Persönlicher Austausch

Netzwerken: sich gegenseitig informieren und absprechen

ROTHENBURG – Zum „Runden Tisch“ der Gastronomen hatten die Leiter der Gastronomieabteilung des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Rothenburg-Dinkelsbühl, Maria Middendorf und Andreas Bonk eingeladen, um mit dem Ausbildern in den Dialog zu treten.

Schule und Wirtschaft im Dialog fördert das berufliche Praxiswissen. Foto: Schwandt

Derzeit werden etwa 170 Hotel- und Restaurantfachkräfte sowie Köche unterrichtet – unter ihnen ein Drittel Migranten aus der EU und international. Dies stellt für die Lehrkräfte und die Ausbilder eine Herausforderung dar, da die Ausbildungsinhalte oft auf einem sehr einfachen sprachlichen Niveau vermittelt werden müssen. Das Kultusministerium hat inzwischen reagiert und den Deutschlehrplan mit berufssprachlichen Elementen ergänzt, so dass hier der fachtheoretische und fachpraktische Unterricht sprachlich wesentliche Unterstützung erfährt.

Im Gastronomiebereich wird der Lehrplan aus dem Jahr 1998 ebenfalls abgelöst. Das neue Curriculum ist fertig und liegt derzeit der Gewerkschaft zur Stellungnahme vor. Anschließend muss das Kultusministerium den Änderungen zustimmen. Neu ist, dass ein zusätzlicher Schwerpunkt neben der klassischen dualen dreijährigen Ausbildung auf der zweijährigen Ausbildung liegt.
Regina Schrödl-Palermini vom Reichsstadt-Hotel in Bad Winds­heim begrüßt dieses Ansinnen, da gerade Schüler, die sprachliche Defizite haben, über die zweijährige, einfachere Ausbildung einen Berufsabschluss erreichen können, der zudem die Möglichkeit zu einer späteren Weiterqualifizierung ermöglicht. Sie selbst bildet derzeit unter anderem zwei junge Flüchtlinge aus und lobt deren Arbeitshaltung, sieht aber auch die sprachlichen Probleme.
Individuell fördern
Dirk Richter, der schwerpunktmäßig angehende Köche unterrichtet, plädiert für ein berufliches Grundbildungsjahr „Gastronomie“, das fachliche und sprachliche Kompetenzen vermittelt: Dieses sollte der Ausbildung vorgeschaltet werden. „Wir Lehrkräfte orientieren unseren Unterricht oft an den schwächeren Schülern“, so Andreas Bonk, doch auch die leistungsstarken, kreativen Schüler möchten vorankommen, etwas ausprobieren, Ideen umsetzen und individuell gefördert werden.
Gastronomieberufe sind „Berufe, die die Welt erobern“, so Studiendirektorin Middendorf: Eine Ausbildung in der Gastronomie bringe Abi­turienten ebenso voran, wie Real- oder Mittelschüler. International bietet die Gastronomie kreative Tätigkeitsfelder. Erfreulich ist, dass die Zahl der jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Gastronomie entscheidet, wieder leicht steigt.
Klaus Sackenreuther vom Hotel-Gasthof Sonne in Rothenburg sprach sich für eine Reform des Berichtsheftschreibens aus: Lediglich die täglichen Tätigkeiten zu dokumentieren, bringe wenig. Die Azubis sollten sich verstärkt mit betrieblichen Unterweisungen und mit fachlichen Themen auseinandersetzen.
Michael Vogt, Direktor des Traditionshotels Eisenhut, sieht den Standort der Ausbildung für Jugendliche als wenig attraktiv an: Kleine Städte wie Bad Windsheim, Dinkelsbühl oder Rothenburg hätten für junge Menschen nach deren Feierabend in der Gastronomie wenig zu bieten und Klaus Sackenreuther, erfahren in der Ausbildung mit jungen Menschen aus Spanien, pflichtet ihm bei. Ein Jugendlicher, der in Barcelona oder Madrid aufgewachsen sei, fühlt sich in Rothenburg „verloren“.
Regina Schrödl-Palermini bedauert, dass Medien bei öffentlichen Ereignissen nie das Flair der Lokalitäten würdigen, welches die Mitarbeiter der Gastronomie zaubern. Der Schwerpunkt der Berichterstattung läge immer auf den „Promis“. Dass Ambiente und Service wesentlich zum Gelingen jeder Veranstaltung in der Gastronomie beitragen, werde als selbstverständlich angesehen und bleibe unerwähnt.
Einig waren sich die Ausbilder und Lehrkräfte darüber, dass die Schule und die Betriebe zusammenarbeiten und sich austauschen müssten. Die Ausbilder seien auch gern gesehene Besucher im Fachpraxisunterricht, so Johanna und Marco Juran. Neben den klassischen Gastronomieberufen werden am Beruflichen Bildungszentrum auch angehende Systemgastronomen unterrichtet. Ihre Ausbilder treffen sich an einem eigenen „Runden Tisch“. sw

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