Nein zum geständerten Balkon

Bauausschuss lehnt Eingriff an Scheunengiebel ab – Aber ja zu weiteren Gauben und Glasziegeln

ROTHENBURG – Einstimmig hat der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung die Genehmigung eines beantragten Balkons an der Nordseite der großen Scheune Klostergasse 7 abgelehnt. Er sollte dort nach dem Willen der Gebäudeeigner in geständerter Form angebracht werden und den Wohnwert dort erhöhen.

Scheune Klostergasse 7: An der Nordfassade ist der geständerte Balkon vorgesehen. Foto: Weber

Scheune Klostergasse 7: An der Nordfassade ist der geständerte Balkon vorgesehen. Foto: Weber

Gegen die Stimme von Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne) genehmigte der Bauausschuss den Einbau zusätzlicher Gauben in die westliche Dachfläche. Auch gegen die Eindeckung von Teilen der östlichen Dachfläche mit Biberschwanzziegeln aus Glas hatte das Gremium nichts einzuwenden. Beide Veränderungen sollen dazu beitragen, mehr Licht in die Wohnung dort zu bringen.

Störend

Nach Paragraph 9 der Baugestaltungssatzung sind Balkone zur Straßenseite grundsätzlich nicht zulässig in der Altstadt. Die Nordseite besagter Scheune liegt zum Klostergarten. Bei ihm handelt es sich zwar nicht um eine Straße, aber der aufgeständert vorgesehene Balkon wirke störend dort hinein.

Allen voran Karl-Heinz Schneider (FRV) sprach sich gegen diese Veränderung aus, die nicht zuletzt auch einen Eingriff in das Giebelfachwerk der Scheune nach sich zöge. Das Gebäude habe schließlich als eines der bedeutendsten Wirtschaftsgebäude in der Stadt Anfang des 16. Jahrhunderts besonderen Rang. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die schon länger zurückliegenden Auseinandersetzungen um die Befensterung der Scheune, als sie für die Wohnnutzung umgebaut werden sollte. Der Gebäudeeigner wisse also sehr wohl um die Problematik seines aktuellen Ansinnens.

Dieter Seiferlein betonte, es handle sich bei dem Gebäude und seinem Umgriff um einen hochsensiblen Bereich am früheren Dominikanerinnenkloster und jetzigen Reichsstadtmuseum. Schon durch die zusätzlichen Dachgauben sei aus seiner Sicht der Scheunencharakter dahin. Thomas Schmid (UR) nannte die Wohnung im Gebäude hervorragend gelungen. Die zusätzlichen Gauben seien aus seiner Sicht weniger störend. Nicht akzeptabel sei aber der Balkon. Er störe Idylle und Historie des anliegenden Bereichs.

Fritz Sommer (UR), Brigitte Klingler (FRV), Dieter Schulz (CSU) und Dr. Günther Strobl (SPD) machten sich in der Sitzung dafür stark, dem Antragsteller grundsätzlich eine Brücke für einen Balkon zu bauen. Man solle ihm signalisieren, dass eine verträgliche Lösung durchaus möglich wäre.

Oberbürgermeister Walter Hartl und Stadtbaudirektor Michael Knappe signalisierten grundsätzlich Gesprächsbereitschaft. Sie machten aber klar, dass eine Balkonlösung dort schon erheblich von der jetzt eingereichten Fassung abweichen müsse, wenn sie Chancen auf eine Zustimmung haben wolle. Auch das Landesamt für Denkmalpflege und Stadtheimatpfleger Konrad Bedal hatten sich entschieden gegen einen geständerten Balkon an dieser Stelle ausgesprochen.

Deutlich höher

Einstimmig genehmigt hat der Bauausschuss mit Werbebeirat Werbepylonen am Zentro für das „Kaufland“. Die Höhe wurde auf 5,20 Meter zurückgenommen. Dennoch überschreitet die Anlage die in der Werbeanlagensatzung festgelegte Maximalhöhe (3 Meter). Mit Blick auf die bisher in ähnlich gelagerten Fällen insbesondere bei Lebensmittelmärkten gemachten Ausnahmen sei aus Gleichheitsgründen auch hier eine Genehmigung angezeigt.

Ohne Gegenstimme genehmigte das Gremium mit Baubeirat den Ausbau des Dachgeschosses Küblersgäss­chen 5 zur Wohnung. Der Bauausschuss (dann in seiner eigentlichen Zusammensetzung mit ausschließlich Vertretern aus dem Stadtrat) gab grünes Licht für die Sondernutzung einer öffentlichen Fläche für den Einbau eines Fettabscheiders am Rödertor und für die Errichtung eines Einfamilienhauses mit Garage (Karl-Rahn-Weg 11).

Gegen Abweichung

Im Grunde nicht viel einzuwenden hat er gegen das Vorhaben der Telekom, die bisherigen Telefonzellen an mehreren Stellen in der Altstadt abzubauen. Im Zeitalter der Handys Lediglich die am Schrannenplatz sollte nach Möglichkeit bleiben, hieß es.

Zur Errichtung eines Mehrfamilienwohnhauses in der Pürckhauerstraße gab es eine Voranfrage. Dabei handelt es sich um eine Anlage mit 16 Einheiten, die sich auf zwei Vollgeschosse und ein zurückgenommenes Maisonettegeschoss mit begrüntem Flachdach verteilen.

Karl-Heinz Schneider stimmte als einziger dagegen. Das Vorhaben füge sich nicht in die Umgebung ein. Andere Ausschuss-Mitglieder fanden dagegen gerade interessant, dass die Anlage von der üblichen Note etwas abweiche. -ww-

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