Russische Gesänge begeistern
Vokalquartett „Vivat“ setzt in der Neusitzer Heilig-Kreuz-Kirche stimmgewaltiges Ausrufezeichen
NEUSITZ – Das russische Vokalquartett „Vivat“ zeigte sich in der Heilig-Kreuz-Kirche in Neusitz als Formation stimmgewaltiger Sänger bei der Interpretation von Chorwerken orthodoxer Liturgie und volkstümlicher Lieder aus Russland. Eine nur kleine Zuhörerschar war von den musikalischen Vorträgen begeistert.

Beste russische Sangestradition in der Neusitzer Heilig-Kreuz-Kirche: Vivat bei ihrem Konzert. Foto: Nitt
Gründer und künstlerischer Leiter des Männerquartetts ist der Bariton Victor Stupnev, der als Dozent für Chorleitung und Dirigieren an der Universität in St. Petersburg tätig ist. In seiner Heimatstadt unterstützt „Vivat“ die Intensivstation für Neugeborene am Städtischen Kinderkrankenhaus St. Nikolaja Tschudotvorza („St. Nikolaus-Wundertäter“). Bei freiem Eintritt zum Konzert in Neusitz war die Kollekte ein Beitrag für dieses Hilfsprojekt.
Mit dem Psalm 33 „Freuet euch im Herrn“ eines unbekannten russischen Komponisten wurde das Programm musikalisch eröffnet. Sofort beeindruckte die immense Stimmkraft, die reine Intonation und rhythmische Präzision der vier Sänger. Es folgte ein Fragment aus einem Trauergesang. Hier dominierte die Solostimme des ersten Tenors, während die drei anderen Herren den klanglichen Hintergrund bzw. die harmonische Begleitung intonierten. Mühelos hätte der Solist mit seiner gewaltigen Stimme auch eine große Kirche klanglich ausfüllen können.
Nun erklang die russische Vertonung des Psalms 103 („Lobe den Herrn, meine Seele“) von Pawel Grigorjewitsch Tschesnoko (1877 bis 1944) und „Lobe den Namen des Herrn“ eines unbekannten Meisters des 18. Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben ist die Fähigkeit russischer Bässe, extrem tiefe Töne als Klangfundament singen zu können. Das gilt auch für den Bass-Sänger von Vivat.
Ein weiterer Programmpunkt des geistlich geprägten ersten Konzertteils war ein stimmungsvolles „Vaterunser“ von Peter Tschaikowski. Nach dem Vokalsatz „In deinem Reich“, das wiederum mit Solostimme komponiert war, folgte das bekannte Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ des ukrainischen Komponisten Dimitrij Bortnjanski (1751 bis 1825). Dieser auch in Deutschland sehr beliebte Gesang wurde mit großer Hingabe dynamisch fein abgestuft interpretiert. Die erste Strophe erklang sowohl in russischer als auch in deutscher Sprache.
Der zweite Teil des Programms war russischen Volksliedern gewidmet. Zunächst brachte Vivat ein Scherzlied mit zungenbrecherischem Text zu Gehör. Es folgte ein wehmütiges Liebeslied und ein weiteres Scherzlied mit Glissando-Effekten. Bei letzterem Gesang und der sich anschließenden Legende „Die zwölf Räuber“ wurde die Musik auch ein wenig szenisch ausgedeutet.
Den Abschluss des Konzertprogramms bildeten die Chorsätze „Glöcklein klingen“ (mit schöner Kopfstimme des ersten Tenors!), „Auf der Straße“, „Abendglocken“ (mit Imitation des Glockenschlags) und ein weiteres Scherzlied.
Als Zugaben brachte Vivat neben einem weiteren russischen Volkslied das berühmte „Tanzen und springen“ von Hans Leo Hassler (1564 bis 1612) gekonnt zu Gehör. Großer Beifall belohnte die sympathischen Künstler. ni
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