Der Modellflug-Club Rothenburg feierte sein 20. Elektroflieger-Treffen
ROTHENBURG – Der Luftraum über der Tauberstadt war am vergangenen Wochenende wieder fest in der Hand des Modellflug-Clubs Rothenburg. Bereits zum 20. Mal trafen sich zahlreiche Kapitäne der Lüfte aus nah und fern „Im Kreuzfeld“, um beim Elektrofliegertreffen ihre selbstgebauten Modellflugzeuge in den Himmel steigen zu lassen.

Wilfried Theuerlein vom Modellflug-Club Rothenburg macht seine Dornier 128 bereit, in den Himmel aufzusteigen.
Ausgehend von den Anfängen als Entwicklertreffen ist die Veranstaltung heute vor allem ein geselliges Beisammensein für die „Elektroflieger-Familie“. Über die Jahre hat sich ein fester Kreis an Piloten und Stammbesuchern aufgebaut, die an den beiden Tagen die ungezwungene Stimmung bei Musik sowie Speis und Trank genießen. Für die Jubiläumsausgabe wurde außerdem eine Tombola auf die Beine gestellt.
Das hiesige Treffen ist auch bei Modellfliegern im Ausland wie etwa Italien, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden beliebt, erklärt Ralf Hofmann, zweiter Vorsitzender des Rothenburger Vereins. Die beiden Tage ganz im Zeichen des Elektrofliegens sollen auch zeigen, dass mit dieser Antriebsform „alles möglich ist“, so der zweite Vorsitzende – und sogar mehr Leistung erbracht werden kann als mit einem Verbrennungsmotor.
Selbst wer kein ausgewiesener Elektroflieger-Experte ist, hat seine Freude daran, wie die ganz unterschiedlichen Maschinen über das Flugfeld hinwegdüsen und die Piloten bei Start und Landung Fingerspitzengefühl beweisen müssen. Enige vollführen mit ihren Fliegern wahre Kunststücke. Und anderen genügt es, einfach hin und her zu fliegen, um zu zeigen wie schnell ihr Modell ist und wie es sich bei den Wetterbedingungen verhält.
Gegen Wolken abzeichnen
Am Samstag gab es aus Pilotensicht diesbezüglich wenig zu klagen. Und auch die Zuschauer profitierten davon, denn dank der Wolken zeichneten sich die Maschinen hoch in der Luft deutlicher vom Himmel ab.
Beim Gang entlang der aufgereihten Parade an Modell-Elektrofliegern schnappt man auch die eine oder andere Fachsimpelei der stolzen Besitzer und Bastler der Miniatur-Modelle auf. Und zum mittlerweile 12. Mal erklärt Rudi Pichler, das wandelnde Lexikon, am Mikrophon den Besuchern alles Wissenswerte zu dem Flieger, der sich gerade in der Luft befindet.
Eine technische Innovation suchte man jedoch vergeblich. Der komplett im 3D-Drucker entstandene Flieger von Wolfgang Halbritter hatte ein abgebrochenes Spornrad und war somit nicht flugfähig. 200 Stunden sind nötig, um die Einzelteile des Doppeldeckers zu drucken. Da sie aus Maisstärke bestehen ist der Flieger, nachdem er hoffentlich viele Flugstunden hinter sich hat, vollständig kompostierbar. Doch Wolfgang Halbritter kam dennoch nicht mit leeren Händen zum Treffen. Er hatte zumindest seinen Hubschrauber mit dabei.
Mit einem etwas größeren Modell reiste Klaus Seidel aus Geisenhausen an. Er zeigte dem Publikum in Rothenburg, was seine zweieinhalb Jahre alte DeHavilland „Tiger Moth“ DH82 alles kann. Auf einem Flugplatz hatte er einst das Original erspäht. Da es seiner Ansicht nach mal wieder Zeit war, sich dem Bau eines Doppeldeckers zu widmen, machte er sich kurzerhand daran, das als Schulungsflugzeug konzipierte Modell aus Basalholz nachzubauen.
Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Mit einer Spannweite von 2,80 Meter und einem Gewicht von 10,5 Kilogramm ist seine „Tiger Moth“ eines der größeren Exemplare vor Ort. Einzig der Miniatur-Pilot fehlt noch, um das Bild perfekt zu machen.
Ausstattung mit Soundmodulen
Aber nicht nur auf die Optik wird Wert gelegt. Das Elektrofliegen ist im Vergleich zu den großen Maschinen in der Regel eine recht geräuscharme Angelegenheit. Manche Piloten rüsten ihre Flieger deshalb mit Soundmodulen aus, um noch etwas näher an das Original heranzukommen. Bei Antikmodellen, deren Vorbilder etwa im Ersten oder Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen, kann dies durchaus auch durch imitierte Maschingengewehr-Salven erweitert werden.
Oder man macht es wie Robert Walter vom hiesigen Modellflug-Club. Für seinen Flieger, den er liebevoll der „olle Blériot“ nennt, hat er sich etwas ganz besonderes ausgedacht: Auf Knopfdruck ertönt die Titelmelodie des Films „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“. Bei schönem Wetter kommen die Elektroflieger-Camper in den Genuss dieses Stücks – wenn Robert Walter am Sonntagmorgen um 7 Uhr seinen Weckflug über dem Areal macht.
„Jetzt habe ich richtig Blut geleckt“, sagt Timo Preuß vom MFC Noris Nürnberg nachdem er vom Flugfeld zurückgekehrt ist. Es war erst der 3. Flug mit seiner DeHavilland DHC-2T „Turbo Beaver“ und der nächste ließ angesichts dieser Begeisterung sicherlich auch nicht lange auf sich warten. Die Firma „Black Horse“ bringt die einst als Buschflugzeug in vielen Ländern beliebte Maschine als Modell heraus. Timo Preuß’ Exemplar ist eine Besonderheit, weil „Turbo Beaver“ mit Rädern anstatt Schwimmern eher die Ausnahme sind.
Zudem hat er seinen Flieger extra mit einer Beleuchtung ausgestattet, wofür er einen separaten Akku einbauen musste. Er weist eine Spannweite von 2,25 Meter und ein Gewicht von vier Kilogramm auf. Mit seiner Leidenschaft für die Modellfliegerei hat Timo Preuß auch seine Partnerin angesteckt. Schon nach zehn Minuten im Flugsimulator habe sie besser landen können als er, erzählt er. Natürlich lässt auch sie in Rothenburg einen Flieger in den Himmel steigen.
Sie ist aber nicht die einzige, die Timo Preuß aus dem Nürnberger Raum mitgebracht hat. Auch sein Vereins-kollege Michael ist mit dabei. Etwas über einen Monat habe er an dem Bausatz für den Aero L-39 Albatros gesessen, erzählt er. Dahinter verbirgt sich ein tschechischer Jet, der einst im Ostblock zur Pilotenausbildung verwendet wurde. „Mir hat er schlicht und ergreifend gefallen, gibt er als Antwort auf die Frage, warum er sich gerade dieses Modell ausgesucht habe.
In die Entscheidung mit hinein spielte wohl auch, dass es zwar ein Jet ist, er aber nicht für den kriegerischen Einsatz genutzt wurde. So hat Michaels „Albatros“ auch eine zivile Lackierung. Das Modell ist 1,86 Meter lang, hat eine Spannweite von 1,45 Meter und wiegt etwas über sechs Kilogramm – und bringt es auf eine Geschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde. mes
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