Sein Ding machen

Hohe Auszeichnung für Autohaus-Manager Norbert Nölscher

ROTHENBURG LAND – Dieselkrise, Kartellverdacht und die Androhung von Zöllen auf Autoimporte aus Europa durch US-Präsident Donald Trump sorgen für Sand im Getriebe bei der deutschen Autoindustrie. Die Autohändler in der Region sind für diese Inhalte nicht verantwortlich, aber sie bekommen zu spüren, dass die Öffentlichkeit empfindlicher geworden ist.

Alexander Schuhmacher, Roswitha Rommel, Norbert Nölscher, Martin Sander. Foto: au

Audi-Vorstandschef Rupert Stadler, der auch dem VW-Konzernvorstand angehört, sitzt wegen des Verdachts auf Betrug und Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft. Er will von den Manipulationen der Audi-Motoren, die auch in vielen Volkswagen- und Porsche-Modellen verbaut wurden, angeblich lange nichts gewusst haben.

Solche Nachrichten können Norbert Nölscher nicht gefallen. Der Inhaber des gleichnamigen Markenbetriebes in Lohr ist seit über dreißig Jahren in der Autobranche tätig als Nachfolger seines Vaters und macht weiter ruhig und besonnen sein Geschäft. Den Kunden versucht er zu zurecht vermitteln, dass viele Probleme mit modernen Dieselmotoren gelöst werden könnten.
Dinge hinterfragen 
„Die Verunsicherung ist da“, sagt er, „der Kunde weiß nicht, was er tun soll.“ Nölscher favorisiert weiter den Dieselmotor mit der Euro-6-Norm, denn dieser ist bisher noch davor gefeit, aus Innenstadt-Abschnitten in Metropolen wie Stuttgart, München, Frankfurt, Essen oder Berlin ausgesperrt zu werden. Zum Teil auch nur zeitlich begrenzt, wenn die Grenzwerte des schädlichen Stickoxid überschritten werden. Langfristig, so die Prognose der Deutschen Umwelthilfe (DUH) drohe aber selbst nagelneuen Diesel- und Benzinmotoren ein Fahrverbot, etwa bei Feinstaub-Alarm.
„Wie oft fahren wir in diese Städte“ stellt Norbert Nölscher die Frage. Und: „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Fahrverbot betroffen zu sein?“ Die Bedeutung des Autos in Deutschland ist weiterhin sehr groß. Es liegt auf Platz zwei und nur knapp hinter Haus beziehungsweise Wohnung. Bei den Jüngeren belegt das Auto sogar Platz eins auf der Liste der persönlichen Statussymbole. Für die Elektromobilität als Alternative fehle noch die Infrastruktur, sagt Norbert Nölscher, „und diese wird auch in den nächsten drei bis vier Jahren nicht gegeben sein“.
In der Diskussion werde „viel aufgebauscht“,, meint er, „vor allem von den Medien“. Die Abgas-Affäre sei „ein rein deutsches Thema“. Sie wurzelt beim VW-Konzern, zu dem auch Audi gehört. In den USA dürfen vom Abgashandel betroffene Dieselwagen umgerüstet werden. Dadurch kann viel Geld gespart werden. In China ist Audi Marktführer in der Oberklasse. Bei den Franzosen und Italienern wüte kein Diesel-Sturm, erläutert Norbert Nölscher. Die Autofahrer in den Nachbarländern reiben sich die Hände über günstige Diesel-Gebrauchtwagen, die jetzt so billig sind wie nie. „Die Deutschen machen ihre eigene Wirtschaft kaputt, denn jeder fünfte Arbeitsplatz hängt im weitesten Sinn vom Auto ab“, sagt Norbert Nölscher. „Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen“. Sein Appell: „Die Deutschen müssen zusammenhalten, um die Sache wieder auf die Reihe zu bekommen.“ Ähnlich wie bei der Nationalmannschaft. „Solange sie gut spielt, sind wir alle dabei. Bei Niederlagen machen wir Jogi Löw dafür verantwortlich“.
Milde gestimmt 
Beim Diesel sei es nicht anders: „Es gibt Phasen, da wird er hochgelobt und dann ist er wieder verpönt“.   Was das menschliche Fehlverhalten des Audi-Chefs anbelangt, der vom Aufsichtsrat beurlaubt und von Bram Schot als Übergangschef abgelöst wurde,  wird der Lohrer Unternehmer biblisch: „Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein“. Auch der Fall Uli Hoeneß habe Schwächen offenbart: „Aber den Stab über ihn brechen sollte man nicht“. Norbert Nölscher ist gerade besonders milde gestimmt. Vor vier Wochen wurde er Vater einer kleinen Tochter und seine Freude ist ihm anzumerken. Auf das private Ereignis folgte eine berufliche Auszeichnung von besonderem Rang. Im spanischen Bilbao wurde  Norbert Nölscher im feierlichen Rahmen als „Audi-Manager des Jahres“ gewürdigt – zum dritten Mal nach den Jahren 2007 und 2008.  Beim fußballerischen Vergleich könnte man den Wettbewerb zu einer „Deutschen Meisterschaft“ einordnen, meint er.
Das Autohaus Nölscher gehört zu den zwanzig bestgeführten Audi-Betrieben in Deutschland, gemessen an Marktausschöpfung, Ertrag, Stückzahlen und Kundenzufriedenheit.  Eine bemerkenswerte Leistung in schwierigen Zeiten der Autobranche.   Der Un­ternehmer ist stolz auf sein gesamtes Team, das wesentlich zum Erfolg beigetragen hat. 45 Mitarbeiter beschäftigt das Autohaus Nölscher im kleinen Insinger Ortsteil Lohr und erzielte einen Umsatz von rund 37 Millionen Euro. Der Markenbetrieb verkauft pro Jahr etwa 1000 Neu- und Gebrauchtfahrzeuge und ist an mehreren Sportwagenvermietungen größeren Stils beteiligt.
Nölscher gehört bei Audi zu den „Stand-Alone-Betrieben“, während das Gros der Häuser in einen „Kettenbetrieb“ eingebunden sei. Zur erfolg­reichen Unternehmensstrategie trägt bei, dass Nölscher zu den größten Auto-Sporthändlern in Deutschland gehört für ein Kunden-Klientel, das beim Fahren zwischendurch mal etwas „Action“ braucht. Die schnellen Fahrzeuge sind hochpreisig und damit Margen-interessant im Verkaufsgeschäft. Das Familienunternehmen mitten auf dem flachen hat als Vertragshändler für Audi und VW eine starke Position gegenüber dem Hersteller und genießt bei den Kunden hohes Vertrauen durch seine lange Tradition. In der Gemeinde Insingen ist Nölscher der wichtigste Arbeitgeber und gilt als zuverlässiger Steuerzahler.
Gut gerüstet
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hat das Unternehmen immer wieder seine Abläufe und Anforderungen neuen Gegebenheiten angepasst durch entsprechende Investitionen. Sichtbar an der neuen Halle und dem erweiterten Betriebsgelände. In den letzten eineinhalb Jahren standen notwendige Umbauarbeiten an, die in den sechsstelligen Bereich gingen. Ein Aufhören des Strebens wäre ein Rückschritt. Norbert Nölscher hat neue Ziele im Blick: „Wir wollen uns weiter in der Autobranche ausbreiten – vorrangig im Investorenbereich.“ Sein Betrieb ist schon an anderen Autohäusern beteiligt und will diesen eingeschlagenen Kurs fortsetzen, um weiter wachsen zu können. Außerdem will er Tempo bei der Umsetzung der Digitalisierung machen.
Mitarbeiter Fernando Castelo Perez, zuständig für den Sportwagenbereich, durfte den „Chef“ zu der Manager-Auszeichnung nach Bilbao begleiten. Die Metropole im Baskenland ist von Frankfurt aus mit dem Flugzeug in weniger als zwei Stunden zu erreichen und hat sich in den letzten Jahrzehnten zur quirligen und schönen Stadt entwickelt. Viel Geld wurde in Infrastrukturmaßnahmen wie modern U-Bahn und neue Brücken. investiert. Auch aus EU-Mitteln. Namhafte Architekten und Designer waren am Werk.

Der Bilbao-Effekt: Blick vom Hotel auf die Stadtsilhouette mit Türmen, Brücken und dem spektakulären Guggenheim-Museum. Foto: fcp

Publikumsmagnet für die ganze Region ist das Guggenheim-Museum, das der kanadische Stararchitekt Frank O. Gehry entworfen hat. Das einem Oval ähnliche Gebäude im dekonstruktivistischen Baustil steht am Ufer der Flussmündung des Ria del Nervión. Bilbao hatte viele Jahrhunderte einen florierenden Seehafen mit ehemals Exklusiv-Rechten für den Handel nach Amerika.

Das Festessen für den großen Gala­abend bereitete ein Sternekoch zu. Es gab regionale Spezialitäten aus Fisch und Meeresfrüchten, aus Viehzucht und Gemüseanbau in unterschiedlicher Machart. Die Führungsriege der Audi-Vertriebsorganisation, Roswitha Rommel, Martin Sander und Alexander Schuhmacher nahmen die Preisverleihung vor und überreichten die glänzende Trophäe: einen geschliffenen Glasstein mit integriertem Modellauto. Zum Wochenend-Programm gehörte auch eine Stadtführung und eine Bootsfahrt auf dem Wasser mit aufgeblähten Segeln. Ein besonderer Rahmen zur Würdigung außergewöhnlicher Verdienste. sis

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