Ein schönes Zeichen gesetzt

Wildbad sagte Danke für Unterstützung – Riederer-Ausstellung eröffnet – Schnee als „Bremse“

ROTHENBURG – Zwar machte das Wetter mit seinem stundenlangen Schneegestöber einen dicken Strich durch die Rechnung, was die erwartete große Resonanz angeht. Aber das Dankeschön-Café, mit dem sich die Mitarbeiter der Evangelischen Bildungsstätte Wildbad im sicher wohlgefüllten Theatersaal für die Unterstützung im Kampf um den Fortbestand in der bisherigen Form erkenntlich zeigen wollten, setzte dennoch ein schönes Signal.

In ihren „Nein“-T-Shirts vom Protest präsentieren sich die Mitarbeiter um Pfarrer Dersch.

In ihren „Nein“-T-Shirts vom Protest präsentieren sich die Mitarbeiter um Pfarrer Dersch.

Es sei ein ganz wichtiges Anliegen für sein 45-köpfiges Team der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf diesem Weg für den starken Rückhalt zu danken, den man in der gesamten Region in der zurückliegenden Zeit der Unsicherheit erfahren habe, betonte Pfarrer Herbert Dersch, Leiter der Bildungsstätte, in seiner Begrüßung. Es sei schade, dass dies jetzt nicht in dem erwarteten großen Kreis geschehen könne.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten sich auf einen Ansturm vorbereitet und sich ehrenamtlich ziemlich ins Zeug gelegt. Nicht nur die im Saal gestellte lange Tafel mit Deko hatte einige Arbeit gemacht. Insgesamt hatte das Team für das Büfett auch eine stolze Auswahl an Gebäck aus eigenem Backrohr auf die Beine gestellt. Allein über 20 selbstgebackene Kuchen waren gebacken worden.

Mit dem Dankeschön-Café ver­bunden war die Vernissage zur Ausstellung der Weihnachtsgrafiken von Hermann Riederer. „Licht in der Fins­ternis“ lautet der Titel der Kunstschau des früheren Lehrers am Rothenburger Reichsstadt-Gymnasi- um. Vom Studium und von den Sprachkenntnissen her weist der Künstler starke Bezüge ins Französische auf.

Um Licht und Schatten, ähnlich wie in der jüngsten Geschichte des Wildbads, gehe es hier auch – sowohl von der künstlerischen als auch von der inhaltlichen Seite, betonte Dr. Oliver Gußmann in seiner Laudatio. Gedanken zum Traum des Joseph steuerte Hermann Riederer bei. Seine Lithografien zu diesem Thema hängen im Eingangsbereich des Wildbades.

Traum Josephs

Joseph träumt in der Weihnachtsgeschichte nach dem Matthäusevangelium ganz häufig, insgesamt drei Mal: Der Engel Gabriel erscheint ihm, er solle Maria nicht verlassen, dann soll er mit dem Kind nach Ägypten fliehen. Durch den letzten Traum wird die Heilige Familie nach Nazareth geholt, wo sie wohnt.

Josef ist das Beispiel eines einfach treuen Familienvaters, dem Übernatürliches begegnet. Die Grafiken zeigen den Übergang in den Jakobskampf. Ein Todesengel begegnet ihm. Gedanken zur vierge parturiente (gebärende Jungfrau) sind in dem Linolschnitt thematisiert.

Auf einer Wanderung durch die Auvergne hat Hermann Riederer das Bild 1985 in der Basilika von Brioude (Kirche bei la Chaise Dieux) abgezeichnet. In seiner Laudatio ging Dr. Gußmann auf die Darstellung und die dahinter liegende Symbolik ein. Hinter Maria ist ein Komet zu sehen, der in einen langen Schweif in Form einer reifen Weizenähre übergeht.

Der Stern von Bethlehem habe den Astrologen den Weg zu Maria gewiesen. Die Astrologen damals sahen in Kometen eine Ankündigung einer neuen Ära in der Weltgeschichte. „Und sie sollten, was Sterndeuter nicht immer haben, recht behalten“, sagte Gußmann.

Riederer in seinem Element: Gerne erläutert er seine Werke den Betrachtern. Fotos: Weber

Riederer in seinem Element: Gerne erläutert er seine Werke den Betrachtern. Fotos: Weber

Die volle Weizenähre stehe kurz vor der Ernte: Wenn die Körner der Weizenähre selbst Frucht bringen wollen, haben sie zwei Möglichkeiten: Sie müssen entweder wieder in die Erde und sterben und aufkeimen. Ein Zeichen für Jesu Tod und Auferstehung: „Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt bringt es viel Frucht!“ Oder die Weizenkörner müssen zermahlen werden, gebacken werden und zu Brot werden und auch dies erinnert an Christus, das Brot des Lebens.

„Vor uns liegen noch 14 kurze ­Adventstage,“ betonte Dr. Gußmann: „Vielleicht sind diese Tage auch mit einer Art Schwangerschaft zu vergleichen. Was macht man, wenn sich ein Kind ankündigt? Man stellt sein Leben darauf ein: Man bereitet dem Messiaskind eine Krippe vor. Eine Menge Zeit haben wir jetzt jedenfalls, uns auf die Geburt Christi bei uns vorzubereiten. Und Christus nimmt sich diese Zeit, in uns zu wachsen.“ So möge diese Ausstellung dazu beitragen, dass wir uns auf ihn einstellen. Mit einem Adventsgedicht von Hanns Dieter Hüsch ließ Dr. Gußmann die Laudatio ausklingen. -ww-

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