Einander besser kennenlernen

Achtklässler werden beim Inklusionstag in der Mittelschule für das Thema Behinderung sensibilisiert

ROTHENBURG – „Der ist ja behindert“, so betiteln sich Jugendliche manchmal gegenseitig und wollen sich damit negativ über andere ausdrücken, ohne zu bedenken, was sie da eigentlich sagen. Was eine Behinderung für einen Menschen tatsächlich bedeutet, konnten die 8. Klassen aller Rothenburger Schulen beim Inklusionstag an der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule kennenlernen.

Auf der Tartanbahn wird sich ein heißes Rennen mit einem Dreirad und einem Fahrrad mit Handbedienung geliefert. Fotos: privat

Jedes Jahr im Juli gestalten der Inklusionsbeirat und Irmgard Fischer vom Bereich Gemeinwesen und Soziales der Stadt Rothenburg gemeinsam einen Vormittag zu diesem Thema. Ziel dieser Veranstaltung ist es, die  Schüler über Behinderung zu informieren, sie zu sensibilisieren und ihnen aufzuzeigen, wie Betroffene  damit umgehen. Der große Wunsch behinderter  Menschen ist es, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden und am öffentlichen Leben teilzuhaben, also Inklusion zu leben.

Die Aktion Mensch beschreibt den Begriff Inklusion so: Jeder Mensch erhält die Möglichkeit, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen – und zwar von Anfang an und unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter. Diesem Ziel will die Rothenburger Inklusionsgruppe durch die verschiedenen Aktivitäten etwas näher kommen.
In der Sporthalle zeigten Mitglieder des Inklusionsbeirates wie man mit dem Rollstuhl richtig umgehen kann. Die Schüler merkten schnell, dass es schon bei gesunden Menschen eine gewisse Fertigkeit und Anstrengung erfordert, vor allem wenn man mit dem Rollstuhl Boccia oder Basketball spielen will.

Schüler legt Alters-Simulationsanzug an.

Draußen auf dem Sportgelände konnten die Schüler beim Verein „Mein zweites Leben“ ein Fahrrad mit Handbedienung, Dreirad und Elektro-Scooter  selbst ausprobieren. Es wurde sogar eine Rallye veranstaltet.  Die Blinden- und Sehbehinderten- Gruppe Rothenburg  legte den Schülern  schwarze Stoffbrillen an, so dass diese nur mit ihrem Tastsinn beim Mensch-Ärgere-dich-nicht-Spiel, beim Wasser einschenken und anderen Tätigkeiten zurechtkommen mussten. Auch ein Blindenstock wurde eingesetzt.

Wie es möglich ist zu kommunizieren, auch wenn das Gehör ausfällt, zeigte Harald Büchel anhand der Gebärdensprache. Die Schüler lernten den eigenen Namen zu buchstabieren.  Vertreter der Wegwarte und des Seniorenbeirates zeigten durch Anlegen eines Alters-Simulationsanzuges mit welchen Schwierigkeiten alte Menschen im täglichen Leben zu kämpfen haben und wie schwer einfache Tätigkeiten fallen. Über die ehrenamtliche Arbeit der Wegwarte wurde berichtet und wie wichtig es ist, dass sich jüngere Menschen um Senioren kümmern.
Pfarrerin Barbara Müller erzählte von ihrer Tätigkeit als Notfallseelsorgerin und von der Hemmschwelle, auf andere Menschen, die gerade einen Schicksalsschlag erlebt haben, zuzugehen und mit ihnen zu sprechen. Anhand von Beispielen gab sie wertvolle Tipps und Ratschläge.
Einige Achtklässler hatten in der Werkstatt der Diakonie die Gelegenheit, mit einigen Bewohnern im Rahmen des Projektes Klangwerkstatt zu musizieren und Kontakte zu knüpfen. In der Textilwerkstatt lernten sie hochwertige Arbeitsplätze kennen und sie durften sie am Laser ein Glas mit dem eigenen Namen gravieren.
Alles in allem war es für die Schüler ein interessanter Tag, der hoffentlich noch nachwirkt. Die Rückmeldungen machen Hoffnung. if

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