„Ein lebensnaher Prediger“

Pfarrer aus Döckingen zieht samt Familie nach Neusitz und tritt Vollzeitstelle an

NEUSITZ – Während die Pfarrstellen in Gemeinden wie Wörnitz, Erzberg und Wettringen mit Gailnau nach wie vor vakant sind, haben die kirchlichen Gemeinden in Neusitz und Schweinsdorf Grund zur Freude: Pfarrer Wolfgang Schmitz ist mitsamt Ehefrau und den zwei Töchtern ins Pfarrhaus am Kirchfeldring in Neusitz eingezogen. Seit 1. Juli besetzt er die ganze Pfarrstelle und wird Nachfolger von Christoph Schwethelm.

Dem 42-Jährigen war die Stellenanzeige im kirchlichen „Amtsblatt“ der Bayerischen Evangelischen Landeskirche aufgefallen. Gesucht wurde dort für die 1350 Gemeindeglieder starken Gemeinden Neusitz mit Hora­bach, Södelbronn, Erlbach und Wachsenberg (zusammen rund 1080) sowie Schweinsdorf (rund 270) ein „kontaktfreudiger und aufgeschlossener“ Geistlicher, der „biblisch fundiert und lebensnahe“ predigt. Er solle außerdem organisieren und delegieren in einer Gemeinde, die ehrenamtlich stark ist und gerne „mithilft“.

Auf „erstmal unbestimmte Zeit“ will der Pfarrer mit seiner Familie in Neusitz bleiben. Foto: clk

Auf „erstmal unbestimmte Zeit“ will der Pfarrer mit seiner Familie in Neusitz bleiben. Foto: clk

Ein wichtiges Anliegen der Kirchengemeinde ist es außerdem auch zugezogene Neusitzer und die Bewohner in den Neubaugebieten stärker in das Gemeindeleben einzubinden, zum Beispiel durch Jugendarbeit. Pfarrer Wolfgang Schmitz möchte sich vor allem auf „die Arbeit mit jungen Familien“ konzentrieren. Denn „das Interesse am Glauben ist nach wie vor vorhanden“. Wer bin ich? Warum existieren wir? Was ist der Sinn des Lebens? Diese existenziellen Fragen tauchen seiner Meinung nach immer wieder auf, vor allem bei Heranwachsenden.

Lediglich das Vertrauen auf Institutionen wie die Kirche ist nicht mehr im gleichen Maß vorhanden. Dem will der gebürtige Wassertrüdinger entgegenwirken. Für ihn bedeutet Kirche, dass „verschiedene Interessensgruppen über Generationen hinweg in Gemeinschaft zusammenleben“. Raum für verschiedene Meinungen müsse sein, denn Abspaltungen innerhalb einer Glaubensrichtung gehen für ihn „am Wesen des Christentums“ vorbei. „Auf die Gemeinschaft kommt es an“, da ist es selbstverständlich, dass nicht immer die gleiche Meinung vorherrscht.

Nach acht Jahren zieht es Pfarrer Schmitz nun mit Ehefrau Sonja und den Kindern Lisa (fünf Jahre alt) und Malin (10 Jahre) von Döckingen im Landkreis Weißenburg/Gunzenhausen nach Neusitz. In Döckingen besetzte er aus „familiären Gründen“ eine halbe Pfarrstelle. Seine Frau steckte damals noch in der Ausbildung zur Ärztin und er übernahm, zusätzlich zur Pfarrstelle, die Rolle des Hausmanns . Den Zeitpunkt des Wechsels hat das Ehepaar klug gewählt. Tochter Malin besucht ab dem Herbst die 5. Klasse im Gymnasium, Tochter Lisa hat noch ein Jahr im Kindergarten vor sich. Man wollte die Kinder „später nicht aus ihrem gewohnten Umfeld entreißen, so erschien uns nach acht Jahren ein Wechsel als sinnvoll.“

Das Gesamtpaket in Neusitz überzeugte die junge Familie. Das Pfarrhaus wurde extra frisch renoviert nach eineinhalbjähriger Vakanz übergeben. Solarkollektoren wurden angebracht, Böden abgeschliffen, Wände gestrichen. Die Heilig-Kreuz-Kirche in Neusitz mit 180 Sitzplätzen und die Sankt Otilienkirche in Schweinsdorf mit 240 Sitzplätzen befinden sich in gutem Zustand, im Gemeindehaus werden in Kürze die Fenster erneuert. Ansonsten sind in nächster Zukunft keine größeren Investitionen eingeplant. Pfarrer Schmitz freut sich auf eine „aktive Gemeinde, viel Miteinander und neuen Schwung. Es ist keine Gemeinde, um sich auf die faule Haut zu legen“. Jeden Sonntag wird er zwei Gottesdienste halten. Um 8.45Uhr in Schweinsdorf und um 10Uhr in Neusitz. Desweitern wird er in Zusammenarbeit mit den rund 100Eh­renamtlichen das kirchliche Leben gemeinsam gestalten.

Neusitz ist die vierte Amtsstelle des Pfarrers. Vor seiner Zeit in Döckingen arbeitete er drei Jahre in Lohr am Main in der Psychiatrieseelsorge und betreute eine Gemeinde. Sein Vikariat absolvierte er in Herzogenaurach. Nach drei Jahren in Lohr am Main stellte er dann den Antrag auf „Pfarrer auf Lebenszeit“, nachdem er zuvor „Pfarrer auf Probe“ war. Der Entschluss Pfarrer zu werden reifte in Wolfgang Schmitz schon während seiner Schulzeit heran. Als Schüler war er ehrenamtlich aktiv, engagierte sich in der Jugendarbeit und der Jungen Schar. In Neuendettelsau, Heidelberg und Kiel studierte er 14 Semester lang Theologie. Dabei lernte er Latein, Griechisch und Hebräisch. Vor allem die zwei Jahre in Kiel genoss er: „Es tut gut, über den Tellerrand zu blicken“. In seiner Freizeit, die „durch Kinder und das Pfarrerdasein“ in den letzten Jahren zu kurz kam, fährt Pfarrer Schmitz gerne Kanu und kocht von „gut bürgerlich bis italienisch“.

Mitte Juli wurde Pfarrer Wolfgang Schmitz in der Schweinsdorfer Kirche durch Dekan Hans-Gerhard Gross in sein neues Amt eingeführt. Pfarrer Karl-Heinz Gisbertz, die stellvertretende Dekanin Andrea Rößler, Bürgermeister Rudolf Glas, Seniorin Barbara Müller sowie die Vertrauensleute des Kirchenvorstandes, Ursula Ilgenfritz und Fritz Langenbuch, und andere geladene Gäste begrüßten den neuen Geistlichen in einer feierlichen Stunde. Bis Ende Juli hoffen die vier Schmitzens ihr neues Heim fertig eingerichtet zu haben. Das Pfarrhaus bietet eine Wohnfläche von 120 Quadratmetern, inklusive 20 Quadratmeter Büroräume und liegt direkt neben der Kirche. clk

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