Ein langer Weg

Rekonstruktion der Geschichte von der Stadt

ROTHENBURG – Im Rahmen der winterlichen Vortragsreihe des Vereins Alt-Rothenburg sprach Mathias Probst aus Binzwangen im Gasthof „Zur Schranne“ über die endlos lange Zeit vor der Gründung von Burg und Stadt Rothenburg im Hochmittelalter.

Rothenburg: malerisch und geschichtsträchtig.Foto: Schorsch

Rothenburg: malerisch und geschichtsträchtig. Foto: Schorsch

In Abhängigkeit von von den sich häufig verändernden klimatischen Bedingungen (Wechsel von Eiszeiten und Warmzeiten) wurde das Gebiet immer wieder von Menschen aufgesucht und bewohnt, die ihre Spuren in Form von Bodenfunden hinterließen. Dabei sind es in erster Linie weniger die Funde, die den Archäologen interessieren, sondern vielmehr die Aussagen, die sie über die Menschen vergangener Zeiten und ihr Wesen erlauben.

Kleinwerkzeuge gefunden

Wer etwas über den Menschen der Gegenwart wissen will, erfährt einiges aus der Prähistorie. Als „Vorgeschichte“ bezeichnet man die Zeit, aus der keinerlei schriftliche Quellen überliefert sind, als „Frühgeschichte“ die Jahrhunderte nach der Zeitenwende, von denen erste, aber noch sehr spärliche Schriftdokumente zeugen. Aus der Epoche der Altsteinzeit, in der der (anatomisch) moderne Mensch, der „Homo sapiens“, aus Afrika und Vorderasien nach Europa einwanderte und dort auf den Neandertaler stieß, dessen genetische Spuren wir in uns tragen, gibt es im Rothenburger Land keine menschlichen Spuren – wenn man nicht ein Steinwerkzeugs als Beleg nehmen will, das allerdings ohne Fundzusammenhang vom Boden aufgelesen wurde.

Aus der Mittelsteinzeit, als nach dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 15000 Jahren der Mensch endgültig in unser Gebiet zurückkehrte – er war immer noch nomadisierender Jäger und Sammler –, hat man um Rothenburg zahlreiche Kleinwerkzeuge wie Kratzer, Pfeilspitzen oder Widerhaken sowie Steinabschläge gefunden.

Mit der Jungsteinzeit, die vor etwa 7000 Jahren begann, wurden die Menschen im Laufe der sogenannten „neolithischen Revolution“ sesshaft, bauten Getreide an und stellten Keramik her. Die „Bandkeramiker“, deren imposante Langhäuser man etwa beim Bau der Autobahn bei Neusitz entdeckt hat, siedelten vor allem auf den fruchtbaren Lössböden nördlich von Rothenburg und besonders im Uffenheimer Gau. Am Ende der Jungsteinzeit gab es schon befestigte Dörfer und Ringwälle. Das Aufkommen des Metalls, anfangs Bronze, dann Eisen, muss mit weitgespannten Handelsbeziehungen einhergegangen sein.

Denn die Rohstoffe für die Verhüttung stammten von weither, etwa aus England. Es kam zu einer Konzentration der Macht, bedeutende Leute wurden in mächtigen Hügelgräbern beerdigt, in der späten Bronzezeit (Urnenfelderzeit) entstanden auf Bergen stadtähnliche Zentralsiedlungen (Bullenheimer Berg). Die bisher wenig erforschte Anlage der „Engelsburg“ über der Tauber könnte in diese Zeit gehören.

Kastell zerstört

In der anschließenden Eisenzeit haben wir es mit zwei Abschnitten zu tun: Die Hallstattzeit (ab 800 vor Christus) hinterließ viele Grabhügel, die auf eine starke soziale Differenzierung der Gesellschaft hinweisen, die anschließende La-Tène-Zeit (ab 450 v. Chr.) ist die „Keltenzeit“, zu der wir in unserem Raum die Vierecksschanzen bei Pfeinach und Oberoestheim, vor allem aber die gewaltige Fliehburg bei Finsterlohr mit ihren mächtigen Wällen rechnen (unter denen sich auf der Feldseite Stein-Holz-Mauern verbergen, so wie sie Caesar beschrieben hat).

Die Römer waren mit dem Limes praktisch Nachbarn des Rothenburger Gebietes. Ihre Kastelle und Zivilsiedlungen (Gunzenhausen, Aalen und so weiter) lagen nur rund 40 Kilometer südlich. Im Jahr 241 wurde das Kastell Gunzenhausen von germanischen Gruppen zerstört, die immer stärker in das Vorland des Limes eindrangen. Es folgten „dunkle Jahrhunderte“, aus denen wenig überliefert ist. Im Umland Rothenburgs gibt es bisher nur wenige germanische Funde, über die „Völkerwanderungszeit“ weiß man kaum etwas.

Mathias Probst stammt aus Binzwangen, wo er wohnt und sich im Gemeindeleben engagiert. Er hat in Mainz Vor- und Frühgeschichte studiert und als Steinzeitspezialist an zahlreichen Forschungsprojekten und Ausgrabungen teilgenommen. Seit 2016 ist er als Nachfolger von Horst Brehm ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger für das Gebiet des Altlandkreises Rothenburg. rs

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