Prachtexemplar

40 Kilo-Kürbis bringt Ayleen Rinck die Krone

GROSSHARBACH – Zahlenmäßig reicht man zugegebenermaßen nicht an die ausgestellten 450000 Exemplare der Kürbisausstellung in Ludwigsburg heran. Doch das traditionelle Kürbisfest des Obst- und Gartenbauvereins Großharbach punktet dafür mit etwas ganz anderem: Denn durch den alljährlichen Wettbewerb um das schwerste Exemplar, werden die Kinder an die Natur herangeführt und dürfen ihrer Kreativiät beim anschließenden Schnitzen der Kürbisse freien Lauf lassen.

Stolz präsentieren die Nachwuchsgärtner ihre liebevoll geschnitzten Kürbisse. Fotos: Scheuenstuhl

Stolz präsentieren die Nachwuchsgärtner ihre liebevoll geschnitzten Kürbisse. Fotos: Scheuenstuhl

Jedes Jahr, am Monatswechsel von Oktober zu November, herrscht Hochbetrieb in der Halle der Firma Schmidt am Ortseingang von Großharbach. Kinder pilgern mit ihren Eltern (überwiegend Mütter) dorthin, um ihre Kürbisse wiegen zu lassen. Viele der orangenen Exemplare sind so schwer, dass sie nur per Schubkarre oder Traktor von A nach B befördert werden können.

Aber nur wessen Kürbis das meiste Gewicht auf die Waage bringt, darf sich am Ende des Tages die Krone aufsetzen. Heuer gebührte diese Ehre Ayleen Rinck. Dank ihres 40,6 Kilogramm schweren Kürbisses ist die 13-jährige Gymnasiastin die neue Kürbiskönigin und darf somit beim Umzug anlässlich der Rothenburger Sommermesse inmitten der Delegation des Großharbacher Obst- und Gartenbauvereins mitlaufen.

Herrin über die Waage und damit in gewisser Weise obers­te Schiedsrichterin ist Vereinsvorsitzende Margit Stüber. Seit 18 Jahren führe man schon das Kürbisfest durch, bei dem alle Kinder von der Krabbelgruppe bis zur Konfirmation mitmachen dürfen, erklärt sie. Dem Rekordkürbis mit 49 Kilogramm aus dem Jahr 2009 konnte bislang keiner das Wasser reichen. Im Vergleich dazu war der Sieger des allerersten Kürbisfestes mit 24 Kilogramm ein ein wahres Leichtgewicht.

Die Großharbacher Obst- und Gartenfreunde sind ehrliche Menschen und lehnen deshalb unlautere Mittel zur Steigerung des Kürbiswachstums ab. Da es aber dennoch nicht schadet, dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen, sichern sich einige die Samen des Gewinnerkürbisses in der Hoffnung, dass sich dessen preisgekrönten Ausmaße auch in der nächsten Generation niederschlagen.

Ayleen Rinck ist die frisch gekürte Kürbiskönigin.

Ayleen Rinck ist die frisch gekürte Kürbiskönigin.

Wasser und Streicheleinheiten

Auch Bastian Geuder überließ bei der „Aufzucht“ seines Kürbisses nichts dem Zufall. Fast jeden Tag besuchte der 11-Jährige sein orangenes Gewächs, um es per Streicheleinheiten zum Wachsen anzuregen. Dazu gab es oft auch einen ordentlichen Schluck aus der Gießkanne. An und für sich ist der Kürbis aber ein recht anspruchsloses Gewächs. Am liebs­ten ist es ihm, weiß Margit Stüber, wenn er auf dem geeigneten Boden (etwa einem Komposthaufen) in Ruhe vor sich hinwachsen kann.

Mit großem Interesse verfolgten die etwa 25 Kinder, wer gewichtsmäßig das Rennen unter den Kürbissen macht. Sobald ihr Exemplar die Waage verlassen hatte, machten sie sich auch schon daran, es von seinem Innenleben zu befreien und ihm ein – mal lustiges, mal gruseliges – Gesicht ins Fruchtfleisch zu schnitzen.

Vor der offiziellen Verkündung des neuen Herrschers oder der neuen Herrscherin wurden die Schnitzwerke zu einer Kürbisparade aufgestellt. Im Gasthof zur Sonne durften sich alle Teilnemer ein Geschenk als Dank für die Pflege und Fürsorge, die sie den Pflanzen angedeihen ließen, auswählen. Als geselligen Abschluss des Kürbisfestes gibt es ein gemeinsames Essen, bei dem Pommes und Kürbissuppe auf den Tisch kommen. Immer mehr Kinder wählten dabei die gesündere, orangene Variante.

Der Obst- und Gartenbauverein, der 57 Mitglieder zählt, lädt explizit gerade auch neu hinzugezogene Familien zu dem Fest ein, um ihnen den Anschluss ans Gemeindeleben zu erleichtern. Neben dem geselligen Charakter der Veranstaltung, dient das Fest auch dazu, alte Kürbis-Sorten zu bewahren. Als schmuckvoller Nebeneffekt spenden die geschnitzten Fruchtkörber jetzt, wo es schon bald am Abend dunkel wird, stimmungsvolles Licht vor den Haustüren. Der Brauch, Kürbisse zum Halloweenfest aufzustellen, stammt aus Irland. Dort lebte einer Sage nach der Bösewicht Jack Oldfield. Dieser fing durch eine List den Teufel ein und wollte ihn nur freilassen, wenn er Jack fortan nicht mehr in die Quere kommen würde. Nach Jacks Tod kam er aufgrund seiner Taten nicht in den Himmel, aber auch in die Hölle durfte Jack natürlich nicht, da er den Teufel betrogen hatte. Doch dieser erbarmte sich und schenkte ihm eine Rübe und eine glühende Kohle, damit er durch das Dunkel wandern könne.

Böse Geister abschrecken

Der Ursprung des beleuchteten Kürbisses war demnach eine beleuchtete Rübe, doch da in den USA Kürbisse in großen Mengen zur Verfügung standen, höhlte man stattdessen einen Kürbis aus. Dieser Kürbis war seither als Jack O’Lantern bekannt. Um böse Geister abzuschrecken, schnitt man Fratzen in Kürbisse, die vor dem Haus den Hof beleuchteten. mes

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