Ideenreich im Jubiläumsjahr

Zeidlerverein Rothenburg plant Lehrbienenstand und bietet „Imkern auf Probe“ an

ROTHENBURG – Alter schützt vor Neuerung nicht und deshalb verharrt der Zeidlerverein Rothenburg im 150. Jahr seines Bestehens nicht im Althergebrachten, sondern hat sich selbst einige Entwicklungen auferlegt. Diese sollen den Verein stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen und den Zugang zum Imkern im Allgemeinen erleichtern.

Begattungsvölkchen, erstellt zur bestmöglichen Aufzucht einer Jungkönigin, beim Bienenflug.

So plant man etwa nach eineinhalb Jahrhunderten „wilden Daseins“, den Zusammenschluss der Rothenburger Imker in einen eingetragenen Verein umzuwandeln, erklärt Vorsitzender Alfred Wegele. Damit einhergehend  arbeitet man ebenfalls daran, ein neues Vereins­logo zu kreieren. Wenn es nach den Wünschen der Bienenfreunde geht, soll sich darin – wenn rechtlich möglich – der Fränkische Rechen und auch das Stadtwappen wiederfinden.

Der größte Clou der hiesigen Zeidler ist aber die Errichtung eines Lehrbienenstands am städtischen Hochzeitswäldchen. Bei der Stadt sei diese Idee „auf fruchtbaren Boden“ gefallen, so Alfred Wegele. Die Genehmigung zum Aufstellen von zwei Bienenbeuten liege schon vor, die Baugenehmigung für den Lehrbienenstand stehe noch aus. Von der Lage am Hochzeitswäldchen profitieren sowohl die gestreiften Bestäuber und Honigsammler als auch die 750 Obstbäume, die in Rothenburg getraute Paare dort bislang gepflanzt haben.
Der mit einer Schutzhütte vergleichbare Lehrbienenstand soll einer alten Feldscheune mit einer offenen Seite nachempfunden werden, damit er sich ins Landschaftsbild einfügt. Den Erstbezug der etwa sieben Quadratmeter großen und 3,5 Meter hohen „Behausung“ übernehmen zunächst zwei Bienenvölker – ein Volk der Rasse Carnica und ein Volk Buckfastbienen (mit einer Buckfastbelegstellenkönigin), um die Unterschiede aufzeigen zu können. Diese werden von Vereinsmitgliedern zur Verfügung gestellt. Wenn komplett ausgelastet, kann der Lehrbienenstand Wohn- und Arbeitsplatz für fünf Bienenvölker sein.
Sponsoren willkommen
Die rührigen Zeidler werden für die Errichtung geschätzt etwa 50 bis 60 Arbeitsstunden einbringen. Auch die Kosten für Material (1500 Euro) sowie für die Erstausstattung (700 Euro) tragen sie. Man hofft deshalb im Verein, dass sich einige Sponsoren finden, die das Unterfangen zumindest finanziell unterstützen. Sie werden – sofern gewünscht – dann auf einer entsprechenden Sponsorentafel vor Ort aufgeführt. Nähere Informationen gibt es per Email unter zvr@gmx.de.
Wer angesichts des Lehrbienenstands nun  überlegt aus Angst vor den Bienen künftig den Spaziergang auf dem idyllischen Areal am Hochzeitswäldchen zu meiden, den kann Marcel Budaker vom Zeidlerverein beruhigen: Die dort angesiedelten Bienenvölker seien aufgrund von jahrelanger Zucht und Selektion „sehr friedfertig“. Eine Art Lehrpfad mit Tafeln soll zudem Vorbeikommende darüber informieren, was dort denn genau passiert.
Theorie und Praxis
Doch der Lehrbienenstand dient nicht nur dazu, im öffentlichen Raum Präsenz zu zeigen, sondern es wird – wie der Name bereits sagt – dort gelehrt. Denn die Rothenburger Zeidler wünschen sich frisches Blut in ihren Reihen und bieten dort „Imkern auf Probe“ an. Dieses Förderprogramm der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zielt darauf ab, Interessierten einen Einblick in die theoretischen und praktischen Grundlagen der Imkerei zu geben.

Ein „Imker auf Probe“ bei der Frühjahrsdurchsicht beziehungsweise dem Auswintern. Fotos: privat

Jedem der Novizen wird ein erfahrender Imker als „Pate“ zur Seite gestellt, um sie zu befähigen, ein Bienenvolk irgendwann selbstständig zu betreuen. Für das langsame Heranführen an die Kunst des Imkerns trifft man sich dann samstags für zwei bis drei Stunden am Lehrbienenstand. Im Grunde gibt es kein Mindestalter für Probeimker, erklärt Marcel Budaker und Alfred Wegele ergänzt: „Es sollte jedoch eine gewisse Einsichtsfähigkeit vorhanden sein.“ Das Programm ist für den Probeimker kostenlos. Es kann aber eventuell eine Gebühr für den Theorieteil anfallen.

Das Bienenjahr beginnt im Frühjahr mit dem Auswintern. Optimalerweise startet man dann auch mit dem Probeimkern. Es ist aber auch möglich im Laufe des Jahres einzusteigen, so Marcel Budaker. Er selbst hat sozusagen bereits einen Testlauf des Programms gemacht. Sein Zeidler-Schützling war in Sachen Imkern zuvor recht unbedarft. Schnell hat er dann aber mitbekommen, was alles dahinter steckt. „Ich hätte nie gedacht, wieviel Arbeit das ist“, sei laut seines „Paten“ seine Reaktion gewesen. Seiner Freude am Imkern tat dies aber keinen Abbruch.
Auch gegenüber den interessierten Neu-Imkern betont Marcel Budaker die Friedfertigkeit der Honigsammler Auch wenn erfahrene Zeidler im T-Shirt und ohne weiteren Schutz imkern und dabei im Normalfall keinen Stich abbekommen, erhalten die Probeimker auf Wunsch natürlich einen Schleier. Nach einem Jahr im Lehrstand können sich die „Praktikanten“ entscheiden, ob sie ein weiteres Jahr dranhängen möchten. Danach sind sie beim Institut für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim als Hobbyimker anerkannt.
Bei weiteren Fragen steht der Zeidlerverein Rothenburg für Auskünfte zur Verfügung. Zudem wird am Donnerstag, 8. November, um 19.30 Uhr im Gasthaus „Zur Krone“ in Leuzenbronn eine Informationsveranstaltung zum dem Projekt „Imkern auf Probe“ stattfinden. mes

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