Kontrollierter Handel

Nachhaltiger Konsum wird immer wichtiger

ROTHENBURG – Rothenburg möchte „Fairtrade-Stadt“ werden. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat im Herbst letzten Jahres gefasst. Um dieses Prädikat zu erhalten, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Die ersten Schritte sind gemacht.

Oberbürgermeister Walter Hartl (4.v.re) mit der Unterstützergruppe. Foto: Schäfer

Es hat sich eine Unterstützergruppe um Klaus Zerkowski gebildet, in der Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft vertreten sind. Diese Freiwilligen haben bei Floristen, Cafés, Restaurants, Schulen, Vereinen und Kirchen um Unterstützung geworben. Mit Erfolg von Anfang an. Zehn Geschäfte, vier Gastronomiebetriebe, sechs Vereine, fünf Schulen und drei Kirchengemeinden haben sich auf Anhieb bereiterklärt, wenigstens zwei Fair-Trade-Produkte zu verwenden. Die Kampagne soll ausgebaut werden.

Die Mindestzahl an nachzuweisenden Unterstützern orientiert sich an der Einwohnerzahl. Die Kriterien sind bereits soweit erfüllt, dass Oberbürgermeister Walter Hartl die Bewerbungsunterlagen um die Auszeichnung als „Fair-Trade-Stadt“ einreichen kann. Die Auszeichnung gilt zunächst für zwei Jahre.

Beim fairen Handel geht es nicht nur um den Warenhandel, sondern es geht auch darum, auf politischer Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Die Gruppe ist sich bewusst, dass der faire Handel nicht die Lösung für die Probleme dieser Welt ist, aber er biete benachteiligten Produzenten eine Möglichkeit, ihre Produkte unter fairen Bedingungen zu vermarkten. Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen wollen mit ihrer Arbeit mindestens so viel verdienen, dass sie davon leben können. Armut durch Ausbeutung, Hunger und Perspektivlosigkeit sind Gründe, weshalb Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben aus der Heimat fliehen, neben Krieg, Konflikten, Gewalt und Katastrophen.

Wenn ein Bauer trotz harter körperlicher Arbeit seine Familie nicht ernähren könne, dann liege das zum Teil auch an ungerechten Welthandelsstrukturen. Im fairen Handel seien die Strukturen anders, betont der Kreis von Unterstützern. Die Produkte würden zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert. Im Mittelpunkt stünden die Produzenten. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern ist das Ziel des fairen Handels. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel oder Siegeln einzelner Handels-Organisationen gibt es inzwischen auch im Supermarkt und beim Discounter. Dies ist auch ein Verdienst der Handelsbewegung „Fairtrade“. Die Produktpalette ist vielfältig: neben Kaffee, Tee, Säften, Bananen, Reis, Zucker, Schokoladen und vielen anderen Süßigkeiten sind auch Blumen, Textilien aus Baumwolle und Seide, Porzellan, Gläser, Musikinstrumente Schmuck und viele andere kunsthandwerkliche Waren erhältlich.

Über dreitausend verschiedene Produkte tragen in Deutschland das grün-blaue Siegel. Produkte, die ohne Zwangs- und Kinderarbeit entstanden sind und für die die Hersteller fair entlohnt werden, wie betont wird. Die Idee des fairen Handels hat in den USA und in Deutschland einen kirchlichen Ursprung. 1970 demonstrierten kirchliche Jugendverbände mit Hungermärschen gegen die damalige Entwicklungspolitik. Aus diesem Protest entwickelte sich die „Aktion Dritte Welt Handel“ und auch die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft der Dritte-Welt-Läden.

Schon seit 26 Jahren vertreibt der Rothenburger Weltladen in der Klostergasse Produkte aus fairem Handel. Lebensmittel werden bei den großen traditionellen Fair-Handelsgenossenschaften GEPA, EL Puente und dwp bezogen, die in den Anfängen des fairen Handels vor zirka 40 Jahren entstanden sind. Die Produkte bestehen aus nahezu 100 Prozent fair gehandelten Zutaten. Damit überschreiten sie bei weitem Kriterien, die das Fairtrade-Siegel vorschreibt. Kunstgewerbe-Artikel stammen von kleinen Handwerker-Kooperativen aus Ländern des globalen Südens. sis

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