Bei Wanderungen auf der Frankenhöhe auf den Spuren Ludwig Doerflers wandeln
SCHILLINGSFÜRST –Ludwig Doerfler ist einer der berühmtesten Söhne der Schloss-Stadt. Seine Werke, in denen er seiner Heimat ein ehrendes Denkmal setzte, bewegen die Menschen in Schillingsfürst und Umgebung noch heute. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn von April bis Oktober bietet das Ludwig-Doerfler-Museum einmal pro Monat Wanderungen auf der Frankenhöhe in Verbindung mit Bildern des Heimatmalers an.

Die Teilnehmer der Wanderung bei ihrer Rast im alten Bockenfelder Bahnhof. Fotos: privat/Scheuenstuhl
Herz und Seele dieser Veranstaltungsreihe ist Alexandra Raidel. Als Mitarbeiterin des Museums hat sie per se einen besonderen Bezug zu dessen Namenspatron. Als die Naturliebhaberin mal wieder auf einer ihrer regelmäßigen Wanderungen die Schönheit der Frankenhöhe bewunderte, dachte sie bei sich: „So ist Ludwig Doerfler bestimmt auch durch die Gegend gelaufen und hat gemalt“. Auf diese Weise entstand die Idee, sich wortwörtlich auf die Spuren des Malers und seiner Werke zu begeben.
Hai Yan Waldmann-Wang, Leiterin des Ludwig-Doerfler-Museums, war von Anfang an begeistert von diesem Vorhaben. Und so kommt nun mittlerweile im 5. Jahr Monat für Monat eine Gruppe an wanderfreudigen Kunstinteressierten zusammen, um Neues über den Heimatmaler zu erfahren und die ungezwungene Atmosphäre im Kreise Gleichgesinnter zu genießen.
Alexandra Raidel achtet genau darauf, den Teilnehmern immer wieder andere Impulse zu geben. So wurde noch nie eine Wanderung zweimal gemacht. Zudem überlegt sie sich für jedes Jahr ein eigenes Motto. Meist kommen ihr die Ideen dafür im Schlaf, erzählt sie. Dann muss sie sofort aufstehen und sie aufschreiben, damit sie sie nicht vergisst.
Nachdem man sich im vergangenen Jahr den Mühlen widmete, drehten sich heuer die Wanderungen um die Weggefährten Ludwig Doerflers, wie etwa Ulrich Modersohn. Dabei werden unter anderem auch die Gemälde verglichen und auf Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede hingewiesen. Man darf sich die Wanderungen aber nicht wie eine trockene Unterrichtsstunde unter freiem Himmel vorstellen. Allein mit ihrer Begeisterung für Kunst und Natur lässt Alexandra Raidel das Wirken des Heimatmalers vor dem inneren Auge der Teilnehmer lebendig werden. Sie beweist ein erstaunlich fundiertes Wissen. Dabei ist die 48-Jährige nicht etwa eine studierte Kunsthistorikerin.
Vielmehr sei sie an sich einfach ein sehr neugieriger Mensch und habe sich schon immer für Kunst und Geschichte interessiert, erklärt sie. In den 20 Jahren, in denen sie bereits für das Doerfler-Museum tätig ist entwickelte sie einen gewissen Bezug zu dem Heimatmaler. Zudem bekam sie von Hai Yan Waldmann-Wang einige seiner Bilder erklärt. Weitere Informationen hat sie dann in Büchern und im Internet gefunden.

Ein Schild an der alten Bahnlinie zwischen Oestheim und Schillingsfürst weist auf den Heimatmaler hin.
Zwei Stunden unterwegs
Für die etwa zweistündige Wanderung sucht Alexandra Raidel Wege aus, die jeder bewältigen kann. Um dabei auf Nummer sicher zu gehen, läuft sie die Strecke zweimal ab – einmal in die eine und dann in die andere Richtung. Die schönste wählt sie schließlich aus. Gestartet wird in der Regel immer am ersten Donnerstag im Monat um 14 Uhr am Doerfler-Museum, wo man auch wieder ankommt. Einmal in der Saison findet außerdem eine Auswärtswanderung statt. Im vergangenen Jahr führte diese zur Leinbachmühle bei Jochsberg.
Der 1992 verstorbene Maler war dort ein gern und häufig gesehener Gast. Ihn zog es vor allem dorthin, wenn ihn die Lust auf eine Schlachtschüssel überkam. Natürlich hielt er die Mühle auch auf der Leinwand fest – und zwar gleich mehrfach. Nach einem neckischen Wortgefecht mit der Wirtin bezüglich der ungeputzten Fenster des Anwesens verewigte Ludwig Doerfler sie auf schelmische Weise – nämlich als Gans.
Alexandra Raidel kann sich noch gut an ihre allererste Doerfler-Wanderung erinnern. Mit einem leeren Bilderrahmen ausgestattet, ließ sie die Teilnehmer selbst die malerischen Motive der Frankenhöhe einfangen – ganz wie einst Ludwig Doerfler es getan hat. „Ich war so nervös“, erzählt sie. Erst nach etwa vier Wanderungen legte sich diese Aufregung.
Austausch untereinander
Mittlerweile sind sie ihr sehr ans Herz gewachsen. Vor allem weil weit mehr als nur Bewegung an der frischen Luft dahinter steckt. Die Geselligkeit und der Austausch untereinander spielen eine ebenso große Rolle. In der Kaffeepause und beim Vesper (hierfür wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben) entwickeln sich interessante und bereichernde Gespräche auch zwischen Teilnehmern, die sich vorher nicht kannten.
Einige Teilnehmer haben zudem ganz besondere Anekdoten über den Heimatmaler parat und warten mit überraschenden Informationen auf. So führte einst eine Wanderung an Sonnenblumen vorbei. Alexandra Raidel wies bei dieser Gelegenheit auf das Bild Doerflers hin, das zwei Sonnenblumen und eine unbekannte Frau zeigt. Da meldete sich ein Teilnehmer zu Wort und erklärte: „Die Frau ist gar nicht unbekannt, das ist meine Tante.“ In diesen Fällen greift Alexandra Raidel schnell zum Stift und schreibt sich die neuen Erkenntnisse sofort auf.
Von Anfang an sei das Angebot sehr gut angenommen worden. Ein fester Kreis von 10 bis 15 Teilnehmern ist immer bei den Wanderungen dabei. Es kann aber jeder hinzukommen, der möchte. Eine Anmeldung ist kein Muss. Gestartet werde übrigens bei jedem Wetter, betont Alexandra Raidel. Gegebenenfalls passt sie die Strecke an die Witterung an.
Spannung hochhalten
Doch wo es genau hingeht, wissen die Teilnehmer im Vorfeld nicht (es sei denn jemand äußert Bedenken, ob er den ganzen Weg auch schafft). Für die Ankündigung der jeweiligen Wanderung überlegt sich Alexandra Raidel immer einen geheimnisvollen Text, der die Spannung hochhält und auf die Veranstaltung Lust macht. Auch bei der Verpflegung lässt sich die 48-Jährige etwas Besonderes einfallen. Sie soll sich entweder an Doerflers Geschmack anlehnen oder einen thematischen Bezug haben. Beim Besuch des Brunnenhausmuseums beispielsweise zauberte Alexandra Raidel deshalb „Keltenkringel“ aus salzigem Honigteig.
Am morgigen Donnerstag findet ab 14 Uhr (Treffpunkt: Doerfler-Museum) die nächste Wanderung statt. Danach besteht noch am Donnerstag, 6. September, (selbe Zeit, selber Ort) die Möglichkeit, auf Doerflers Spuren zu wandeln. Und darüber hinaus gibt es am Dienstag, 2. Oktober, noch eine Abschlusswanderung. mes
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