Zwei Verlierer und vier Gewinner

Rothenburger Wahlergebnis orientiert sich weitgehend am Bundestrend – Beteiligung gestiegen

ROTHENBURG – Das sind auch in der Großen Kreisstadt deutliche Signale zur Trendwende: erhebliche Verluste für SPD und CSU, leichter Gewinn bei den Grünen, die noch knapp vor der dramatisch erstarkten AfD auf Platz 3 liegen. Und dann „Die Linke“ und die FDP als fast gleichauf platzierte Gewinner.

Grafik Wahlamt: Bundestagswahl 2017 Große Kreisstadt Rothenburg. Die Erststimmen für Direktkandidaten: CSU 36,73 – SPD 21,62 – Grüne 11,32 – AfD 9,40 – Die Linke 8,97 – FDP 6,08 – FW 4,04 – Sonstige

Grafik Wahlamt: Bundestagswahl 2017 Große Kreisstadt Rothenburg. Die Erststimmen für Direktkandidaten: CSU 36,73 – SPD 21,62 – Grüne 11,32 – AfD 9,40 – Die Linke 8,97 – FDP 6,08 – FW 4,04 – Sonstige

Dass die Christlich Soziale Union in der Freien Reichsstadt traditionell noch nie so stark war wie in den umgebenden „schwarzen“ Dörfern und Städten des Landkreises ist nicht neu, aber der Trend geht für die einst staatstragende Partei nun deutlich weiter abwärts mit nur noch 33,43 Prozent am letzten Sonntag gegen­über den 38,61 von 2013, ein Rückgang um 5,18 Prozent. Für die Sozialdemokraten sind die Zeiten noch härter geworden, denn sie stürzen von 27,27 auf 20,85 Prozent (minus 6,42 Prozent) noch tiefer ab. Freuen können sich die Grünen über leichten Zuwachs und Stabiliserung mit 10,42 Prozent (9,5 Prozent waren es 2013). Wenig Veränderung auch bei den Freien Wählern (nur 2,03 Prozent).

Dann aber gibt es diesmal gleich drei deutliche Gewinner. An erster Stelle ist es die Alternative für Deutschland (AfD), die auf 10,06 Prozent in Rothenburg hochschnellt, was bei den früheren 4,22 Prozent mehr als eine Verdoppelung ist. Beachtlich auch die Linke, die nun bei den Zweitstimmen 9,28 Prozent schafft und damit ihre Rothenburger Position sehr gut ausbaut, denn früher waren es 6,3 Prozent. Die Liberalen hatten in der Tauberstadt einst eine wichtige Rolle gespielt und nun scheint wieder etwas vom alten Glanz, denn die 9,24 Prozent für die FDP sind fast schon eine Verdoppelung zur Wahl 2013. Der Anteil der sonstigen Parteien liegt zusammengefasst bei 4,69 Prozent und ist damit im bisherigen Rahmen geblieben. Darunter gibt es die ÖDP mit knapp einem Prozent. Für die rechtsradikale NPD fanden sich noch 42 Wähler in der Stadt und für die DKP hat sich gerade mal ein einziger erbarmt.

Historisch: Festspieler bei der Stimmabgabe.  Foto: diba, sis

Historisch: Festspieler bei der Stimmabgabe. Foto: diba, sis

Diese genannten Zweitstimmen-Zahlen in Vergleich zum Landkreisergebnis machen nochmal die Abweichung bei der CSU deutlich, denn die kommt noch auf 40,36 Prozent im Kreis Ansbach, während dort die SPD mit gut 17 Prozent schlechter als in Rothenburg abschneidet. Auch die Linke erreicht nur 6,62 Prozent und die FDP nur 7,5 Prozent, die Grünen noch 8,81 Prozent. Die AfD ist im Kreis minimal stärker mit 11,78 Prozent. Die schlichte Erkenntnis: in Rothenburg ein Drittel Christlich-Sozial, ein Fünftel sozialdemokratisch und ansonsten fast gleich große vier Blöcke um die zehn Prozent.

Für die Demokratie ist die bundesweit gestiegene Wahlbeteiligung eine gute Nachricht und in Rothenburg hat sie sogar von 68,2 auf jetzt 76,47 Prozent deutlich zugenommen. Was die Direktbewerber betrifft, so unterscheiden sich die Stimmzahlen nicht so gravierend. Der CSU-Kandidat Auernhammer bekommt 36,73 Prozent und damit mehr als die Partei, beim FDP-Bewerber Dallheimer ist es umgekehrt, der kommt in Rothenburg nur auf gut 6 Prozent. Die andern liegen nicht weit von den Zweitstimmenergebnissen entfernt. Heutzutage gibt es nicht mehr die zugkräftigen Persönlichkeiten aus der Gegend wie man sie früher noch kannte.

Die Rothenburger Polit-Verhältnisse lassen sich weiter sezieren, wenn man einzelne Wahlbezirke mit Zweitstimmen herausgreift. Zum Beispiel Reichsstadthalle: CSU und SPD sind mit rund 25 und 23 Prozent fast gleich stark; Bettenfeld als Klassiker mit 50 Prozent CSU und gerade noch 7,7 Prozent SPD, wobei die AFD hier mit 11,2 Prozent zweitstärkste „Fraktion“ ist (es sind aber auch nur 117 Wähler im Ort).

Ein Grafik-Bild wie bei den Orgelpfeifen zeigt sich im Bezirk Musiksaal (299 Wähler) von der CSU mit gut 22 über die SPD mit 19,59 Prozent und eine starke Linke von fast 18 Prozent, von Grünen mit 14,5 und FDP sowie AfD mit 8,7 und 8,4 Prozent gefolgt. Und im Bezirk Stadtverwaltung schlägt die Linke mit 16,7 Prozent die SPD mit 14,59 Prozent, der die AfD fast gleichauf folgt, dann erst Grüne mit 12,1 Prozent. Die Parteien können hier munter analysieren, wo sie ihr Wählerklientel finden.

In nächster Nachbarschaft finden sich in den Landgemeinden ganz andere Ergebnissäulen: in Steinsfeld die CSU bei über 48 Prozent, die SPD bei 17 und die AfD bei 5,7 Prozent. Ähnlich stark ist die CSU in Geslau, gefolgt von 11,5 Prozent SPD und gleich danach der AfD. Fest steht, dass sich dem bundesweiten Trend folgend auch in Rothenburg und dem Altkreis die politische Landschaft verändert und es viel zu überdenken gibt. diba

Ein Kommentar zu Zwei Verlierer und vier Gewinner

  1. Wagner.Herrngasse sagt:

    DAs kommt davon,wenn man sich nicht um die „kleinen Leute“ kümmert..weder in der hohen Politik noch in Kleinstädten wie unserer,wo Zeitungsredaktion und Rat lieber in „Kulturträumen“ verharrt,anstatt das schwierige Leben der einheimischen Bevölkerung zu thematisieren.

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