Ein Kreuz mit dem Kreuz

Die CSU-Fraktion möchte, dass im Sitzungssaal des Rathauses das christliche Symbol hängt

ROTHENBURG – Mit dem Hinweis auf die Aussage von Ministerpräsident Markus Söder, das Kreuz gehöre zu den Grundfesten des Staates, kündigte die CSU-Fraktion am Donnerstagabend an, ein Kreuz für den Sitzungssaal des Rathauses beantragen zu wollen. Und trat damit eine lebhafte Diskussion los.

Kreuz 1 im Rathaus: großes Holzkreuz im Kaisersaal (links) – Kreuz Nummer 2 im Rathaus: in der Darstellung des Jüngsten Gerichts im Kaisersaal (rechts). Fotos: Weber

Muslime verachteten Christen nicht selten dafür, dass sie keine Stellung beziehen, gab Dr. Wolfgang Scheurer als Fraktionsvorsitzender der Union zu verstehen. Es brauche ein festes Fundament. Symbole wie das Kreuz „halten wir für prägend“. Nicht von ungefähr gebe es auch im Amtseid die Formel „So wahr mir Gott helfe“.

Er halte nichts von Symbolpolitik, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl mit Blick auf die Äußerung des Ministerpräsidenten. In Rothenburg als Ort der Vielfalt würden im übrigen die christlichen Werte gelebt, unabhängig davon, ob ein Kreuz im Sitzungssaal hänge oder nicht. Schon bisher werde im Stadt­rat nach christlichen Grundsätzen gehandelt. Dazu brauche man kein Kreuz im Sitzungssaal, stellte Dr. Günther Strobl als Fraktionsvorsitzender der SPD klar.

Ausschlusskriterium?

Sein Fraktionskollege Bernhard Benz versuchte den Beitrag der Union mit Humor zu nehmen. Man brauche das Kreuz im Sitzungssaal zwar nicht, müsse aber befürchten, dass Rothenburg aus der Metropolregion ausgeschlossen werde, wenn es dort nicht aufgehängt werde.

Als Fraktionssprecher der Bündnisgrünen bescheinigte Dieter Seiferlein dem erst vor kurzem ins Amt gekommenen Ministerpräsidenten zu jung und unerfahren zu sein.

Er halte nichts davon, ständig auf Friede, Freude, Eierkuchen zu machen, wo es doch auch im Ort der Vielfalt Probleme bis hin zu Straftaten bei Menschen aus den unterschiedlichen Nationen gebe, speziell auch bei Asylbewerbern, unterstrich Peter Wack (CSU). Das müsse man doch noch beim Namen nennen dürfen.

Auseinandersetzungen gebe es auch innerhalb der Nationen, auch unter Deutschen, relativierte der Oberbürgermeister. Für ihn in seinem Verständnis als Christ sei im übrigen das Kreuz mehr als ein Zeichen bayerischer Identität.

Dialog wichtig

Sie sei stolz auf ihren christlichen Glauben. Aber die Integration könne nur im Dialog gelingen, sagte Jutta Striffler von der FRV. Sie habe nichts gegen das Kreuz, gehe aber davon aus, dass man im Sitzungssaal auch weiter ohne dieses Symbol auskomme, das nun zum Trend zu verkommen drohe.

Man müsse christliche Werte leben und nicht nur das Kreuz als Symbol vor sich hertragen, gab Stefan Stiegele (Bündnisgrüne) zu verstehen. Die Diskussion sei Wasser auf die Mühlen der Fundamentalisten. Religionen hätten nicht nur eine rühmliche Seite. Meist hätten sie aber friedlichen Charakter. Hassprediger gebe es bei uns und bei den Muslimen.

Selbst hohe Kirchenvertreter stünden kritisch zur Äußerung Söders, gab Susanne Landgraf (UR) zu bedenken. Fundament des Staates sei das Grundgesetz. Das biete eine gute Basis, betonte Rechtsdirektor Michael Sommerkorn.

Für humanistisch-abendländische Tradition und Haltung steht das Kreuz nach dem Verständnis von Dieter Schulz (CSU): „In meiner Schule hängt es in den Klasszimmern“. Das Symbol stehe auch für eine Gesellschaft, die einen Konsens hat. Freilich bezweifle er, ob ein unter Zwang aufgehängtes Kreuz der richtige Weg sei. Besser sei es, den hiermit verbundenen Geist zu leben und die Tradition zu pflegen, was in den unteren Klassen mit dem Schulgebet gern getan werde.

Missbrauch

Hier gehe es um Wahlkampf und das Kreuz werde dazu missbraucht, unterstrich der Oberbürgermeister. Der Rechtsdirektor solle die viele Jahre zurückliegende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Kreuz in öffentlichen Gebäuden heraussuchen. Für den Fall, dass die CSU ihren Antrag wirklich wahrmache, sei es gut, wenn man die Rechtslage zur Hand habe, riet Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV).

Im Rathaus gebe es im übrigen ein Kreuz, und zwar ein großes. Es hänge im Kaisersaal, sagte Stefan Reihs (SPD). Warum das Thema Kreuz jetzt plötzlich so wichtig sei, könne sie nicht verstehen. betonte Jutta Striffler. Das erschließe sich ihm auch nicht, meinte der Oberbürgermeister abschließend.

Mit Spannung wird erwartet, ob die CSU-Fraktion nun nach dieser Diskussion bei ihrer Ankündigung bleibt und den Antrag auf das Kreuz im Sitzungssaal einreicht. -ww-

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