Mehr Gegenwind in Insingen
Gemeinderats-Entscheidung für hauptamtlichen Bürgermeister soll gekippt werden
INSINGEN/LOHR – In Insingen nimmt jetzt der Gegenwind für die Entscheidung zu, nach Ende der Amtszeit des seit Mai 1978 Jahren ehrenamtlich tätigen Bürgermeisters Rudolf Ebert, ab Frühjahr 2014 einen hauptamtlichen Bürgermeister für die Gemeinde vorzusehen.

Für einen ehrenamtlichen Bürgermeister in Insingen: Reihe oben von rechts Manfred Bürk, Friedrich Krauß, Armin Heger, Reihe unten von rechts Frank Arnold, Christine Schopf, Gustav Heger.
Die Wählergemeinschaft Insingen Nord (Lohr-Leuzhof) weist auf die Nachteile einer solchen berufsmäßigen Variante an der Spitze der Gemeinde hin und wirbt nachdrücklich um Unterstützung für den Fortbestand der Ehrenamtlichkeit dieser Funktion.
Insingen wäre eine der mit Abstand kleinsten Gemeinden Bayerns mit hauptamtlichem Bürgermeister, betont sie. Sie spricht abgesehen davon von insgesamt weitreichenden Folgen und rechnet eine dauerhafte erhebliche Mehrbelastung der Gemeinde vor.
Mehrkosten
Je nachdem, ob die künftige Persönlichkeit verheiratet ist, ob sie Kinder hat und wieviele, werden ihren Berechnungen zufolge in einer vorläufigen Betrachtung, die allerdings noch aktualisiert wird, Mehrkosten zwischen immerhin 46000 und 71000 Euro im Jahr zu Buche schlagen.
Für den kommenden Sonntag, 16. Juni, hat die Gruppierung eine Informationsveranstaltung im örtlichen Sportheim anberaumt, zu der sie ganz ausdrücklich alle Bürgerinnen und Bürger der Verbandsgemeinde Insingen einlädt.
Ab 19.30 Uhr möchte sie dabei rund ums Thema „Ehrenamtlicher oder hauptamtlicher Bürgermeister für Insingen“ aufklären, die dauerhaften Kosten darstellen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, wie deutlich gemacht wird: „Dieses Thema geht alle an, denn alle Einwohner der Gemeinde sind betroffen,“ heißt es in der jetzt mit dem gemeindlichen Mitteilungsblatt verteilten schriftlichen Einladung an alle Insingerinnen und Insinger.
Unterzeichnet haben das Schreiben die Vertrauensleute der Wählergemeinschaft Insingen Nord. Armin Heger, Christine Schopf und Manfred Bürg stehen seit dem 28. April dieses Jahres an der Spitze dieser Gruppierung. Sie sind Nachfolger von Brigitte Seybold, Erich Junker und Ralf Schauer, die den Stein ins Rollen gebracht haben.
Das bisherige Vertrauensleute-Trio ergriff – wie berichtet – die Initiative und rief im Januar zu einer Versammlung, weil die fünf Ratsmitglieder aus Lohr im Insinger Gemeinderat mit ihrem Antrag zur Geschäftsordnung auf Aufschub der Entscheidung für die künftige Hauptamtlichkeit des Bürgermeisters gescheitert waren und sich die Mehrheit des Gremiums mit 8:5 durchgesetzt hatte.
Auch der derzeitig ehrenamtliche Bürgermeister Rudolf Ebert (CSU), der im 35. Dienstjahr ist und damit zu den am längsten Gedienten unter den Gemeindeoberhäuptern im Altkreis Rothenburg und im Landkreis Ansbach gehört, votierte im Übrigen mit den anderen Gemeinderäten aus dem Kernort und damit für die Änderung.
Er möchte nach dieser langen Zeit nicht mehr kandidieren im kommenden Frühjahr und sieht es als sein wichtiges Anliegen, die Weichen für die Nachfolge in seinem Sinn zu stellen. Er setzt sich dafür ein, dass mit dem gebürtigen Insinger und Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Rothenburg der aus seiner Sicht geeignete Mann als Hauptamtlicher und Chef in die Gemeindekanzlei einzieht. Peter Köhnlechner (45) wohnt derzeit mit Frau und drei Kindern im benachbarten Hausen am Bach.
Ende Februar ging ein schriftlicher Vorschlag an die Vertrauensleute der Wählergemeinschaft, in dem als Name für einen möglichen Kandidaten Dr. Dietmar Lorek (40) genannt wurde. Dabei handelt es sich um einen seit vergangenem Jahr mit Frau und vier Kindern in Lohr wohnenden Bundeswehr-Oberstleutnant. Es schlossen sich zwei Treffen der Wählergemeinschaft Insingen Nord mit ihm an. Dann gab es erstmal einen Monat Pause.
Für den 21. April wurde in einem weiteren Schritt zu einer Abstimmung eingeladen. Solle die Wählergemeinschaft Insingen Nord mit eben diesem möglichen Kandidaten ein Bürgerbegehren für die Wiedereinführung des Ehrenamts für den örtlichen Bürgermeister anstreben, wurde per Wahlzettel gefragt.
An dem Abend gab es eine längere Diskussion. Versammlungsteilnehmer fanden es gar nicht glücklich, diese Frage mit einer Person zu verbinden. Es könne doch gut sein, dass man für einen ehrenamtlichen Bürgermeister sei, aber gegen den als möglichen Kandidaten Genannten.
Was passiere, wenn die Abstimmung für diesen möglichen Kandidaten und für das zur Rückgängigmachung der Gemeinderats-Entscheidung angestrebte Bürgerbegehren ausgehe, wurde aus dem Kreis der Versammlung gefragt. Dann würden die Vertrauensleute der Wählergemeinschaft Insingen Nord geschlossen zurücktreten, hieß es.
Was dann auch geschah, als die Abstimmung gelaufen war. Sie endete mit 63,5 Prozent (bei einer Enthaltung) für das Ansinnen, unter den genannten Umständen ein Bürgerbegehren herbeizuführen. 63 Wahlberechtigte waren an dem Abend anwesend. Eine Woche später kam es zu Neuwahlen der Wählergemeinschafts-Vertrauensleute mit 55 Stimmberechtigten.
Die neu formierte Gruppe an der Spitze übernahm den Personal-Vorschlag der Vorgänger. Der in Ulm stationierte Lehrstabsoffizier und Geowissenschaftler hat das Lohrer Pfarrhaus gekauft und im vergangenen Jahr als Wohnsitz für sich und eine Familie ausgebaut. Er habe sich nur bereiterklärt für den Fall, dass sich kein anderer finde, erklärt er gegenüber unserer Redaktion.
Die Wählergemeinschaft suchte nach weiteren Unterstützern, die sie inzwischen auch gefunden hat. Dabei handelt es sich in erster Linie um Frank Arnold, Christine Schopf, Gustav Heger, die mit ihren Namen für das angestrebte Bürgerbegehren stehen. Außerdem haben sich noch drei Freiwillige bereiterklärt, für den Erfolg besagten Ansinnens mitzukämpfen und dafür zu sorgen, dass die benötigten Unterschriften zusammenkommen. Für die Zulassung des Bürgerbegehrens werden 10 Prozent der Wahlberechtigten gebraucht, für seinen letztendlichen Erfolg 20 Prozent der Wahlberechtigten. -ww-
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