie auch mit ihrer Vorgängerin, Jasmin I., in regem Kontakt. „Sie hat mir schon ganz viele Tipps gegeben“,  erklärt sie. Nach der Krönung wird ihre erste Amtshandlung der Besuch des Tauberzeller Weihnachtsmarktes sein.
Dass Selina Wehr heuer die einzige Bewerberin war schmälert ihre Eignung für das Amt in keinster Weise. Charakterlich wie optisch – mit ihrem blonden Lockenschopf würde sie auch ein zauberhaftes Christkind abgeben – ist sie prädestiniert für die Rolle der aparten Weinbotschafterin. Ihre Aufenthalte in Schottland, Prag und New York zeigen, dass sie einerseits weltoffen  und aufgeschlossen für Neues ist. Andererseits ist sie in Tauberzell verwurzelt und freut sich jedes Mal wenn sie aus Nürnberg nach Hause kommt.

Schneidern ist Beruf und Leidenschaft für Selina Wehr – hier mit ihrer beeindruckenden Abschlussarbeit als Änderungsschneiderin und der Nähmaschine ihrer Großmutter. Foto: Scheuenstuhl

Nach dem Abschluss an der Rothenburger Mittelschule zog es sie in die Frankenmetropole, um dort an der Modeschule (Berufliche Schule B5) zunächst ihre Ausbildung zur Änderungsschneiderin zu machen. Dank ihres Ehrgeizes konnte sie die anschließende Weiterbildung zur Modeschneiderin um ein Jahr verkürzen und wird nun 2019 schließlich ihre Prüfungen zur Bekleidungstechnikerin ablegen.

„Das Amt hat Vorrang“
Diese Anforderungen und das Amt der Weinprinzessin unter einen Hut zu bringen ist ein ambitioniertes Unterfangen. Petra Wehr hat da aber vollstes Vertrauen in ihre Tochter: „Wenn Selina etwas wirklich will, meistert sie es unwahrscheinlich gut.“ Ihrem geliebten Nebenjob im Landhaus „Zum Falken“ wird sie wohl nicht mehr ganz so oft ausüben können. „Das Amt hat Vorrang“, erklärt sie. Das doppelte Arbeitspensum von Schule und Ehrenamt nimmt sie auch deshalb jetzt gerne in Kauf, weil dies wohl ihre letzte Chance sein könnte, ihren Kindheitstraum zu erfüllen. Denn es ist noch völlig offen, ob sie nach dem Ende ihrer Ausbildung wirklich im Taubertal bleiben wird.
Besonders wichtig ist natürlich, dass sie dem Rebensaft nicht abgeneigt ist. „Ich trinke richtig gerne Wein, Bier dagegen überhaupt nicht“, sagt sie. Ein weiterer Pluspunkt für ihre royale Aufgabe: Eine gewisse Erfahrung darin, im Mittelpunkt zu stehen, hat die 20-Jährige bereits sammeln können. Denn die Abschlussarbeiten an den Modeschulen werden traditionell in einer großen Modenschau – mit den Schülern selbst als Mannequins – präsentiert. Selina Wehrs großer Wunsch wäre es gewesen, als Weinprinzessin ein selbst geschneidertes Dirndl zu tragen. Zwar hat sie vor längerer Zeit eines angefangen. Doch bis zur Krönung am 8. Dezember ist leider die Zeit zu knapp, um es auch fertigzustellen. Vielleicht klappt es ja zum Tauberzeller Weinfest.

Selina Wehr (links im rosa Dirndl) auf einer Postkarte verewigt.

Und so trug sie bei ihrem ersten offiziellen Foto-Shooting zwar sehr schöne, aber eben doch keine selbst angefertigten Dirndl. Das Posieren war dennoch „richtig schön“ und habe „viel Spaß gemacht“, erzählt sie noch immer ganz begeistert. Vier Stunden lang posierte sie in den Weinbergen sowie im Studio für den Fotografen Reiner Götz, der sie mit seiner eigenen Begeisterung mitriss.

In Persönlichkeit reifen 
Vor den öffentlichen Auftritten als Weinprinzessin hat Selina Wehr gesunden Respekt, aber keine Angst. Sie weiß, dass es ein Prozess ist, sich an die neuen Situationen zu gewöhnen. Bei ihren Vorgängerinnen hat sie mitverfolgen können, welche Entwicklung diese in dem einen Jahr ihrer Amtszeit durchmachten und wie sie in ihrer Persönlichkeit reiften.
Mit ihrer offenen und überaus freundlichen Art wird Selina Wehr Tauberzell und dessen Wein würdig repräsentieren. Die 20-Jährige hat sich vorgenommen, Freunde, Bekannte und die Öffentlichkeit mittels eines Instagram-Accounts über ihre verschiedenen Auftritte auf dem Laufenden zu halten. mes

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