„Völlig neue Sachlage“

Die Entscheidung zur Philosophenweg-Bebauung überdenken

ROTHENBURG – Die Fraktion der FRV stellt mehrheitlich den Antrag, in der nächsten Stadtratssitzung am 29. November den Beschluss aus dem Jahre 2009, nun die restlichen Grundstücke am Philosophenweg Ost zu verkaufen und bebauen zu lassen, noch einmal zu diskutieren beziehungsweise zu prüfen und gegebenenfalls wieder aufzuheben. Dafür sprechen verschiedene Gründe.

 Antragsteller sind Dr. Karl-Heinz Schneider, Hans-Peter Nitt und Jutta Striffler. Nachfolgend ihre Begründung in leicht gekürzter Form:
„Der immer wieder und auch im Stadtrat  bemühte Begriff des „Grüngürtels“ um die Stadt hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche Einbußen hinnehmen müssen und ist auf der Südostseite, der Ostseite und der Nordostseite auf einen Umfang reduziert worden, der den Begriff nicht mehr verdient. Man möge sich hier als Vergleich das Glacis in der Stadt Würzburg betrachten, in der die ehemaligen Festungswälle von jeder Bebauung und Umnutzung bis heute frei geblieben sind.
Durch die in Rothenburg in den letzten Jahren vorgenommene Pflasterung, nun auch der Bezoldweg-Parkplatz, ist weiteres wertvolles Grünland verschwunden, von der Versiegelung der übrigen Parkplätze und dem damit verbundenen Verlust an Grünfläche gar nicht zu reden. Allein diese letzte Umgestaltung am Parkplatz stellt eine völlig neue Sachlage dar, da sie die ursprüngliche Intention der Beibehaltung eines „Grüngürtels“ völlig über den Haufen wirft und nun im Zusammenklang mit der geplanten Reduzierung in dem Bereich Philosophenweg Ost eine erneute Diskussion rechtfertigt.
Das Gebiet um das Turmseelein ist ein wertvolles Dokument der Rothenburger Stadtgeschichte und darf nicht noch weiter beschädigt werden. Die auf der Grabensohle zukünftig verlaufende Zufahrtsstraße entstellt den vorhandenen historischen Befund grundlegend und wird insbesondere auch der historischen gewachsenen Beziehung zwischen Turmseelein und der Grabensituation in keiner Weise gerecht.
Verwundernswert ist die Sache auch deshalb, da es sich beim Turmseelein um einen rechtshistorisch wertvollen Platz handelt, eine Hinrichtungsstätte für Kindsmörderinnen, hier exekutiert durch den Tod des Ertränkens. Andernorts wird an solchen Stellen eine Gedenktafel angebracht, um der vielfach aus einer Notlage heraus schuldig gewordenen Frauen zu erinnern. Hier sind wir nun drauf und dran eine Straße mit Wendehammer anzulegen. Wie sich das mit dem gern gepflegten Bild einer, die Historie besonders betonenden Stadt verträgt, wäre in der Diskussion zu klären.
Man sollte auch darüber nachdenken, dass die ehemalige Vorbefestigung sich nicht nur auf den ehemaligen Bachlauf und zu dessen beiden Seiten bezog, sondern in Richtung Heckenacker (Norden) sich bis zur Hans-Sachs-Straße erstreckte. (So die Forschungen Ekkehart Tittmanns). Unter den schutzwürdigen grünen Freiflächen sind nach Ansicht des Naturschutzbundes Berlin auch Brachflächen zu verstehen.
Die Witterungsverhältnisse haben sich in den letzten zehn Jahren erheblich verändert und sollten in die Überlegungen mit einbezogen werden. Wir halten den gesamten Bereich des Philosophenwegs wegen seiner West-Ost Ausrichtung auch für das Binnenklima der Stadt für wichtig  und sollten ihn von weiterer Bebauung freihalten
Unsere Stadt will sich als „pittoresker“, vorbildlicher „Landschaftsgarten“ weltweit präsentieren und kann sich zerstörerische Eingriffe unseres Erachtens nicht weiter leisten. Desweitern wird die ehemals als wichtig angesehene Trennung zwischen Altstadt und Siedlungsgebiet Nord, eine wohldurchdachte Aktzentuierung zwischen Alt und Neu, nun völlig verunklärt. Hier verkommt die Stadt städtebaulich zu einer beliebigen uninspirierten Ansammlung von Häusern unterschiedlichster Baustile, Kubatur und Höhenerstreckung. Auch dem sollte rechtzeitig Einhalt geboten werden.“ sis

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